Die Ausstellung "mit dem auge des kindes" 1995 in München und Bern hat einen Zusammenhang hergestellt zwischen Bildern Kandinskys und Kinderzeichnungen, die der Künstler zusammen mit Gabriele Münter Anfang des 20. Jahrhunderts gesammelt hatte. Die Diskussion um die Bilder Kandinskys blieb hiervon jedoch unberührt. In diesem Essay wird - ausgehend von dieser Sammlung - gefragt, welche Berührungspunkte Kandinsky mit der Kunsterziehungsbewegung hatte. Es zeigt sich zum einen, dass die Diskussion über Kinderzeichnung und Zeichenunterricht die im Almanach "Der Blaue Reiter" gezeigten Kinderzeichnungen verstehen hilft. Es zeigt sich zum anderen, dass nicht nur die Kinderzeichnung, sondern auch das Reformspielzeug das Interesse avantgardistischer Künstler geweckt hat. Vor diesem Hintergrund wird an einigen Beispielen aufgezeigt, in welcher Weise Kandinsky "kindliche" Elemente in seine Bilder eingestreut hat. Dies - zusammen mit seinen Erläuterungen zum "inneren Klang" - legt den Schluss nahe, dass der Künstler das beginnende 20. Jahrhundert wie viele seiner Zeitgenossen als das "Jahrhundert des Kindes" wahrgenommen hat.
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