Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: Gut, Ruhr-Universität Bochum (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Auf die Frage nach der Funktion des Schönen läßt sich mit dem Gefühl beim Anblick desselben antworten: Lust. Lust trägt dazu bei, sich mit etwas zu unterhalten. Wenn ein Gegenstand oder eine Beschäftigung keine Lust entstehen läßt, legt man diesen für gewöhnlich zur Seite und beschäftigt sich mit unterhaltenden Dingen. Je mehr etwas gefällt, desto kürzer wird die Zeit, in der man sich damit befaßt und umgekehrt. Man darf demnach, ganz im Sinne von Kants 'Anthropologie', davon ausgehen, daß der Zweck von Schönheit die Verkürzung der Zeit aber auch die Vergemeinschaftung ist. Denn Kant zielt ja in seiner 'Anthropologie in pragmatischer Hinsicht' in erster Linie nicht darauf ab, Schönheit zu definieren sondern klarzustellen, wohin die schöne, fortschreitende Kultur die Menschheit führen soll: die Menschen sollen, als "vernünftige Wesen" das Übel, daß sie sich selber antun, spüren und erkennen, daß sie "den Privatsinn (einzelner) dem Gemeinsinn (aller vereinigt)" opfern müssen.1 Die Schönheit, insbesondere die schöne Kunst, hat in dieser Philosophie eindeutig einen ganz bestimmten Zweck. Allerdings ist die 'Anthropologie' bekanntermaßen nicht Kants einzige Abhandlung über das Thema Schönheit. Hält man die 'Kritik der Urteilskraft' entgegen, so stellt man fest, daß hier ganz entscheidende Unterschiede auftreten: an der Schönheit darf kein Interesse bestehen, und außerdem darf die Schönheit keinen konkreten Zweck erfüllen, man darf diesen Zweck nur ahnen: "Geschmack ist ein Beurteilungsvermögen eines Gegenstandes oder Vorstellungsart durch ein Wohlgefallen oder Mißfallen ohne alles Interesse. Der Gegenstand eines solchen Wohlgefallens heißt schön" und "Schönheit ist die Form der Zweckmäßigkeit eines Gegenstandes, sofern sie ohne Vorstellung eines Zwecks an ihm wahrgenommen wird."2 Der folgende Text erläutert die Folgen dieses Unterschiedes Interesse/Zweck - Interesselosigkeit/Zwecklosigkeit auf das weitgefächerte Thema der Unterhaltung mit Künsten. [...] _____ 1.Oelmüller, Willi: Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798). In: Grundkurs philosophische Anthropologie. München (Fink) 1996; S. 114 2. Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft [im folgenden: KdU]. Herausgegeben von Karl Vorländer. 6. Auflage, Reprint von 1924 (Philosophische Bibliothek, Band 39a). Hamburg (Meiner) 1959; S. 48 u. 77
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