Edwidge Danticats hochgelobter Roman "Kein anderes Meer", der u.a. von der New York Times ausgezeichnet wurde, behandelt eine tragisch-melancholische Geschichte vor exotischer Kulisse. Im Fokus steht das Schicksal der Halbwaise Claire, die bei ihrem Vater Nozias, einem traurigen Fischer, aufwächst.
Als dieser Claire mit 7 Jahren weggeben will, um ihr ein besseres Leben an der Seite der…mehrEdwidge Danticats hochgelobter Roman "Kein anderes Meer", der u.a. von der New York Times ausgezeichnet wurde, behandelt eine tragisch-melancholische Geschichte vor exotischer Kulisse. Im Fokus steht das Schicksal der Halbwaise Claire, die bei ihrem Vater Nozias, einem traurigen Fischer, aufwächst. Als dieser Claire mit 7 Jahren weggeben will, um ihr ein besseres Leben an der Seite der Tuchhändlerin Gaëlle zu ermöglichen, flüchtet das kleine Mädchen in den haitianischen Dschungel...
Danticats Erzählung lebt von ihrer bildhaften wie poetischen Sprache. Das einfache Leben vor der traumhaften Inselkulisse wird realistisch wiedergegeben. So wird beispielsweise die Armut der Bevölkerung im Ort Ville Rose nicht ausgespart. Aber noch schwerer als die materielle Not wiegt die emotionale. Denn der Lebensalltag des Fischers Nozias und dessen Tochter Claire wird vom Fehlen der Mutter und damit von Trauer und Melancholie bestimmt. Claire hat ihre Mutter, die bei deren Geburt gestorben ist, nie kennengelernt und fühlt sich ihr in der Nähe des Meeres am nächsten. Ihre Meeres-Sehnsucht speist sich genau daraus. Schwermut dominiert Danticats Geschichte, egal wer dabei als Erzähler auftritt. Der häufige Erzähler- wie Figurenwechsel innerhalb des Romans hat mir wenig zugesagt. Denn ich hatte einzig auf einen auf Claire und ihre Familie ausgerichteten Plot spekuliert und nicht auf eine Geschichte, die ganz nebenbei noch die halbe Nachbarschaft und deren tragische Erlebnisse in den Blick nimmt. Daher fand ich die Ausführungen über die Nachbarn Max Senior, Max Junior oder Caleb unpassend. Letztere haben die Story unnötig in die Länge gezogen und damit uninteressanter gemacht. Gern hätte ich mehr über den Handlungsort Haiti und dessen Natur erfahren. Obschon sich Danticats Geschichte flüssig lesen ließ, fehlte mir das gewisse Etwas. Auch der abrupte Schluss wollte nicht ins Bild passen.
Das exotisch-bunte Cover hat mich hingegen restlos von sich überzeugen können. Die Farbigkeit und die Inszenierung sind mehr als gelungen und machen es zum wahren Eyecatcher.
FAZIT
Ein melancholischer und poetischer Roman, dessen Potenzial m. E. nicht 100%ig genutzt wurde.