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A major biography of the man who, more than any other, made the twentieth century. Written by an author of great repute.

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Produktbeschreibung
A major biography of the man who, more than any other, made the twentieth century. Written by an author of great repute.


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Autorenporträt
Francis Wheen is a distinguished author and journalist who was voted Columnist of the Year in February 1997 for his weekly column in the Guardian. He has written several books including the highly acclaimed biography of Tom Driberg MP, which was shortlisted for the Whitbread prize.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2001

Von morgens neun bis abends sieben im Lesesaal
Bevor auch die PDS ihn zu den Akten legt, stoppelt Francis Wheen ein paar launige Nachrichten über Karl Marx zusammen

Noch ist Karl Marx kein Unbekannter, aber immerhin heißt Karl-Marx-Stadt wieder Chemnitz. Die großen Gesänge, ihm einst zugeeignet, sind verklungen, und die Büsten des Patriarchen eines dialektisch gewordenen Materialismus verstauben mittlerweile in den Arsenalen. Es ist sehr still geworden um den Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus. Das Klassikerschicksal droht: zitiert zu werden, ohne gelesen worden zu sein. Die unerhörte Bedeutung des Marxschen Werkes für das späte neunzehnte wie das ganze zwanzigste Jahrhundert bleibt sicherlich unumstritten; inwieweit dem angebrochenen Jahrtausend seine Signatur noch eingeschrieben sein wird, ist zumindest für die Erste Welt fraglich.

Nicht auszuschließen, daß seine Zukunft - nach einer älteren Vermutung Luciano Canforas - in Kalkutta anbricht. Auch wenn er die Globalisierung, wie sein jüngster Biograph, der englische Journalist Francis Wheen, eigens vermerkt, zutreffend vorhergesagt hat, darf mit Fug und Recht gefragt werden, ob die prognostische Kraft der Politischen Ökonomie ihr Wahrheitskriterium darstellt. Solche Pointierungen sprechen eher für ein szientistisches Mißverständnis der Marxschen Theorie, wie es gerade die Neomarxismen der Nachkriegszeit korrigieren wollten. Und wenn Broker an der Wall Street bekennen, sie läsen Marx heute, um ihr eigenes Gewerbe besser zu begreifen, handelt es sich doch nicht um seriöse Bekenntnisse, sondern um modische Selbststilisierungen.

Wheen, der unbedingt Kronzeugen für die Aktualität seines Themas mobilisieren muß, schlägt solche Bedenken in den Wind. Nicht Philosophie noch Theorie generell, nicht Wissenschafts- oder Ideengeschichte ist sein Metier; er will eine Lebensgeschichte mit dem Handwerkszeug eines solide recherchierenden Biographen erzählen. Seine jetzt in deutscher Übersetzung vorliegende Biographie verdankt sich denn erklärtermaßen auch dem harmlosen Impuls, den Menschen Marx hinter dem Mythos zu entdecken.

Aber läßt sich mit so harmlosen Mitteln ein neuerlicher Anlauf, die Vita dieses Philosophen, Ökonomen, Soziologen und Historikers Revue passieren zu lassen, rechtfertigen? Schon Isaiah Berlin hat in seiner erstmals 1939 veröffentlichten Studie über Karl Marx die fällige Warnung ausgesprochen. Völlig zu Recht betonte er, die äußeren Lebensumstände von Marx seien so monoton gewesen wie das Gelehrtendasein solcher ganz der wissenschaftlichen Forschung verschriebenen Zeitgenossen wie Charles Darwin oder Louis Pasteur.

Tatsächlich war der Tagesablauf des schließlich im Londoner Exil eingerichteten Großtheoretikers denkbar eintönig: Von morgens neun bis abends sieben saß Marx im Lesesaal des Britischen Museums, es folgten, nach einem Abendessen im Kreis der Familie, lange nächtliche Exerzitien am häuslichen Schreibtisch. Sonntags fanden Ausflüge ins Grüne statt. Wenn hier von Leidenschaften zu berichten wäre, dann weder von großen moralischen Konflikten noch von tragischen Verstrickungen. Auch erotische Eskapaden lassen sich dem Ehemann in Wahrheit nicht andichten. Marx, der bekanntlich eine umfängliche Korrespondenz führte und sich nicht zuletzt mit Friedrich Engels über Jahrzehnte beinahe täglich austauschte, war kein vergrübelter Melancholicus, kein zerrissener Intellektueller, der an der Korruptheit der Welt irre geworden wäre. Von Glaubenskrisen in seinen Episteln keine Spur, auch Selbstmitleid ficht einen Vater nicht an, der den Tod zweier Söhne und einer Tochter noch während ihrer Kindertage zu verwinden hatte. Auch als er vom Ableben der Geliebten seines Freundes Engels erfährt, fällt das spät nachts aufgesetzte Kondolenzschreiben dermaßen unbewegt, nüchtern und lieblos aus, daß sich die affektiven Temperaturen zwischen "Mohr" und "General", wie die Spitznamen der beiden lauten, eine Zeitlang merklich abkühlen.

Nein, Karl Marx ist kein Lord Byron gewesen, kein romantischer Held, kein russischer Revolutionär, kein Typ wie Alexander Herzen, keine Ikone wie Garibaldi. Alle Emphase ist ihm verdächtig, Pathos weitgehend suspekt. Passioniert ist er allenfalls bei der vernichtenden Kritik seiner Gegner und in seinem maßlosen Zigarrenkonsum. Der Nikotinmißbrauch und das ungeheure Arbeitspensum, das Marx seiner im Grunde soliden Konstitution und den schlechterdings erbärmlichen materiellen Verhältnisse, unter denen er und die Seinen zu leben hatten, abtrotzte, ruinierten die Gesundheit. Selbstverständlich bleibt bei Wheen der Seitensprung mit Helene Demuth nicht unerwähnt, einige Zeilen widmet er auch der tristen Lebensgeschichte des aus jener Verbindung mit der Haushälterin hervorgegangenen Sohnes - doch neu und erhellend sind solche Nachrichten aus der Schlüssellochperspektive nicht. Im übrigen trägt ihre korrekte Zusammenstellung und Wiedergabe ja auch nicht das geringste für ein individuierendes Verständnis des Menschen Marx aus. Auch Freud war ein Zigarren-Afficionado, auch Hegel der Vater eines unehelichen Sohnes, und daß Schopenhauer seinen Pudel liebte, erklärt seine Misanthropie noch lange nicht.

MARTIN BAUER

Francis Wheen: "Karl Marx". Aus dem Englischen von Helmut Ettinger. C. Bertelsmann Verlag, München 2001. 510 S., geb., 48,- DM.

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