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Als 1939 Orson Welles per Radio die Wohnstuben der New Yorker mit dem »Krieg der Welten« überzog, konnte das europäische Radio bereits auf eine 15-jährige Geschichte des Katastrophenhörspiels zurückblicken. Das Buch geht dieser frühen und bisher nicht erforschten Geschichte der radiofonen Katastrophen nach und kommt dabei zu der Diagnose, dass das Radio in Europa mit seinem Ende beginnt: Es inszeniert an den Grenzen, an den offenen Wunden der symbolischen Ordnung Katastrophen, Störungen, Zusammenbrüche. Doch eben jene spektakuläre Szene der Katastrophe ist, so die These, gleichzeitig Ort einer…mehr
Als 1939 Orson Welles per Radio die Wohnstuben der New Yorker mit dem »Krieg der Welten« überzog, konnte das europäische Radio bereits auf eine 15-jährige Geschichte des Katastrophenhörspiels zurückblicken. Das Buch geht dieser frühen und bisher nicht erforschten Geschichte der radiofonen Katastrophen nach und kommt dabei zu der Diagnose, dass das Radio in Europa mit seinem Ende beginnt: Es inszeniert an den Grenzen, an den offenen Wunden der symbolischen Ordnung Katastrophen, Störungen, Zusammenbrüche. Doch eben jene spektakuläre Szene der Katastrophe ist, so die These, gleichzeitig Ort einer experimentellen Annäherung an das Radio und seine Hörer. Das Radio stellt sich einerseits als unbekanntes epistemisches Ding zur Disposition, andererseits schafft es eine experimentelle Anordnung, die einen Umgang mit den radiofonen Katastrophen und Störungen ermöglicht. Im Nachzeichnen dieses komplexen Zusammenhanges zwischen Experiment und Katastrophe wendet sich das Buch neben der Radiogeschichte auch Prozessen der Normalisierung innerhalb sozialpsychologischer Versuchsanordnungen und militärpsychologischer Experimente zu. Mit dem Radio und seinen Störungen, so stellt sich hierbei heraus, wird die Kultur des Testens und Experimentierens aus den Laboratorien von Kunst und Wissenschaft zur Populärkultur. Insofern geht die Arbeit über eine reine Radiohistoriographie hinaus und öffnet den Blick auf die beginnende mediale Experimentalisierung der europäischen Kultur.
Prof. Dr. Katja Rothe, Juniorprofessorin für Theaterwissenschaft, Theatergeschichte und Theaterpädagogik mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität der Künste Berlin; Studium der Neuere deutschen Literaturwissenschaft, Neuere und neueste Geschichte, Psychologie und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, Promotion im DFG-Graduiertenkolleg »Codierung von Gewalt im medialen Wandel« (HU Berlin). Lehr- und Forschungstätigkeit an der Freien Universität Berlin, an der Technischen Universität Berlin, an der Ruhr-Universität Bochum, an der Universität Wien, eikones, NFS Bildkritik in Basel. DAAD- Gastdozenturen an der Aberystwyth University (Department ofTheatre, Film & Television Studies).Ihre Forschungsschwerpunkte sind neben Medientheorie und Radiogeschichte die Wissensgeschichte des Experiments zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
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