Leonard und seine Freunde konnten die Sabotage der Traumproduktion verhindern, doch schnell wird klar, dass die Gefahr für Sansaria und die Menschenwelt noch nicht gebannt ist. Während sich die Menschen auf der Erde langsam wieder erholen, zerfällt Sansaria. Und der Mann auf dem Eisbrecher in der Arktis schmiedet weiter finstere Pläne: er hat es auf die Träumlinge der Menschen abgesehen. Jene Wesen, die dafür zuständig sind, dass die Menschen träumen. Wird es Leonard gelingen, sie vor dem Untergang zu bewahren?
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2022Trip ins
Traumland
Tania Messner erzählt aus dem
Fantasiereich„Sansaria“
Wer beginnt, Tania Messners Fantasyroman „Sansaria. Träume der Finsternis“ zu lesen, der muss sich darauf einlassen, erst einmal wenig zu verstehen. Ein Mann mit einem Steinbein, der aussieht wie Giuseppe Garibaldi, versucht in einem brennenden Loch zu verschwinden, wird aber vorher entführt. Im fünften Quartier – wo immer das auch ist – wird ein Frühlingsfest gefeiert. Und ein elfjähriger Junge namens Leonard Federspiel fällt aus seinem Bett und landet in einer Welt, in der es gefährliche, alles fressende Kieferlinge gibt, Prophezeiungen, Träumlinge und das Mädchen Philomena, das dort auf ihn gewartet hat. Doch kaum ist er in dieser Welt namens „Sansaria“ angekommen, ist er schon wieder zurück in seinem Bett und bei seiner chaotischen alleinerziehenden Mutter, die sein Spielzeug auf einem Flohmarkt verkaufen will. Schnell zusammen gefasst passiert dies auf den ersten 20 Seiten, wofür mancher Autor ein halbes Buch braucht.
Tania Messner braucht das in ihrem Debütroman nicht. Sie vollzieht die Verwirrung nach, in der sich ihr Abenteuerheld Leonard befindet. Der Leser hat keinen Wissensvorsprung, sondern muss sich wie im Traum zurechtfinden. Für die Geschichte, die die Autorin erzählen will, ist dies ein cleverer Kniff. Ein leichter Einstieg ist es nicht. Wer sich indes darauf einlässt, der taucht ein in einen opulenten, fantasiereichen, verschlungenen Plot: „Sansaria“ ist eine Geschichte aus zwei Welten. Die eine ist sehr real, in ihr lebt ein elfjähriger Junge mit seiner Mutter zusammen und wird bald auf eine neue Schule kommen. Die andere ist eine Fantasiewelt, nämlich „Sansaria“. Es ist das Land, in dem die Träume der Menschen fabriziert werden. Allerdings arbeitet in „Sansaria“ jemand an einer Intrige, die die Traumproduktion gefährdet. Das Land steht vor einem Putsch , während die Menschen anfangen, immer weniger zu träumen und deshalb immer übellauniger durch ihr Leben stapfen. Leonard soll nun der Junge aus einer Prophezeiung sein, der „Sansaria“ rettet.
Wie Messner diese beiden Welten zusammenbringt, gleicht einer beherzten Jonglage. In kurzen Kapiteln erzählt sie die Ereignisse in der einen, dann in der anderen Welt. Dabei bleibt sie nicht eng bei den Protagonisten Leonard und Philomena, sondern bindet zusätzliche Handlungsebenen ein, die wie neue, bunte Bälle das literarische Spiel erweitern. Hier wie dort gibt es nämlich vielfältige Interessen am Ende der Traumproduktion. „Sansaria“ ist also ein Abenteuer, das einiges von seinen Lesern erwartet. Dazu gehört auch die Bereitschaft, mehrere Teile zu lesen, denn der Band „Träume der Finsternis“ hat ein hastiges, offenes Ende. Für Liebhaber fantasiereicher, nicht-linearer Lektüre ist „Sansaria“ aber ein lohnenswerter Trip ins Traumland. (ab 10 Jahre)
YVONNE POPPEK
Tania Messner: Sansaria. Träume der Finsternis. Mit Illustrationen von Jürgen Blankenhagen. Oetinger 2022,
416 Seiten, 18 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Traumland
Tania Messner erzählt aus dem
Fantasiereich„Sansaria“
Wer beginnt, Tania Messners Fantasyroman „Sansaria. Träume der Finsternis“ zu lesen, der muss sich darauf einlassen, erst einmal wenig zu verstehen. Ein Mann mit einem Steinbein, der aussieht wie Giuseppe Garibaldi, versucht in einem brennenden Loch zu verschwinden, wird aber vorher entführt. Im fünften Quartier – wo immer das auch ist – wird ein Frühlingsfest gefeiert. Und ein elfjähriger Junge namens Leonard Federspiel fällt aus seinem Bett und landet in einer Welt, in der es gefährliche, alles fressende Kieferlinge gibt, Prophezeiungen, Träumlinge und das Mädchen Philomena, das dort auf ihn gewartet hat. Doch kaum ist er in dieser Welt namens „Sansaria“ angekommen, ist er schon wieder zurück in seinem Bett und bei seiner chaotischen alleinerziehenden Mutter, die sein Spielzeug auf einem Flohmarkt verkaufen will. Schnell zusammen gefasst passiert dies auf den ersten 20 Seiten, wofür mancher Autor ein halbes Buch braucht.
Tania Messner braucht das in ihrem Debütroman nicht. Sie vollzieht die Verwirrung nach, in der sich ihr Abenteuerheld Leonard befindet. Der Leser hat keinen Wissensvorsprung, sondern muss sich wie im Traum zurechtfinden. Für die Geschichte, die die Autorin erzählen will, ist dies ein cleverer Kniff. Ein leichter Einstieg ist es nicht. Wer sich indes darauf einlässt, der taucht ein in einen opulenten, fantasiereichen, verschlungenen Plot: „Sansaria“ ist eine Geschichte aus zwei Welten. Die eine ist sehr real, in ihr lebt ein elfjähriger Junge mit seiner Mutter zusammen und wird bald auf eine neue Schule kommen. Die andere ist eine Fantasiewelt, nämlich „Sansaria“. Es ist das Land, in dem die Träume der Menschen fabriziert werden. Allerdings arbeitet in „Sansaria“ jemand an einer Intrige, die die Traumproduktion gefährdet. Das Land steht vor einem Putsch , während die Menschen anfangen, immer weniger zu träumen und deshalb immer übellauniger durch ihr Leben stapfen. Leonard soll nun der Junge aus einer Prophezeiung sein, der „Sansaria“ rettet.
Wie Messner diese beiden Welten zusammenbringt, gleicht einer beherzten Jonglage. In kurzen Kapiteln erzählt sie die Ereignisse in der einen, dann in der anderen Welt. Dabei bleibt sie nicht eng bei den Protagonisten Leonard und Philomena, sondern bindet zusätzliche Handlungsebenen ein, die wie neue, bunte Bälle das literarische Spiel erweitern. Hier wie dort gibt es nämlich vielfältige Interessen am Ende der Traumproduktion. „Sansaria“ ist also ein Abenteuer, das einiges von seinen Lesern erwartet. Dazu gehört auch die Bereitschaft, mehrere Teile zu lesen, denn der Band „Träume der Finsternis“ hat ein hastiges, offenes Ende. Für Liebhaber fantasiereicher, nicht-linearer Lektüre ist „Sansaria“ aber ein lohnenswerter Trip ins Traumland. (ab 10 Jahre)
YVONNE POPPEK
Tania Messner: Sansaria. Träume der Finsternis. Mit Illustrationen von Jürgen Blankenhagen. Oetinger 2022,
416 Seiten, 18 Euro
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