Was ist die gesellschaftliche Mitte in einem polarisierten Land? Der Journalist und Theologe Stephan Anpalagan zeigt, die Mitte der Gesellschaft ist ein exklusiver Ort: Sie ist das »Wir« in »Wir sind das Volk« und das »Du« in »Du bist Deutschland«. Während sie den Normalsterblichen Heimat bietet, bleibt sie für Menschen mit Armutszeugnis und Zuwanderungsgeschichte unzugänglich. Häufig über Generationen hinweg. Wer das Glück hat, zur Mitte zu zählen, darf nicht nur über sich selbst, sondern auch über die Ränder bestimmen: links und rechts, oben und unten, aber auch drinnen und draußen. Stephan Anpalagan schaut genauer hin und erklärt, was »die Mitte« auszeichnet und warum sie so sehnsuchtsvoll umkämpft ist. Er zeigt, wie die Mitte nicht nur zum Dreh- und Angelpunkt in einer polarisierten Gesellschaft wird, sondern auch zum Austragungsort einer aus dem Gleichgewicht geratenen Welt. Eine scharfe und schonungslose Analyse. »Mit Witz und Schärfe und nicht ganz ohne Sympathie denkt Stephan Anpalagan in diesem Buch über die Deutschen nach, die sich so nach der Mitte sehnen, und er fragt, was diese Sehnsucht für die bundesrepublikanische Demokratie bedeuten kann.« Hedwig Richter
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Wie schwierig es ist, wirklich zur Mitte der deutschen Gesellschaft zu gehören, wenn man einen Migrationshintergrund hat, erfährt Rezensentin Sieglinde Geisel aus diesem Buch. Anpalagans Eltern stammen aus Sri Lanka, er selbst ist in Wuppertal aufgewachsen und schreibt in vielen Beispielen und Aufzählungen von Rassismus und den "wunden Punkten der Migrationsdebatten", etwa von den rassistischen und antisemitischen Anschlägen der letzten fünfzig Jahre und berührt damit die Kritikerin sehr, die feststellen kann, wie diese Morde oft nicht wirklich aufgeklärt werden und schnell wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden. Wenn er auch bisweilen zum "rhetorischen Holzhammer" greift, ist es für Geisel aufschlussreich, wie er etwa den Begriff der "deutschen Leitkultur" analysiert, der eigentlich fast ein leerer Signifikant ist, und von "Schrödingers Ausländern" spricht, die den Deutschen einerseits angeblich die Arbeitsplätze wegnehmen, aber dann doch auch aus systemrelevanten Berufen abgeschoben werden. Ein Buch, das der überzeugten Rezensentin zeigt, dass Migranten es der deutschen Gesellschaft eh nicht recht machen können, ein Buch, das sie aber auch als wichtiges Gesprächsangebot und Positionierung gegen rechts liest, wie sie schließt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Stephan Anpalagans neues Buch ist der richtige Beitrag für die überhitzte Migrationsdebatte. Michael Hirz Kölner Stadt-Anzeiger 20240103