Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Universität Augsburg (Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit), Veranstaltung: Hauptseminar HS: Karl VI. – Niedergang oder Friedenszeit des Reiches?, Sprache: Deutsch, Abstract: „ Große Herren sind zwar sterbliche Menschen, wie andere Menschen; Weil sie aber Gott selbst über andere in dieser Zeitlichkeit erhoben, und zu seinen Stadthaltern auf Erden gemacht, also daß sie von der Heil. Schrifft in solchem Verstande gar Götter genennet werden, so haben sie freylich Ursache, sich durch allerhand euserliche Marquen vor anderen Menschen zu distinguieren, um sich dadurch bey ihren Unterthanen in desto grössern Respect und Ansehn zu setzen. Denn die meisten Menschen, vornehmlich aber der Pöbel, sind von solcher Beschaffenheit, daß bey ihnen die sinnliche Empfind und Einbildung mehr, als Witz und Verstand vermögen, und sie daher durch solche Dinge, welche die Sinne kützeln und die Augen fallen, mehr, als durch die bündig und deutlichsten Motiven commoviret werden.“ 1 Hatte Lünig mit seiner 1719 aufgestellten These Recht? Begriff die Bevölkerung die existenten Standesunterschiede wirklich nur durch die visuelle Wahrnehmung eines Zeremoniells? Diente das kaiserliche Hofzeremoniell ebenfalls nur der optischen Reglementierung und der Einhaltung der Rangfolge? Wie sah das Hofzeremoniell konkret aus und welche Rolle spielte der Kaiser darin? Wie ging der französische König Ludwig XIV. mit dem Zeremoniell am französischen Hof um? Dies sind die Fragen, die mich bei diesem Thema beschäftigen. Im Verlauf dieser Arbeit werde ich zunächst einige Aspekte des kaiserlichen Hofzeremoniells zwischen 1711 und 1740 beleuchten und anschließend sowohl die jeweiligen Festkalender, als auch die Menschen Karl VI. und Ludwig XIV. vergleichen. All dies soll den Rezipienten auf den wichtigsten Teil der Arbeit vorbereiten: den Sinn und Zweck eines Hofzeremoniells im Allgemeinen. Abschließend möchte ich in meinem Resumée noch auf das ursprüngliche Seminarthema eingehen und meine Bewertung des Kaisers auf Grund der dargelegten zeremoniellen Sichtweise rechtfertigen. Somit stellen sich mir in dieser Arbeit zwei essentielle Fragen: 1. Was war die Intention des Hofzeremoniells? Und 2. in wie fern kann man Karl VI. auf Grund des Zeremoniells entweder als Friedens- oder als Kriegskaiser kategorisieren? == 1 Lünig, J. C.; Theatrum Ceremoniale Historico-Politicum oder Historisch und Politischer Schauplatz aller Ceremonien [...]; Bd. 1;Leipzig 1719; S.5.