Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Universität Potsdam (Historisches Institut), Veranstaltung: Die Reichspolitik Karls V. (1519-1556), Sprache: Deutsch, Abstract: „In jeder historischen Epoche bröckelt das Überlieferte, wandelt sich, weicht, das Neue sprießt, drängt hervor, aus dem Morgen wird das Heute, das ferne Zukünftige kündigt sich im Vorzeichen schon an […].“ So legte auch Martin Luther am 31. Oktober 1517 mit seinem legendären Thesenanschlag am Portal der Wittenberger Schlosskirche den Grundstein für die Reformation, die in den kommenden hundert Jahren die jahrhundertealten Machtstrukturen der Katholischen Kirche erschüttern und die Gründung einer neuen christlichen der Evangelischen Kirche zur Folge haben sollte. Jedoch nicht Martin Luther, gegen den der Papst Leo X. 1521 den Kirchenbann verhängte oder die Reformation und ihre Ursachen sollen diese Arbeit beschäftigen, sondern es wird das Verhältnis Karls V. zu dieser neuen reformatorischen Bewegung bis 1521 im Mittelpunkt der Darstellung stehen. Auf dem Sterbebett bedauerte es Karl, zu Beginn seiner Amtszeit die Einheit des katholischen Glaubens nicht durch die Gefangennahme des Ketzers in Worms, dessen Hinrichtung und die rücksichtslose Verfolgung seiner Anhänger gesichert zu haben. In dieser Arbeit sollen die Einstellung und der Umgang dieses jungen Königs von Spanien, Herzogs von Burgund, Herrscher über große Teile Italiens sowie die österreichischen Erblande und seit 1520 gewählter und vom Papst bestätigter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit Martin Luther und seinen Anhängern bis zum Reichstag 1521 in Worms untersucht werden. Die Darstellung beschränkt sich auf das Verhältnis zu Martin Luther, da die beiden anderen maßgebenden Reformatoren Johannes Calvin und Ulrich Zwingli ihre ersten programmatischen Schriften erst nach 1521 veröffentlicht haben. Zu Beginn der Ausführungen soll gezeigt werden, wie die religiöse Einstellung Karls bereits durch seine Erziehung maßgeblich bestimmt wurde und wie sein persönlicher Glaube sein Weltbild und seine politische Grundhaltung gegenüber dem Papst beeinflusst haben. Im Folgenden wird die wechselvolle Positionierung Karls V. gegenüber Martin Luther sowie seinen Befürwortern und Gegnern vor und während des Wormser Reichstages dargestellt werden. Dabei sollen sowohl die politischen Zwänge der kaiserlichen Machtpolitik als auch der starke Einfluss der Berater Karls berücksichtigt werden. Zum Abschluss der Seminararbeit wird anhand des Glaubensbekenntnisses des Kaisers und dem Beschluss des Wormser Edikts 1521 seine persönliche Einstellung gegen Luther veranschaulicht werden.