Anhand kürzlich entdeckter Manuskripte wird die langjährige Brief-Beziehung des Rahel-Witwers zu einer lesehungrigen jüngeren Engländerin dargestellt. Drei Jahre nach dem Tod seiner Frau Rahel Levin lernt der Schriftsteller, Kritiker, Sammler und ehemalige Diplomat Varnhagen von Ense eine 22 Jahre jüngere Engländerin kennen, mit der er bis zu seinem Lebensende in engem brieflichen Kontakt steht und die er fast geheiratet hätte. Hunderte von Briefen, die unlängst aus britischem Privatbesitz aufgetaucht sind, zeichnen das berührende Bild einer interkulturellen Begegnung und eines besonderen Deutschunterrichts. Denn die walisische Landadelige Charlotte Williams Wynn lernt von Varnhagen und um seinetwillen Deutsch. Sie trainiert ihre Sprachkompetenz, von zahlreichen Buchpaketen aus Berlin unterstützt, in exzessiver Lektüre, die auch vor Kant und Hegel nicht Halt macht. Die Tochter eines langjährigen Unterhausmitglieds zeigt gleichzeitig reges Interesse an politischen Fragen, auch als Augenzeugin des Pariser Staatsstreichs 1851. Schließlich gibt die Geschichte dieser brieflichen Liebesbeziehung Einblick in die Übergangsepoche zwischen Biedermeier und Nachmärz: in Briefkultur, in Bädermedizin, in eine halbherzige Revolution, den Fahrplan der Rheindampfer und die ersten Beschleunigungseffekte der Eisenbahn.
»ein wohlinformierter, von Sprengel einfühlsam und humorvoll erzählter, aus authentischen Lebenszeugnissen komponierter Liebesroman« (gazzettino, 49/2022) »Peter Sprengel schafft anhand des Briefwechsels (...) durch kluge Verflechtung, faktenreiche Kommentierung und gelegentliches Unterlaufen der Chronologie ein Bild der Schreibenden, ihrer Zeit und ihrer Gesellschaften.« (Karin S. Wozonig, literaturkritik.de, 13.06.2022) »In diesen Briefen findet man in konzentrierter Form das intime, mehrstimmige und mehrsprachige Porträt einer ganzen Epoche.« (Jana Kittelmann, Fontane Blätter 114, 2022)