Karl August Böttiger (1760-1835) war nach Viscontis Tod für kurze Zeit Europas berühmtester Archäologe, Direktor der Dresdner Antikengalerie, Herausgeber der ersten archäologischen Fachzeitschriften "Amalthea" (1820-1825) und "Archäologie und Kunst" (1828). Désiré Raoul-Rochette (1790-1854), bedeutendster Repräsentant der französischen klassischen Archäologie der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, war Akademiemitglied, Inhaber des einzigen französischen Lehrstuhls für Klassische Archäologie an der Kgl. Bibliothek. Beide führten von 1824 bis 1835 einen durchgängigen, dichten Briefwechsel, der die Neuerscheinungen und Tendenzen der entstehenden Archäologie in ganzer Breite erfasst. Diese Korrespondenz ist nahezu vollständig überliefert. Themen sind Böttigers international erarbeitete und verbreitete Zeitschriften, der europäische Wissenstransfer, die Auseinandersetzungen um die Archäologie, in denen die Künstler ausgrenzt werden und die Archäologie sich durch den Nachweis eigener Fragestellungen und Methoden gegenüber der Philologie als autonome Wissenschaft behaupten muss. Die Archäologen fechten heftige Kämpfe aus - eine neue Generation (Otfried Müller, Eduard Gerhard u. a.) setzt sich durch. Das Archäologische Institut in Rom entsteht. Zahlreiche Monumente werden entdeckt, die Sammlungslandschaft verändert sich. Politische Auseinandersetzungen wie die französische Julirevolution von 1830 wirken in die Wissenschaft hinein.
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