Essay aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Historisches Institut), Veranstaltung: Übung: Quellenkritik Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer war Ludwig der Fromme? War er nur der Sohn Karls des Großen? War er der letzte Herrscher eines fränkischen Großreichs? Für seinen Biographen Thegan war er jemand, der consiliariis suius magis credidit quam opus esset. Für Astronomus wiederrum war er ein Mensch [de] gesta […] bona [et] malave. Da beide Biographien für das Frühmittelalter außerordentlich gut überliefert sind und Einzug in zahlreiche spätere mittelalterliche und frühneuzeitliche Werke fanden, sind die Erkenntnisse, über die dort vermittelten Darstellungen Ludwigs des Frommen grundlegend, um die Rezeption dieses Herrschers aber auch der Karolinger an sich im Wandel der Jahrhunderte zu verstehen. Wie kam es dazu, dass Ludwig I. im deutschsprachigen Bereich einen positiven, Gottesfurcht ausdrückenden Beinamen erhielt und er in Frankreich selbst „le Débonnaire“ gesehen wird? Im Zentrum dieser Arbeit steht die Frage, wie beide Biographen ihr jeweiliges Bild des Kaisers in ihren Werken vermitteln und welcher Stilmittel sie sich bedienen. Dabei werden zu Anfang die Vita Hludowici Pii imperatoris des Astronomus' sowie die Gesta Hludowici imperatoris Thegans quellenkritisch eingeordnet. Anschließend erfolgt ein Vergleich konkreter Textstellen beider Werke. Gestützt auf die dort erbrachten Ergebnisse sollen die zwei in den Werken vorherrschenden Vorstellungen Ludwigs herausgestellt werden und abschließend hinsichtlich der jeweiligen Quellenkritik näher erklärt werden. Ein Historiker, der sich mit den Biographien Kaiser Ludwigs sehr stark auseinandergesetzt hat, ist Ernst Tremp. Neben seinen grundlegenden Editionen der beiden Quellen, beschäftigte er sich vor allem mit der handschriftlichen Überlieferung und der späteren Rezeption beider Werke. Auch die darin enthaltenen Kaiserdarstellungen waren für ihn in seinem Aufsatz „Thegan und Astronomus, Die beiden Geschichtsschreiber Ludwigs des Frommen“ von Interesse. Auch Andrew J. Romig macht vor allem die vom Astronomus beschriebenen Tugenden zum Zentrum seiner Arbeit und untersuchte in seinem 2014 publizierten Aufsatz „In Praise oft he Too-Clement Emperor“ ausführlich die Barmherzigkeit, durch welche der sogenannte Astronomus den Kaiser vordergründig charakterisierte.