mittelscharfe Gegenwartsanalyse
Eigentlich wollte ich nach dem Bachmannpreis nur nochmal Leander Steinkopf lesen. Selbstverständlich merkte ich, dass er nur einen von 8 Texten schrieb. Und sein Text über das Essen, über die Art der Deutschen das Wiener Schnitzel mit Jägersoße zu übergießen, hat
mir am besten gefallen. Ich hätte mir gewünscht, dass er ein Wort zum „Zigeunerschnitzel“ verliert,…mehrmittelscharfe Gegenwartsanalyse
Eigentlich wollte ich nach dem Bachmannpreis nur nochmal Leander Steinkopf lesen. Selbstverständlich merkte ich, dass er nur einen von 8 Texten schrieb. Und sein Text über das Essen, über die Art der Deutschen das Wiener Schnitzel mit Jägersoße zu übergießen, hat mir am besten gefallen. Ich hätte mir gewünscht, dass er ein Wort zum „Zigeunerschnitzel“ verliert, das wegen vermeintlicher Diskriminierung immer mehr von der Speisekarte verschwindet, aber nun gut. Steinkopf wünscht sich eine deutsche Küche wie die italienische oder französische Küche im gesunden Mittelmaß zwischen Tiefkühlpizza und Sternerestaurant.
Die weiteren Themen, insbesondere Mode - wo in Deutschland eine Konformismus herrscht, der Uniformen gleicht – und Theater, was nicht mein Ding ist, fand ich weniger spannend.
In der Literatur dagegen sind die Deutschen breit aufgestellt und in der Politik wird die These behandelt, dass Gegenwartsprobleme nicht a la Trump mit einem zurück in die Vergangenheit gelöst werden sollen, sondern neue, kreative Lösungen zu suchen sind. Beim Thema Kunst fragt sich die Autorin, wo die Schönheit geblieben ist. Und die Popmusik hat ihre Themen längst weichgespült, wie Forster, Giesinger und Fischer zeigen. In Film und Fernsehen ist die Entwicklung aber erfreulicher. Sascha Hehn und das Traumschiff werden keine Traumquoten mehr erreichen.
Ob der Einleitungsartikel und die Abschlussdiskussion sein mussten, sei dahingestellt. Insgesamt werte ich es als gutes Zeichen, dass ich am Ball geblieben bin. 3 Sterne