"WER ÜBER KAPITALISMUS REDEN WILL, KOMMT AN THOMAS PIKETTY NICHT VORBEI." HANDELSBLATT Mit dem Weltbestseller "Das Kapital im 21.Jahrhundert" hat Thomas Piketty eines der wichtigsten Bücher unserer Zeit geschrieben. Jetzt legt er mit einem gewaltigen Werk nach: Kapital und Ideologie ist eine so noch niemals geschriebene Globalgeschichte der sozialen Ungleichheit und ihrer Ursachen, eine unnachsichtige Kritik der zeitgenössischen Politik und zugleich der kühne Entwurf eines neuen und gerechteren ökonomischen Systems. Nichts steht geschrieben: Der Kapitalismus ist kein Naturgesetz. Märkte, Profite und Kapital sind von Menschen gemacht. Wie sie funktionieren, hängt von unseren Entscheidungen ab. Das ist der zentrale Gedanke des neuen Buches von Thomas Piketty. Der berühmte Ökonom erforscht darin die Entwicklungen des letzten Jahrtausends, die zu Sklaverei, Leibeigenschaft, Kolonialismus, Kommunismus, Sozialdemokratie und Hyperkapitalismus geführt und das Leben von Milliarden Menschen geformt haben. Seine welthistorische Bestandsaufnahme führt uns weit über Europa und den Westen hinaus bis nach Asien und Afrika und betrachtet die globalen Ungleichheitsregime mit all ihren ganz unterschiedlichen Ursachen und Folgen. Doch diese eindrucksvolle Analyse ist für Thomas Piketty kein Selbstzweck. Er führt uns mit seinen weitreichenden Einsichten und Erkenntnissen hinein in die Krise der Gegenwart. Wenn wir die ökonomischen und politischen Ursachen der Ungleichheit verstanden haben, so Piketty, dann können wir die notwendigen Schritte für eine gerechtere und zukunftsfähige Welt konkret benennen und angehen. Kapital und Ideologie ist das geniale Werk eines der wichtigsten Denker unserer Zeit, eines der Bücher, die unsere Zeit braucht. Es hilft uns nicht nur, die Welt von heute zu verstehen, sondern sie zu verändern.
- Soziale Ungleichheit ist kein Naturgesetz
- Ein unverzichtbares Buch für unsere Zeit
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2020Gerecht möge der Kapitalismus werden
Dem partizipativen Sozialismus entgegen: Thomas Piketty schreibt eine Globalgeschichte der Ungleichheit als Schlachtfest der Ideologien.
Thomas Piketty ist dabei, der Karl Marx des 21. Jahrhunderts zu werden. Der Titel seines ersten populären Buches, "Das Kapital im 21. Jahrhundert", konnte deutlicher nicht sein. Es war seine Version der Verelendungstheorie, wonach steigende Vermögenskonzentration die meritokratische Gesellschaft unterminiert und zurück in die Welt des neunzehnten Jahrhunderts führt, in der funktionsloser Reichtum die Armut der Mehrheit ausbeutet.
Heute erscheint die deutsche Ausgabe eines noch umfangreicheren Werks, das der Wirtschaftswissenschaftler von der Paris School of Economics im vergangenen Herbst veröffentlichte. Es rekonstruiert Weltgeschichte als Geschichte von Rechtfertigungsideologien der Ungleichheit. Man kann das Programm als Umformulierung von Marx' berühmter letzter These über Feuerbach lesen: "Die Philosophen (und Ökonomen) haben die Welt verschieden interpretiert und sie dadurch verändert; es kömmt drauf an, sie gleicher zu machen." Demnach ist und war es die praktische Macht der Interpretationen, die uns glauben macht, dass Gleichheit zu wenig Anreize für Arbeit und Anstrengung gibt, die soziale Ordnung gefährdet oder zu wenig Raum für Individualität lässt.
Piketty zeigt, dass mit diesen Argumenten historische Ausprägungen von Ungleichheit verteidigt wurden, die uns heute skandalös erscheinen: die Ungleichheit zwischen Adel und Bürgertum, Klerus und Laienvolk, Kolonisatoren und Kolonisierten, oberen und unteren Kasten, Sklavenhaltern und Versklavten. Selbst die bestehende Ungleichheit der Geschlechter am Arbeitsplatz kann heute nicht mehr damit gerechtfertigt werden, dass nur Männer verantwortliche Positionen ausfüllen können; man muss vielmehr behaupten, dass Frauen sich zu wenig für gutbezahlte Positionen interessieren.
Piketty beginnt seine Geschichte mit der ,trifunktionalen Gesellschaft' des europäischen Mittelalters. Sie war von den Unterschieden zwischen der militärischen Macht des Adels, der geistlichen Macht des Klerus und der Ohnmacht des dritten Standes geprägt. Leibeigenschaft und Sklaverei, im Westeuropa des elften Jahrhunderts noch weit verbreitet, wurden zur Ausnahme; die Idee der ,freien Arbeit' war mit diesem trifunktionalen Schema besser vereinbar, auch wenn die Große Pest in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts etwas nachhalf: In nur fünf Jahren starb ein Drittel der Bevölkerung, was die Verhandlungsposition der überlebenden Arbeitskräfte stärkte.
Eine andere Idee war das Gebot des Zölibats in der katholischen Kirche, durch das sich der Klerus von den übrigen drei Ständen unterschied. Die Abwesenheit legitimen Nachwuchses begünstigte die Entwicklung eines modernen Eigentumsbegriffs, der Verwaltung des Eigentums (Management) von seinen Begünstigungen (für die Anteilseigner) trennt. Vermutlich entwickelten Franziskanermönche im dreizehnten Jahrhundert legale Vorformen für ein nichtindividualistisches Eigentumsrecht.
Militärische und geistliche Macht war offenkundig wirtschaftliche Macht. Um 1380 erreichten die beiden privilegierten Stände in Frankreich, dem bevölkerungsreichsten Land Europas, noch geschätzte 3,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Am Vorabend der Französischen Revolution lag der Anteil der Adligen und der Kleriker bei 1,5 Prozent, wobei auf jeden der beiden Stände ein etwa gleicher Anteil entfiel. Diese abnehmende und verschwindend kleine Elite besaß fast die Hälfte des Landes, der Klerus etwas weniger als der Adel. Mit der absolutistischen Monarchie war die Mitgliedschaft im Adel exklusiver geworden. Der Adel hatte begonnen, sich ,malthusianisch' zu verhalten: Die Geburtenzahl fiel, und das Erbe wurde nicht mehr aufgeteilt, sondern ging an den erstgeborenen Sohn. Die Nachkömmlinge, die leer ausgingen, wurden in möglichst wohlhabendes Bürgertum verheiratet oder besetzten die zahlreichen Kirchenämter. Die Französische Revolution beendete schließlich die Privilegien des Klerus und konfiszierte den kirchlichen Landbesitz, während das Bodeneigentum des Adels nur halbiert wurde und später wieder anstieg.
Auch außerhalb der westlichen Hemisphäre finden sich die sozialen und ideologischen Mechanismen zur Verteidigung und Stabilisierung von Ungleichheit. Dazu gehören insbesondere die organisierte Verheiratung unter seinesgleichen beziehungsweise die Rechtfertigung von Privilegien als Teil einer primordialen Ordnung. Indien ist für Piketty ein besonders interessanter Fall, weil er auch hier das trifunktionale Ungleichheitsregime findet: Kriegerkasten, Priesterkasten und der große, vielfältige Rest. Es reicht weit in die vorkolonialen Zeit zurück und existierte, bevor es in Europa erstmals erwähnt wird (im zehnten und elften Jahrhundert). Dieses Regime trifft dann auf die koloniale Eigentümergesellschaft. Das Britische Reich erstreckte sich auf 75 Prozent des indischen Subkontinents, indem es mit den Eliten der zahllosen Fürstentümer teilte und herrschte. Aber anstatt die Ungleichheit aufzulösen, verfestigte die britische Regierung mit ihren Volkszählungen die Kategorisierung der indischen Bevölkerung in Kasten - im Dienste der kolonialen Herrschaft über eine aufständische Bevölkerung.
Erst nach der Unabhängigkeit Indiens konnten Regierungen versuchen, diese regressive Festschreibung einer sozialen Ungleichheitsordnung aufzulösen. Diese Versuche dauern an, werden aber inzwischen überlagert von einem Trend zu steigender Einkommensungleichheit. Misst man diese als den Einkommensanteil, der dem reichsten Zehntel der Bevölkerung zufällt, ist Indien heute ungleicher als die Vereinigten Staaten und China: Die Einkommenselite Indiens eignet sich rund 55 Prozent des Volkseinkommens an, verglichen mit knapp fünfzig Prozent in den Vereinigten Staaten und etwas über vierzig Prozent in China.
Ideologien müssen in Pikettys Geschichte viel leisten. Sie erklären, warum jeder Gesellschaft die ihr eigene Ungleichheit einleuchtet und sie sich daher Veränderung widersetzt. Ihre historische Veränderlichkeit gibt Piketty aber auch die Hoffnung, dass Ideologien Motor der egalitären Veränderung werden können. Die ersten vier amerikanischen Präsidenten waren alle Sklavenhalter, doch die Neuerung der ökonomischen und politischen Ordnung, für die sie als Staatsoberhäupter eintraten, war nicht vereinbar mit der Unfreiheit von Sklaven. Piketty rekonstruiert, wie die Expansion in den Westen, nicht bloß die Auseinandersetzung zwischen Süd- und Nordstaaten, diesen Widerspruch eskalierte. Im Einklang mit den Normen der siegreichen Eigentümergesellschaft mussten die freigesetzten Sklaven ihre ehemaligen Besitzer dann allerdings entschädigen. Das mündete oft in eine Art Schuldknechtschaft. Die Gleichheit vor dem Gesetz konnte nicht verhindern, dass die Nachfahren alltäglichem Rassismus ausgesetzt blieben.
Hautfarbe ist in den westlichen Ländern ein Merkmal, das oben und unten trennt, obwohl das in kapitalistischen Demokratien eigentlich keine Rolle spielen sollte. Piketty geht diesem Nebenwiderspruch, wie marxistische Autoren ihn nennen, unter dem Begriff des "Sozialnativismus" nach: Damit unterscheiden Populisten diejenigen, die angeblich wirklich zur einheimischen Bevölkerung gehören, von denen, die Außenseiter sind und bleiben sollen.
In seiner Geschichte verfolgt Piketty alle möglichen Ideologien und Manifestationen von Ungleichheit, um zu sagen, dass es im 21. Jahrhundert für sie keine Rechtfertigung mehr gibt. Zugleich muss er erklären, warum das egalitäre Wachstum in der westlichen Hemisphäre der frühen Nachkriegsjahrzehnte nicht angehalten hat. Warum ist Umverteilung und Wachstumspolitik politisch nicht populärer? Das Scheitern der kommunistischen Planwirtschaft hat sicherlich nicht geholfen, wie er in dem betreffenden Kapitel über deren Ungleichheiten zeigt. Er dokumentiert, dass sich auf sozialdemokratischer Seite Arbeiterparteien in Akademikerparteien verwandelt haben. Da hilft nur eine radikale Alternative: Im Schlusswort teilt er uns mit, dass seine historischen Forschungen ihn, den linksliberalen Ökonomen, zum Sozialisten gemacht hätten.
Sein partizipativer Sozialismus konvergiert freilich mit einem radikal-liberalen Kapitalismus, wie ihn John Stuart Mill hätte unterstützen können. Starke Mitbestimmungsrechte der Arbeiterschaft in Betrieben und hohe Besteuerung von Besitz und Einkommen sollen die Sozialverpflichtung des Eigentums institutionalisieren. Piketty ist bewusst, dass dieser meritokratische Sozialismus nicht nationalstaatlich zu haben ist. Nationalstaaten und die Europäische Union müssten als National- und Regionalversammlungen Teil einer transnationalen Demokratie werden. Die politischen Ebenen, auf denen entschieden werden soll, variierten dann mit dem Kollektiv, das von der Entscheidung betroffen ist, etwa in den Genuss eines öffentlichen Gutes kommt. Für die Weltgemeinschaft ist das der Klimaschutz, aber auch die Besteuerung sehr hoher Vermögen und Einkommen sowie transnationaler Unternehmen. Als der Marx des 21. Jahrhunderts will Piketty das kapitalistische System gerechter machen - was radikale Veränderungen des politischen Systems der Nationalstaaten erfordern würde.
WALTRAUD SCHELKLE
Thomas Piketty: "Kapital und Ideologie".
Aus dem Französischen von A. Hansen, E. Heinemann, St. Lorenzer, U. Schäfer und N. Dresler. C. H. Beck Verlag, München 2020. 1312 S., geb., 39,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dem partizipativen Sozialismus entgegen: Thomas Piketty schreibt eine Globalgeschichte der Ungleichheit als Schlachtfest der Ideologien.
Thomas Piketty ist dabei, der Karl Marx des 21. Jahrhunderts zu werden. Der Titel seines ersten populären Buches, "Das Kapital im 21. Jahrhundert", konnte deutlicher nicht sein. Es war seine Version der Verelendungstheorie, wonach steigende Vermögenskonzentration die meritokratische Gesellschaft unterminiert und zurück in die Welt des neunzehnten Jahrhunderts führt, in der funktionsloser Reichtum die Armut der Mehrheit ausbeutet.
Heute erscheint die deutsche Ausgabe eines noch umfangreicheren Werks, das der Wirtschaftswissenschaftler von der Paris School of Economics im vergangenen Herbst veröffentlichte. Es rekonstruiert Weltgeschichte als Geschichte von Rechtfertigungsideologien der Ungleichheit. Man kann das Programm als Umformulierung von Marx' berühmter letzter These über Feuerbach lesen: "Die Philosophen (und Ökonomen) haben die Welt verschieden interpretiert und sie dadurch verändert; es kömmt drauf an, sie gleicher zu machen." Demnach ist und war es die praktische Macht der Interpretationen, die uns glauben macht, dass Gleichheit zu wenig Anreize für Arbeit und Anstrengung gibt, die soziale Ordnung gefährdet oder zu wenig Raum für Individualität lässt.
Piketty zeigt, dass mit diesen Argumenten historische Ausprägungen von Ungleichheit verteidigt wurden, die uns heute skandalös erscheinen: die Ungleichheit zwischen Adel und Bürgertum, Klerus und Laienvolk, Kolonisatoren und Kolonisierten, oberen und unteren Kasten, Sklavenhaltern und Versklavten. Selbst die bestehende Ungleichheit der Geschlechter am Arbeitsplatz kann heute nicht mehr damit gerechtfertigt werden, dass nur Männer verantwortliche Positionen ausfüllen können; man muss vielmehr behaupten, dass Frauen sich zu wenig für gutbezahlte Positionen interessieren.
Piketty beginnt seine Geschichte mit der ,trifunktionalen Gesellschaft' des europäischen Mittelalters. Sie war von den Unterschieden zwischen der militärischen Macht des Adels, der geistlichen Macht des Klerus und der Ohnmacht des dritten Standes geprägt. Leibeigenschaft und Sklaverei, im Westeuropa des elften Jahrhunderts noch weit verbreitet, wurden zur Ausnahme; die Idee der ,freien Arbeit' war mit diesem trifunktionalen Schema besser vereinbar, auch wenn die Große Pest in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts etwas nachhalf: In nur fünf Jahren starb ein Drittel der Bevölkerung, was die Verhandlungsposition der überlebenden Arbeitskräfte stärkte.
Eine andere Idee war das Gebot des Zölibats in der katholischen Kirche, durch das sich der Klerus von den übrigen drei Ständen unterschied. Die Abwesenheit legitimen Nachwuchses begünstigte die Entwicklung eines modernen Eigentumsbegriffs, der Verwaltung des Eigentums (Management) von seinen Begünstigungen (für die Anteilseigner) trennt. Vermutlich entwickelten Franziskanermönche im dreizehnten Jahrhundert legale Vorformen für ein nichtindividualistisches Eigentumsrecht.
Militärische und geistliche Macht war offenkundig wirtschaftliche Macht. Um 1380 erreichten die beiden privilegierten Stände in Frankreich, dem bevölkerungsreichsten Land Europas, noch geschätzte 3,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Am Vorabend der Französischen Revolution lag der Anteil der Adligen und der Kleriker bei 1,5 Prozent, wobei auf jeden der beiden Stände ein etwa gleicher Anteil entfiel. Diese abnehmende und verschwindend kleine Elite besaß fast die Hälfte des Landes, der Klerus etwas weniger als der Adel. Mit der absolutistischen Monarchie war die Mitgliedschaft im Adel exklusiver geworden. Der Adel hatte begonnen, sich ,malthusianisch' zu verhalten: Die Geburtenzahl fiel, und das Erbe wurde nicht mehr aufgeteilt, sondern ging an den erstgeborenen Sohn. Die Nachkömmlinge, die leer ausgingen, wurden in möglichst wohlhabendes Bürgertum verheiratet oder besetzten die zahlreichen Kirchenämter. Die Französische Revolution beendete schließlich die Privilegien des Klerus und konfiszierte den kirchlichen Landbesitz, während das Bodeneigentum des Adels nur halbiert wurde und später wieder anstieg.
Auch außerhalb der westlichen Hemisphäre finden sich die sozialen und ideologischen Mechanismen zur Verteidigung und Stabilisierung von Ungleichheit. Dazu gehören insbesondere die organisierte Verheiratung unter seinesgleichen beziehungsweise die Rechtfertigung von Privilegien als Teil einer primordialen Ordnung. Indien ist für Piketty ein besonders interessanter Fall, weil er auch hier das trifunktionale Ungleichheitsregime findet: Kriegerkasten, Priesterkasten und der große, vielfältige Rest. Es reicht weit in die vorkolonialen Zeit zurück und existierte, bevor es in Europa erstmals erwähnt wird (im zehnten und elften Jahrhundert). Dieses Regime trifft dann auf die koloniale Eigentümergesellschaft. Das Britische Reich erstreckte sich auf 75 Prozent des indischen Subkontinents, indem es mit den Eliten der zahllosen Fürstentümer teilte und herrschte. Aber anstatt die Ungleichheit aufzulösen, verfestigte die britische Regierung mit ihren Volkszählungen die Kategorisierung der indischen Bevölkerung in Kasten - im Dienste der kolonialen Herrschaft über eine aufständische Bevölkerung.
Erst nach der Unabhängigkeit Indiens konnten Regierungen versuchen, diese regressive Festschreibung einer sozialen Ungleichheitsordnung aufzulösen. Diese Versuche dauern an, werden aber inzwischen überlagert von einem Trend zu steigender Einkommensungleichheit. Misst man diese als den Einkommensanteil, der dem reichsten Zehntel der Bevölkerung zufällt, ist Indien heute ungleicher als die Vereinigten Staaten und China: Die Einkommenselite Indiens eignet sich rund 55 Prozent des Volkseinkommens an, verglichen mit knapp fünfzig Prozent in den Vereinigten Staaten und etwas über vierzig Prozent in China.
Ideologien müssen in Pikettys Geschichte viel leisten. Sie erklären, warum jeder Gesellschaft die ihr eigene Ungleichheit einleuchtet und sie sich daher Veränderung widersetzt. Ihre historische Veränderlichkeit gibt Piketty aber auch die Hoffnung, dass Ideologien Motor der egalitären Veränderung werden können. Die ersten vier amerikanischen Präsidenten waren alle Sklavenhalter, doch die Neuerung der ökonomischen und politischen Ordnung, für die sie als Staatsoberhäupter eintraten, war nicht vereinbar mit der Unfreiheit von Sklaven. Piketty rekonstruiert, wie die Expansion in den Westen, nicht bloß die Auseinandersetzung zwischen Süd- und Nordstaaten, diesen Widerspruch eskalierte. Im Einklang mit den Normen der siegreichen Eigentümergesellschaft mussten die freigesetzten Sklaven ihre ehemaligen Besitzer dann allerdings entschädigen. Das mündete oft in eine Art Schuldknechtschaft. Die Gleichheit vor dem Gesetz konnte nicht verhindern, dass die Nachfahren alltäglichem Rassismus ausgesetzt blieben.
Hautfarbe ist in den westlichen Ländern ein Merkmal, das oben und unten trennt, obwohl das in kapitalistischen Demokratien eigentlich keine Rolle spielen sollte. Piketty geht diesem Nebenwiderspruch, wie marxistische Autoren ihn nennen, unter dem Begriff des "Sozialnativismus" nach: Damit unterscheiden Populisten diejenigen, die angeblich wirklich zur einheimischen Bevölkerung gehören, von denen, die Außenseiter sind und bleiben sollen.
In seiner Geschichte verfolgt Piketty alle möglichen Ideologien und Manifestationen von Ungleichheit, um zu sagen, dass es im 21. Jahrhundert für sie keine Rechtfertigung mehr gibt. Zugleich muss er erklären, warum das egalitäre Wachstum in der westlichen Hemisphäre der frühen Nachkriegsjahrzehnte nicht angehalten hat. Warum ist Umverteilung und Wachstumspolitik politisch nicht populärer? Das Scheitern der kommunistischen Planwirtschaft hat sicherlich nicht geholfen, wie er in dem betreffenden Kapitel über deren Ungleichheiten zeigt. Er dokumentiert, dass sich auf sozialdemokratischer Seite Arbeiterparteien in Akademikerparteien verwandelt haben. Da hilft nur eine radikale Alternative: Im Schlusswort teilt er uns mit, dass seine historischen Forschungen ihn, den linksliberalen Ökonomen, zum Sozialisten gemacht hätten.
Sein partizipativer Sozialismus konvergiert freilich mit einem radikal-liberalen Kapitalismus, wie ihn John Stuart Mill hätte unterstützen können. Starke Mitbestimmungsrechte der Arbeiterschaft in Betrieben und hohe Besteuerung von Besitz und Einkommen sollen die Sozialverpflichtung des Eigentums institutionalisieren. Piketty ist bewusst, dass dieser meritokratische Sozialismus nicht nationalstaatlich zu haben ist. Nationalstaaten und die Europäische Union müssten als National- und Regionalversammlungen Teil einer transnationalen Demokratie werden. Die politischen Ebenen, auf denen entschieden werden soll, variierten dann mit dem Kollektiv, das von der Entscheidung betroffen ist, etwa in den Genuss eines öffentlichen Gutes kommt. Für die Weltgemeinschaft ist das der Klimaschutz, aber auch die Besteuerung sehr hoher Vermögen und Einkommen sowie transnationaler Unternehmen. Als der Marx des 21. Jahrhunderts will Piketty das kapitalistische System gerechter machen - was radikale Veränderungen des politischen Systems der Nationalstaaten erfordern würde.
WALTRAUD SCHELKLE
Thomas Piketty: "Kapital und Ideologie".
Aus dem Französischen von A. Hansen, E. Heinemann, St. Lorenzer, U. Schäfer und N. Dresler. C. H. Beck Verlag, München 2020. 1312 S., geb., 39,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ulrike Herrmann interessiert sich nicht die Bohne für Thomas Piketty. Was er zu sagen hat, weiß sie schon und eigentlich auch besser. Bereits sein erstes Großwerk "Das Kapital im 21. Jahrhundert" fand sie nur ermüdend, seine Annahmen und Analysen zur wachsenden Ungleichheit allesamt falsch. Was Piketty nun in "Kapital und Ideologie" über die politische Rechtfertigung von sozialer Ungleichheit in verschiedenen Gesellschaften zu sagen hat, lockt die Kritikerin auch nicht hinterm Ofen hervor. Als "Datenbrei" qualifiziert sie in ihrer etwas anmaßenden Besprechung seinen Abriss der Geschichte ab, als oberflächlich und uninformiert. Und da der Autor seine Datenbestände mit dem Projekt World Inequality Database für jeden zugänglich ins Netz gestellt habe, gibt es in den Augen der Rezensentin erst recht keinen Grund mehr, sein Buch zu lesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2020Vorwärts ohne Marx
Thomas Pikettys neues Buch „Kapital und Ideologie“
durchleuchtet tiefenscharf die Anatomie
der Ungleichheit und des Privateigentums
VON ANDREAS ZIELCKE
Welche Verteilung von Eigentum und Vermögen in einer Gesellschaft ist „gerecht“? In der Umfrage des Spiegel von letzter Woche erklären drei von vier Befragten die Verteilung in Deutschland als „ungerecht“. Tatsächlich besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung 56 Prozent des gesamten Vermögens, die ärmere Hälfte hat einen Anteil von 1,3 Prozent. Trotz dieser aberwitzigen Schere bleibt die Debatte in diffuser Empörung stecken. Rechtsextreme Parteien machen sich das zu Nutze, aber die wenigsten Bürger stellen die private Verfügung über Kapital in Frage.
Auch Thomas Piketty ist weit entfernt von einer Fundamentalkritik. Weder sein 2013 erschienenes Buch „Kapital im 21. Jahrhundert“, das zum millionenfach verkauften Klassiker über die Ungleichheit geworden ist, noch sein neues Buch „Kapital und Ideologie“ (C.H.Beck Verlag) geht den systemischen Mechanismen der modernen Marktwirtschaft auf den Grund.
Als Kapitalismusgegner seinem Erfolgsbuch genau diese Unterlassung vorwarfen, war das ein arges Missverständnis. Piketty ist kein Analytiker des „Kapitals“ im Sinne des Spätwerks von Karl Marx, und erst recht ist er kein „Marxist“ im Sinne der Traditionslinken, die nach wie vor am Ende des kapitalistischen Tunnels eine gemeinwirtschaftliche Utopie leuchten sehen.
Allerdings provoziert Pikettys Vokabular selbst das Missverständnis. Beharrlicher noch als früher ist in seinem neuen Buch von der „Auflösung des Privateigentums“ die Rede, seine Reformvorschläge zielen auf die „Überwindung des Kapitalismus“. Doch hier zeigt sich, warum er bei all seiner akademischen Bedeutung zugleich der bejubelte „Rockstar der Ökonomie“ werden konnte, wie ihn seinerzeit sogar die Financial Times titulierte. Piketty besitzt eine einnehmende, um nicht zu sagen smarte Unschuld der Begriffsbildung.
Allein sein undogmatisch-geschmeidiges Verständnis von „Kapital“ ist charakteristisch. Meist meint er damit nicht nur die unternehmerischen Anlagen zur Gewinnerzeugung, sondern auch alle sonstigen Besitztümer mit ökonomischem Machtpotential wie Grund, Wertpapiere, Staatsanleihen oder gut gefüllte Bankkonten.
Damit stellt er zwar sogar sein ureigenes Metier, die Statistik, vor das schwere Problem, derart unterschiedliche Güter auf denselben Nenner zu bringen. Dem steht aber der beträchtliche Vorteil gegenüber, dass sein breiter Ansatz optimal zur populären Gerechtigkeitsdebatte passt: Denn ihr geht es ja in erster Linie um soziale Übermacht, Privilegien und unerreichbare Exklusivität des wie auch immer zusammengesetzten (Super-)Reichtums, nicht um Ausbeutung im Unternehmen.
Darum kann ausgerechnet Piketty, der sich gar nicht mit Antikapitalismus abgibt, von der Überwindung des Kapitalismus sprechen. Einfach deshalb, weil Überwindung bei ihm letztlich heißt, das krasse Vermögensungleichgewicht in der kapitalistischen Wirtschaft zu korrigieren, ohne ihre Markt- und Profitlogik aufzuheben. Piketty ist radikaler Sozialdemokrat.
Was bedeutet dies konkret?
Für seine Antwort spannt er den historischen Bogen weiter als in seiner berühmten Analyse von 2013, teilweise bis in den Anfang der Neuzeit, dem Auftakt des transatlantischen Sklavenhandels. Zugleich ergänzt er die Perspektive. Während sein Bestseller hauptsächlich die Verteilungskurven chronologisch aufreihte und so die Evolution der Ungleichheit sichtbar machte, bettet er jetzt die Datenstrukturen in ihre ideologischen Umfelder ein.
Der Erkenntniszugewinn ist groß, zumal er sich an dem schlichten, aber triftigen Leitmotiv orientiert: Jedes Ungleichheitsregime ist eine soziale Konstruktion, die auf rechtfertigenden Ideologien aufbaut. Auch retrospektiv könnte man versucht sein, diese Selbstlegitimierungen ideologiekritisch anzugehen. Nicht so Piketty. Er bleibt neutral und lässt die „Ungleichheitsregime“ für sich sprechen. Umso informativer ist seine historische Revision.
Im Prinzip unterscheidet er vier Sozialordnungen, die – halb schematisch, halb realitätsnah betrachtet – aufeinander folgten. Zunächst die „trifunktionale“ Gesellschaft, wie er die Gliederung von Geistlichen, Adel und dritten Stand nennt. Dann die „Eigentümergesellschaft“, deren Hochzeit er in Europa zwischen französischer Revolution und 1914 markiert. Schließlich die „sozialdemokratische“ Gesellschaft vom Ersten Weltkrieg bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Und seither die erneuerte Eigentümer- oder „neo-proprietistische“ Gesellschaft, deren Hegemonie und Krise wir, sagt Piketty, heute erleben.
„Die Eigentumsfrage“, schrieb der Soziologe Wolfgang Streeck vor kurzem, „ist die offene Wunde der kapitalistischen Gesellschaft“. Piketty wird das bejahen, aber stark differenzieren. Seine Vierstufenfolge zeigt, wie elementar sich die gesellschaftliche Bestimmung des privaten Besitzes wandelt. Gerade auch in der Moderne ist Eigentum bei weitem nicht gleich Eigentum.
Der Adel besaß nicht einfach seine Güter. Mit seinen Ländereien verbanden sich hoheitliche Schutzpflichten und Sonderbefugnisse, Gerichtsbarkeiten, Abgabenrechte, Frondienste. Adelseigentum war, zumindest als Grundbesitz, ein gemischt privat-hoheitliches Herrschaftsverhältnis.
Konsequent privatisiert wurde Eigentum erst durch die bürgerlichen Revolutionen. Jetzt stand es, von allen hoheitlichen Funktionen befreit, rechtlich jedem gleichermaßen zu. Faktisch aber entwickelte sich das nun rein private Vermögen etwa in Frankreich entgegen dem revolutionären Gleichheitsversprechen äußerst ungleich. Ende des 19. Jahrhunderts, in der Belle Époque, stellte die materielle Kluft zwischen Oben und Unten selbst das Gefälle des Ancien Régime tief in den Schatten. Hauptzweck des inzwischen etablierten Zentralstaates wurde, das rechtlich egalitäre, aber sozial entfesselte Privateigentum zu schützen und von Abgaben zu verschonen. Wenige Prozente Ertragssteuer, mehr wurde von der Eigentümergesellschaft (die oft durch Zensuswahl auch politisch unter sich bleiben konnte) nicht geduldet.
Dann die Transformation vor allem nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 70er Jahre, die Piketty als Sozialdemokratisierung des Eigentums bezeichnet. Nun zweigte sich der entstehende Sozialstaat, um eine umfangreiche Vorsorge- und Infrastruktur aufzubauen, einen Anteil von rund 30 Prozent vom gesamten Nationaleinkommen ab, in der letzten Nachkriegszeit wuchs diese Quote auf 40 bis 50 Prozent; im vormaligen nackten Eigentümerstaat war es maximal ein Zehntel gewesen.
Eigentum stand nun nicht nur für seine sozialen Wirkungen ein, sondern definierte durch Miet-, Arbeits- und Mitbestimmungsrechte auch seine kapitalistische Funktion substantiell um. Piketty sieht hier den historisch initiierten, aber nie vollendeten Ansatz, den Absolutismus des Privateigentums aufzuheben – ohne es abzuschaffen. In keiner Epoche war je die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen geringer.
Die sich danach, seit 1980, anschließende Renaissance des deregulierten Eigentums mit dem Rückbau sozialer und sozialstaatlicher Bindungen kennen wir. Ob diese Phase allerdings treffend als Rückfall zum autonomen Eigentum des 19. Jahrhunderts hingestellt werden kann, ist fraglich. Schließlich erfasst der heutige Staat trotz des neokapitalistischen Drucks in den meisten Nationen noch immer 40 bis 50 Prozent des Nationaleinkommens. Abgesehen davon: Ist es heute primär nicht das Eigentum, sondern vielmehr der Markt, der neoliberal sakralisiert wird?
Entscheidend in der aktuellen Debatte ist für Piketty, dass die jetzige neokapitalistische Phase bei wieder steil angestiegener Ungleichheit nur schwache Wachstumsraten kennt. Und das, obwohl die Unternehmens- und Einkommensteuern massiv abgesenkt und die Vermögenssteuern (abgesehen von den bescheidenen Grundsteuern) fast überall gänzlich beseitigt wurden.
Piketty zieht daraus den heute in der Tat verwegen erscheinenden Schluss: Er rät nicht nur, die Einkommensteuer für Millioneneinkommen auf Sätze von 70 oder 80 Prozent zu erhöhen, sondern ebenso die Steuern auf Vermögen und Erbschaften, sofern es sich um Milliardensummen handelt. Nach und nach würde so die Gesellschaft zum Erben des Superreichtums. Dass er damit seinen längst erworbenen Ruf eines unverbesserlichen Umverteilers bekräftigt, versteht sich.
Seine Reformideen würden, so auch der aktuelle Economist, jeder unternehmerischen Initiative den Anreiz nehmen und Wachstum ersticken. Warum aber, hält er dagegen, sind die Wachstumsraten der goldenen Nachkriegsjahrzehnte im Schnitt doppelt so hoch gewesen, obwohl damals die Steuerprogression genauso weit ging, wie er es jetzt empfiehlt?
Und auch gegen den nächstliegenden Einwand, dass die Nachkriegszeit angeblich nur deshalb so dynamisch gewachsen sei, weil die Kriegszerstörungen einen ungeheuren Wiederaufbaubedarf ausgelöst hätten, weist er darauf hin, dass die Wirtschaft der USA in jener Zeit nicht weniger rasant wuchs. In einem Land also, das nicht zerstört war und das dennoch dieselben, aus heutiger Sicht astronomisch hohen Steuersätze auf Höchsteinkommen und -vermögen besaß.
Trotzdem, so diskutabel Pikettys provokante Reformvorschläge sind, die er zur sozialstaatsgerechten Inklusion des Reichtums macht – das Hauptverdienst des neuen Buchs liegt in der Analyse und Kontextualisierung der Daten.
Auf diesem Terrain überragt es selbst sein Vorgängerbuch deutlich. Auch wer völlig immun gegen seinen ultimativen sozialdemokratischen Impetus ist, kann von den systematisch geschürften und aufbereiteten Fakten ungemein profitieren. Zwischen allen Beschreibungen ideologischer und institutioneller Konstellationen quillt das Buch über von überaus erhellenden Statistiken. Keine Sorge, auch zahlenallergischen Zeitgenossen gehen in den Diagrammen problemlos die Augen auf.
Wie Röntgenaufnahmen bilden sie das soziale Knochengerüst im Inneren der verschiedenen Gesellschaftskörper ab, die gut gewachsenen und die lädierten Knochen, ihre pathologischen Asymmetrien. Mit einer bisher kaum bekannten Tiefenschärfe und Anschaulichkeit liefert Piketty hier eine soziale Anatomie über die Zeiten und Kontinente hinweg.
Welchen monetären Wert maß man dem Eigentum an Sklaven zu? Bekanntlich wurden nicht die befreiten Sklaven für die Zeit ihrer Versklavung entschädigt, sondern sie mussten umgekehrt ihre ehemaligen Eigentümer für die „Enteignung“ entschädigen. Das musste auf Heller und Pfennig errechnet sein. Eine grotesker Ausfluss der Eigentümergesellschaft.
Welchen Aufwand leisteten sich die Industrieländer für Bildung? Welchen Anteil ihres Nationaleinkommens gaben zum Beispiel die USA bis in die Nachkriegszeit für primäre und sekundäre Schulbildung aus (weit mehr als Europa!)? Und wie weit fielen sie dann bei der Hochschulbildung bis heute hinter Europa zurück? Wie entwickelte sich parallel dazu ihre Produktivitätsrate in der Wissensgesellschaft?
Wie hoch ist heute das Auslandsvermögen der kleptokratischen Führungsschicht Russlands? Wie entwickelt sich die Ungleichheit im kommunistisch-kapitalistischen China? Im Gottesstaat Iran?
Nicht zuletzt die Serie von Statistiken ist besonders interessant, mit denen Piketty detailliert aufzeigt, wie die sozialdemokratische Wählerschaft in allen westlichen Ländern regelrecht ausgetauscht wurde – statt den ehemals vorwiegend bildungsfernen Arbeiterschichten ist es heute vor allem die Kohorte der Akademiker. Trefflich der Ausdruck „brahmanische Linke“. So genau hat das bisher keiner eruiert, obwohl der demütigende Repräsentationsverlust der Unterschicht alle beunruhigen muss.
Und viele, viele datengestützten Enthüllungen mehr. Wer meint, es ginge nur um Ungleichheit der trivialen Art (10 versus 90 Prozent), wird reichhaltig belehrt. Noch ist die Wirkungsweise des gesellschaftlichen Dreh- und Angelpunkts „Privateigentum“ samt seiner unersetzlichen wie seiner schädlichen sozialen Dynamiken nicht genügend durchschaut. Doch bei bloßem politischen Gottvertrauen oder aber dumpfer Empörung darf man es nach aufklärenden Studien wie dieser von Piketty keinesfalls mehr belassen.
Den Kapitalismus überwinden,
ohne die Marktlogik aufzuheben –
dank radikaler Sozialdemokratie
Piketty will Millioneneinkommen
mit 70 bis 80 Prozent besteuern.
Große Erbschaften ebenfalls.
illustration: stefan dimitrov
Wie Röntgenaufnahmen bilden
die Statistiken das Knochengerüst
im Gesellschaftskörper nach
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Thomas Pikettys neues Buch „Kapital und Ideologie“
durchleuchtet tiefenscharf die Anatomie
der Ungleichheit und des Privateigentums
VON ANDREAS ZIELCKE
Welche Verteilung von Eigentum und Vermögen in einer Gesellschaft ist „gerecht“? In der Umfrage des Spiegel von letzter Woche erklären drei von vier Befragten die Verteilung in Deutschland als „ungerecht“. Tatsächlich besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung 56 Prozent des gesamten Vermögens, die ärmere Hälfte hat einen Anteil von 1,3 Prozent. Trotz dieser aberwitzigen Schere bleibt die Debatte in diffuser Empörung stecken. Rechtsextreme Parteien machen sich das zu Nutze, aber die wenigsten Bürger stellen die private Verfügung über Kapital in Frage.
Auch Thomas Piketty ist weit entfernt von einer Fundamentalkritik. Weder sein 2013 erschienenes Buch „Kapital im 21. Jahrhundert“, das zum millionenfach verkauften Klassiker über die Ungleichheit geworden ist, noch sein neues Buch „Kapital und Ideologie“ (C.H.Beck Verlag) geht den systemischen Mechanismen der modernen Marktwirtschaft auf den Grund.
Als Kapitalismusgegner seinem Erfolgsbuch genau diese Unterlassung vorwarfen, war das ein arges Missverständnis. Piketty ist kein Analytiker des „Kapitals“ im Sinne des Spätwerks von Karl Marx, und erst recht ist er kein „Marxist“ im Sinne der Traditionslinken, die nach wie vor am Ende des kapitalistischen Tunnels eine gemeinwirtschaftliche Utopie leuchten sehen.
Allerdings provoziert Pikettys Vokabular selbst das Missverständnis. Beharrlicher noch als früher ist in seinem neuen Buch von der „Auflösung des Privateigentums“ die Rede, seine Reformvorschläge zielen auf die „Überwindung des Kapitalismus“. Doch hier zeigt sich, warum er bei all seiner akademischen Bedeutung zugleich der bejubelte „Rockstar der Ökonomie“ werden konnte, wie ihn seinerzeit sogar die Financial Times titulierte. Piketty besitzt eine einnehmende, um nicht zu sagen smarte Unschuld der Begriffsbildung.
Allein sein undogmatisch-geschmeidiges Verständnis von „Kapital“ ist charakteristisch. Meist meint er damit nicht nur die unternehmerischen Anlagen zur Gewinnerzeugung, sondern auch alle sonstigen Besitztümer mit ökonomischem Machtpotential wie Grund, Wertpapiere, Staatsanleihen oder gut gefüllte Bankkonten.
Damit stellt er zwar sogar sein ureigenes Metier, die Statistik, vor das schwere Problem, derart unterschiedliche Güter auf denselben Nenner zu bringen. Dem steht aber der beträchtliche Vorteil gegenüber, dass sein breiter Ansatz optimal zur populären Gerechtigkeitsdebatte passt: Denn ihr geht es ja in erster Linie um soziale Übermacht, Privilegien und unerreichbare Exklusivität des wie auch immer zusammengesetzten (Super-)Reichtums, nicht um Ausbeutung im Unternehmen.
Darum kann ausgerechnet Piketty, der sich gar nicht mit Antikapitalismus abgibt, von der Überwindung des Kapitalismus sprechen. Einfach deshalb, weil Überwindung bei ihm letztlich heißt, das krasse Vermögensungleichgewicht in der kapitalistischen Wirtschaft zu korrigieren, ohne ihre Markt- und Profitlogik aufzuheben. Piketty ist radikaler Sozialdemokrat.
Was bedeutet dies konkret?
Für seine Antwort spannt er den historischen Bogen weiter als in seiner berühmten Analyse von 2013, teilweise bis in den Anfang der Neuzeit, dem Auftakt des transatlantischen Sklavenhandels. Zugleich ergänzt er die Perspektive. Während sein Bestseller hauptsächlich die Verteilungskurven chronologisch aufreihte und so die Evolution der Ungleichheit sichtbar machte, bettet er jetzt die Datenstrukturen in ihre ideologischen Umfelder ein.
Der Erkenntniszugewinn ist groß, zumal er sich an dem schlichten, aber triftigen Leitmotiv orientiert: Jedes Ungleichheitsregime ist eine soziale Konstruktion, die auf rechtfertigenden Ideologien aufbaut. Auch retrospektiv könnte man versucht sein, diese Selbstlegitimierungen ideologiekritisch anzugehen. Nicht so Piketty. Er bleibt neutral und lässt die „Ungleichheitsregime“ für sich sprechen. Umso informativer ist seine historische Revision.
Im Prinzip unterscheidet er vier Sozialordnungen, die – halb schematisch, halb realitätsnah betrachtet – aufeinander folgten. Zunächst die „trifunktionale“ Gesellschaft, wie er die Gliederung von Geistlichen, Adel und dritten Stand nennt. Dann die „Eigentümergesellschaft“, deren Hochzeit er in Europa zwischen französischer Revolution und 1914 markiert. Schließlich die „sozialdemokratische“ Gesellschaft vom Ersten Weltkrieg bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Und seither die erneuerte Eigentümer- oder „neo-proprietistische“ Gesellschaft, deren Hegemonie und Krise wir, sagt Piketty, heute erleben.
„Die Eigentumsfrage“, schrieb der Soziologe Wolfgang Streeck vor kurzem, „ist die offene Wunde der kapitalistischen Gesellschaft“. Piketty wird das bejahen, aber stark differenzieren. Seine Vierstufenfolge zeigt, wie elementar sich die gesellschaftliche Bestimmung des privaten Besitzes wandelt. Gerade auch in der Moderne ist Eigentum bei weitem nicht gleich Eigentum.
Der Adel besaß nicht einfach seine Güter. Mit seinen Ländereien verbanden sich hoheitliche Schutzpflichten und Sonderbefugnisse, Gerichtsbarkeiten, Abgabenrechte, Frondienste. Adelseigentum war, zumindest als Grundbesitz, ein gemischt privat-hoheitliches Herrschaftsverhältnis.
Konsequent privatisiert wurde Eigentum erst durch die bürgerlichen Revolutionen. Jetzt stand es, von allen hoheitlichen Funktionen befreit, rechtlich jedem gleichermaßen zu. Faktisch aber entwickelte sich das nun rein private Vermögen etwa in Frankreich entgegen dem revolutionären Gleichheitsversprechen äußerst ungleich. Ende des 19. Jahrhunderts, in der Belle Époque, stellte die materielle Kluft zwischen Oben und Unten selbst das Gefälle des Ancien Régime tief in den Schatten. Hauptzweck des inzwischen etablierten Zentralstaates wurde, das rechtlich egalitäre, aber sozial entfesselte Privateigentum zu schützen und von Abgaben zu verschonen. Wenige Prozente Ertragssteuer, mehr wurde von der Eigentümergesellschaft (die oft durch Zensuswahl auch politisch unter sich bleiben konnte) nicht geduldet.
Dann die Transformation vor allem nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 70er Jahre, die Piketty als Sozialdemokratisierung des Eigentums bezeichnet. Nun zweigte sich der entstehende Sozialstaat, um eine umfangreiche Vorsorge- und Infrastruktur aufzubauen, einen Anteil von rund 30 Prozent vom gesamten Nationaleinkommen ab, in der letzten Nachkriegszeit wuchs diese Quote auf 40 bis 50 Prozent; im vormaligen nackten Eigentümerstaat war es maximal ein Zehntel gewesen.
Eigentum stand nun nicht nur für seine sozialen Wirkungen ein, sondern definierte durch Miet-, Arbeits- und Mitbestimmungsrechte auch seine kapitalistische Funktion substantiell um. Piketty sieht hier den historisch initiierten, aber nie vollendeten Ansatz, den Absolutismus des Privateigentums aufzuheben – ohne es abzuschaffen. In keiner Epoche war je die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen geringer.
Die sich danach, seit 1980, anschließende Renaissance des deregulierten Eigentums mit dem Rückbau sozialer und sozialstaatlicher Bindungen kennen wir. Ob diese Phase allerdings treffend als Rückfall zum autonomen Eigentum des 19. Jahrhunderts hingestellt werden kann, ist fraglich. Schließlich erfasst der heutige Staat trotz des neokapitalistischen Drucks in den meisten Nationen noch immer 40 bis 50 Prozent des Nationaleinkommens. Abgesehen davon: Ist es heute primär nicht das Eigentum, sondern vielmehr der Markt, der neoliberal sakralisiert wird?
Entscheidend in der aktuellen Debatte ist für Piketty, dass die jetzige neokapitalistische Phase bei wieder steil angestiegener Ungleichheit nur schwache Wachstumsraten kennt. Und das, obwohl die Unternehmens- und Einkommensteuern massiv abgesenkt und die Vermögenssteuern (abgesehen von den bescheidenen Grundsteuern) fast überall gänzlich beseitigt wurden.
Piketty zieht daraus den heute in der Tat verwegen erscheinenden Schluss: Er rät nicht nur, die Einkommensteuer für Millioneneinkommen auf Sätze von 70 oder 80 Prozent zu erhöhen, sondern ebenso die Steuern auf Vermögen und Erbschaften, sofern es sich um Milliardensummen handelt. Nach und nach würde so die Gesellschaft zum Erben des Superreichtums. Dass er damit seinen längst erworbenen Ruf eines unverbesserlichen Umverteilers bekräftigt, versteht sich.
Seine Reformideen würden, so auch der aktuelle Economist, jeder unternehmerischen Initiative den Anreiz nehmen und Wachstum ersticken. Warum aber, hält er dagegen, sind die Wachstumsraten der goldenen Nachkriegsjahrzehnte im Schnitt doppelt so hoch gewesen, obwohl damals die Steuerprogression genauso weit ging, wie er es jetzt empfiehlt?
Und auch gegen den nächstliegenden Einwand, dass die Nachkriegszeit angeblich nur deshalb so dynamisch gewachsen sei, weil die Kriegszerstörungen einen ungeheuren Wiederaufbaubedarf ausgelöst hätten, weist er darauf hin, dass die Wirtschaft der USA in jener Zeit nicht weniger rasant wuchs. In einem Land also, das nicht zerstört war und das dennoch dieselben, aus heutiger Sicht astronomisch hohen Steuersätze auf Höchsteinkommen und -vermögen besaß.
Trotzdem, so diskutabel Pikettys provokante Reformvorschläge sind, die er zur sozialstaatsgerechten Inklusion des Reichtums macht – das Hauptverdienst des neuen Buchs liegt in der Analyse und Kontextualisierung der Daten.
Auf diesem Terrain überragt es selbst sein Vorgängerbuch deutlich. Auch wer völlig immun gegen seinen ultimativen sozialdemokratischen Impetus ist, kann von den systematisch geschürften und aufbereiteten Fakten ungemein profitieren. Zwischen allen Beschreibungen ideologischer und institutioneller Konstellationen quillt das Buch über von überaus erhellenden Statistiken. Keine Sorge, auch zahlenallergischen Zeitgenossen gehen in den Diagrammen problemlos die Augen auf.
Wie Röntgenaufnahmen bilden sie das soziale Knochengerüst im Inneren der verschiedenen Gesellschaftskörper ab, die gut gewachsenen und die lädierten Knochen, ihre pathologischen Asymmetrien. Mit einer bisher kaum bekannten Tiefenschärfe und Anschaulichkeit liefert Piketty hier eine soziale Anatomie über die Zeiten und Kontinente hinweg.
Welchen monetären Wert maß man dem Eigentum an Sklaven zu? Bekanntlich wurden nicht die befreiten Sklaven für die Zeit ihrer Versklavung entschädigt, sondern sie mussten umgekehrt ihre ehemaligen Eigentümer für die „Enteignung“ entschädigen. Das musste auf Heller und Pfennig errechnet sein. Eine grotesker Ausfluss der Eigentümergesellschaft.
Welchen Aufwand leisteten sich die Industrieländer für Bildung? Welchen Anteil ihres Nationaleinkommens gaben zum Beispiel die USA bis in die Nachkriegszeit für primäre und sekundäre Schulbildung aus (weit mehr als Europa!)? Und wie weit fielen sie dann bei der Hochschulbildung bis heute hinter Europa zurück? Wie entwickelte sich parallel dazu ihre Produktivitätsrate in der Wissensgesellschaft?
Wie hoch ist heute das Auslandsvermögen der kleptokratischen Führungsschicht Russlands? Wie entwickelt sich die Ungleichheit im kommunistisch-kapitalistischen China? Im Gottesstaat Iran?
Nicht zuletzt die Serie von Statistiken ist besonders interessant, mit denen Piketty detailliert aufzeigt, wie die sozialdemokratische Wählerschaft in allen westlichen Ländern regelrecht ausgetauscht wurde – statt den ehemals vorwiegend bildungsfernen Arbeiterschichten ist es heute vor allem die Kohorte der Akademiker. Trefflich der Ausdruck „brahmanische Linke“. So genau hat das bisher keiner eruiert, obwohl der demütigende Repräsentationsverlust der Unterschicht alle beunruhigen muss.
Und viele, viele datengestützten Enthüllungen mehr. Wer meint, es ginge nur um Ungleichheit der trivialen Art (10 versus 90 Prozent), wird reichhaltig belehrt. Noch ist die Wirkungsweise des gesellschaftlichen Dreh- und Angelpunkts „Privateigentum“ samt seiner unersetzlichen wie seiner schädlichen sozialen Dynamiken nicht genügend durchschaut. Doch bei bloßem politischen Gottvertrauen oder aber dumpfer Empörung darf man es nach aufklärenden Studien wie dieser von Piketty keinesfalls mehr belassen.
Den Kapitalismus überwinden,
ohne die Marktlogik aufzuheben –
dank radikaler Sozialdemokratie
Piketty will Millioneneinkommen
mit 70 bis 80 Prozent besteuern.
Große Erbschaften ebenfalls.
illustration: stefan dimitrov
Wie Röntgenaufnahmen bilden
die Statistiken das Knochengerüst
im Gesellschaftskörper nach
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"Die Welt müsste nicht so unfair sein, wie sie ist. Der Ökonom aus Paris zeigt, wie man den Weg aus der Ideologie der Ungleichheit findet."
SPIEGEL Bestsellerliste
"Piketty liefert neben einer beeindruckenden Analyse auch durchdachte Lösungsvorschläge." Die Presse
"Fulminant ... (Thomas Piketty) wagt die Synthese von empirischer Forschung und philosophischer Argumentation, und er versucht sich an einer globalen Geschichte der Ungleichheit."
Deutschlandfunk, Volkmar Mühleis
"Thomas Piketty hält der Weltpolitik erneut einen Spiegel vor: Die sozialen Ungleichgewichte sind erdrückend und gefährden die Demokratie."
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Andreas Gebbink
"Auf der Ebene der politischen Theorie kommt ihm unverkennbar gerade deswegen eine so herausragende Position zu, weil er als radikaler Kritiker eben oft allein auf weiter Flur steht und die kritische Erforschung von Legitimationsproblemen im Spätkapitalismus ausbleibt. Umso deutlicher wird jedoch Pikettys langfristiger Impact auf eine Generation neuer, kritischer und engagierter Politikwissenschaft sein, vergleichbar etwa mit den großen Namen der Globalisierungskritik, sodass die Lektüre dringend geboten scheint."
Portal für Politikwissenschaft, Florian Geisler
"Gerade weil Thomas Piketty das prekäre Eigentumsthema nicht in ein Gut/Böse-Schema presst, sondern als langfristige Zivilisationsaufgabe betrachtet, sollte sein Buch zur anregenden Lektüre für mündige Bürger werden."
Buchkultur, Hans-Dieter Grünefeld
"Pflichtlektüre! Von Globalisierung bis Gesundheit: Die aktuelle Krise zeigt, wie richtig die Thesen des Ökonomen Thomas Piketty sind."
Die Literarische WELT, Sahra Wagenknecht
"Die Zukunft ist bereits da, ob sie uns gefällt oder nicht. Und einiges dürfte nun vorgezogen werden, was man sonst gerne auf die lange Bank geschoben hätte. Insofern kommt das Buch von Thomas Piketty (...) gerade zum richtigen Zeitpunkt."
Kölner Stadt-Anzeiger, Michael Hesse
"Thomas Pikettys jüngstes Buch wird ebenso polarisieren wie es seine "Kapital"-Studie vor einigen Jahren getan hat. Die einen werden den 49-jährigen Franzosen als "linkspopulistischen Vereinfacher" abqualifizieren, die anderen werden ihn als profunden Empiriker preisen, als seriösen Meister-Ökonomen, der in seinem aktuellen Buch mit einigen erfrischend unkonventionellen Ideen punktet. Das wird man sehen können, wie man möchte. Nur eines wird man wohl nicht können: Pikettys jüngstem Werk die Beachtung verweigern."
Bayern2, Günter Kaindlstorfer
"Eine brillante Geschichte und Analyse gesellschaftlicher Ungerechtigkeit."
Nürnberger Nachrichten, Harald Loch
"Piketty lässt seinen Beobachtungen konkrete, recht radikale Vorschläge zur Umverteilung folgen. Und stellt einmal mehr infrage, was oft als einfach folgerichtig gilt."
STERN
"Thomas Piketty rollt in seinem neuen Bestseller die Globalgeschichte der sozialen Ungleichheit auf. Er geht ihr auf den Grund und zeichnet den Entwurf eines neuen ökonomischen Systems."
Kurier
"Soziale Ungleichheit ist kein Naturgesetz, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt. Und das kann man ändern."
Perspective Daily, Benjamin Fuchs
"Revolutionäre Ideen für ein Umschwenken."
Augsburger Allgemeine, Harald Loch
"Ein fundamental wichtiger Anstoß dafür, die Gestaltbarkeit unserer gesellschaftlichen Ordnung ernst und uns wieder in die Pflicht zu nehmen, das Beste aus ihr zu machen."
Deutschlandfunk Kultur, Simone Miller
"Thomas Piketty ist dabei, der Karl Marx des 21. Jahrhunderts zu werden."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
"(Kapital und Ideologie) rekonstruiert Weltgeschichte als Geschichte von Rechtfertigungsideologien der Ungleichheit."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Waltraud Schelkle
"Nur in der Nacht der Unwissenheit sind alle Katzen grau. Thomas Piketty drückt einen Schalter, und es wird hell. Die Raubtiere strahlen in allen Größen und Farben."
Frankfurter Rundschau, Arno Widmann
"Das ist die Moral seines neuen, dicken Buches: Jede Gesellschaft versucht sich einzureden, ihre spezielle Ungerechtigkeit müsse aus guten Gründen so bestehen, aber in Wahrheit ist das gar nicht so, alles lässt sich ändern. Warum tun wir es nicht?"
Der Spiegel, Nils Minkmar
"Kapital und Ideologie durchleuchtet tiefenscharf die Anatomie der Ungleichheit und des Privateigentums ... hier zeigt sich, warum Piketty bei all seiner akademischen Bedeutung zugleich der bejubelte 'Rockstar der Ökonomie' werden konnte."
Süddeutsche Zeitung, Andreas Zielcke
"In Thomas Pikettys neuem Buch ist die Analyse so datenbasiert und aufsehenerregend wie die politischen Forderungen radikal und optimistisch sind."
Falter, Markus Marterbauer
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Deutschlandfunk, Volkmar Mühleis
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"Auf der Ebene der politischen Theorie kommt ihm unverkennbar gerade deswegen eine so herausragende Position zu, weil er als radikaler Kritiker eben oft allein auf weiter Flur steht und die kritische Erforschung von Legitimationsproblemen im Spätkapitalismus ausbleibt. Umso deutlicher wird jedoch Pikettys langfristiger Impact auf eine Generation neuer, kritischer und engagierter Politikwissenschaft sein, vergleichbar etwa mit den großen Namen der Globalisierungskritik, sodass die Lektüre dringend geboten scheint."
Portal für Politikwissenschaft, Florian Geisler
"Gerade weil Thomas Piketty das prekäre Eigentumsthema nicht in ein Gut/Böse-Schema presst, sondern als langfristige Zivilisationsaufgabe betrachtet, sollte sein Buch zur anregenden Lektüre für mündige Bürger werden."
Buchkultur, Hans-Dieter Grünefeld
"Pflichtlektüre! Von Globalisierung bis Gesundheit: Die aktuelle Krise zeigt, wie richtig die Thesen des Ökonomen Thomas Piketty sind."
Die Literarische WELT, Sahra Wagenknecht
"Die Zukunft ist bereits da, ob sie uns gefällt oder nicht. Und einiges dürfte nun vorgezogen werden, was man sonst gerne auf die lange Bank geschoben hätte. Insofern kommt das Buch von Thomas Piketty (...) gerade zum richtigen Zeitpunkt."
Kölner Stadt-Anzeiger, Michael Hesse
"Thomas Pikettys jüngstes Buch wird ebenso polarisieren wie es seine "Kapital"-Studie vor einigen Jahren getan hat. Die einen werden den 49-jährigen Franzosen als "linkspopulistischen Vereinfacher" abqualifizieren, die anderen werden ihn als profunden Empiriker preisen, als seriösen Meister-Ökonomen, der in seinem aktuellen Buch mit einigen erfrischend unkonventionellen Ideen punktet. Das wird man sehen können, wie man möchte. Nur eines wird man wohl nicht können: Pikettys jüngstem Werk die Beachtung verweigern."
Bayern2, Günter Kaindlstorfer
"Eine brillante Geschichte und Analyse gesellschaftlicher Ungerechtigkeit."
Nürnberger Nachrichten, Harald Loch
"Piketty lässt seinen Beobachtungen konkrete, recht radikale Vorschläge zur Umverteilung folgen. Und stellt einmal mehr infrage, was oft als einfach folgerichtig gilt."
STERN
"Thomas Piketty rollt in seinem neuen Bestseller die Globalgeschichte der sozialen Ungleichheit auf. Er geht ihr auf den Grund und zeichnet den Entwurf eines neuen ökonomischen Systems."
Kurier
"Soziale Ungleichheit ist kein Naturgesetz, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt. Und das kann man ändern."
Perspective Daily, Benjamin Fuchs
"Revolutionäre Ideen für ein Umschwenken."
Augsburger Allgemeine, Harald Loch
"Ein fundamental wichtiger Anstoß dafür, die Gestaltbarkeit unserer gesellschaftlichen Ordnung ernst und uns wieder in die Pflicht zu nehmen, das Beste aus ihr zu machen."
Deutschlandfunk Kultur, Simone Miller
"Thomas Piketty ist dabei, der Karl Marx des 21. Jahrhunderts zu werden."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
"(Kapital und Ideologie) rekonstruiert Weltgeschichte als Geschichte von Rechtfertigungsideologien der Ungleichheit."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Waltraud Schelkle
"Nur in der Nacht der Unwissenheit sind alle Katzen grau. Thomas Piketty drückt einen Schalter, und es wird hell. Die Raubtiere strahlen in allen Größen und Farben."
Frankfurter Rundschau, Arno Widmann
"Das ist die Moral seines neuen, dicken Buches: Jede Gesellschaft versucht sich einzureden, ihre spezielle Ungerechtigkeit müsse aus guten Gründen so bestehen, aber in Wahrheit ist das gar nicht so, alles lässt sich ändern. Warum tun wir es nicht?"
Der Spiegel, Nils Minkmar
"Kapital und Ideologie durchleuchtet tiefenscharf die Anatomie der Ungleichheit und des Privateigentums ... hier zeigt sich, warum Piketty bei all seiner akademischen Bedeutung zugleich der bejubelte 'Rockstar der Ökonomie' werden konnte."
Süddeutsche Zeitung, Andreas Zielcke
"In Thomas Pikettys neuem Buch ist die Analyse so datenbasiert und aufsehenerregend wie die politischen Forderungen radikal und optimistisch sind."
Falter, Markus Marterbauer