Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Netflix-Chef Reed Hastings hat ein Buch mitverfasst
Ja, Netflix ist ein außergewöhnliches Unternehmen, der Mitgründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Reed Hastings ein außergewöhnlicher Unternehmer. Einer, der sich einst in einem umkämpften Markt gegen größere Gegner durchgesetzt hat. Einer, der den Weg bereitete für einen Massen-Industriezweig (Streamingdienste), in dem längst Milliardenumsätze erzielt werden. Einer, von dem man natürlich gerne wüsste, wie er das gemacht hat. Ob es da einen besonderen Kniff gab oder ein bislang gutgehütetes Geheimnis, das diesen Erfolg schnell und einfach erklärt - oder schlicht einen glücklichen Umstand, für den er nichts konnte.
Reed Hastings hat nun ein Buch mitgeschrieben über Unternehmensführung. Nicht allein, sondern zusammen mit Erin Meyer, einer gebürtigen Amerikanerin, die gegenwärtig Professorin an der französischen Wirtschaftshochschule Insead ist und dort das Innenleben von Unternehmen erforscht und unterrichtet. Das Buch besteht aus einem ständigen Wechsel eher kurz gehaltener Ausführungen von ihr und Hasting, ist aber kein klassisches Zwiegespräch. Hastings erzählt dabei zahlreiche interessante Episoden aus der Netflix-Geschichte und deutet diese. Meyer erläutert ihre einfließenden Erkenntnisse und vergleichenden Erfahrungen auch auf Basis von mehr als zweihundert Gesprächen, die sie mit aktiven und ehemaligen Netflix-Angestellten führte. Zentrales Thema des Buches ist die Unternehmenskultur. Damit ist hier die Gesamtmenge an festgeschriebenen Regeln und ebenfalls etablierten, aber nicht ausbuchstabierten Verhaltensweisen gemeint, die in diesem Unternehmen gelten. Und aus denen (neben der technischen Ausstattung) die Rahmenbedingungen der Mitarbeiter bestehen.
Gut lesbar und leicht verständlich ist der Text geschrieben. Und immer wieder auch irgendwie inspirierend. Vieles klingt letztendlich indes zu selbstverständlich, um wirklich durchgehend zu faszinieren. Dass wichtig ist, Kreativität zu entfesseln, wenig zu kontrollieren und mehr zu orientieren, und Programmcode nicht nach Zeilen bezahlt werden sollte zum Beispiel. Oder dass Spitzenleistungen am ehesten von Spitzenleuten in einer hohen "Talentdichte" erbracht werden (können) - dass Netflix nicht lauter Anfänger einstellt, um im Wettbewerb mit Konzernen wie Amazon, Apple oder Disney zu bestehen, hatte sich der geneigte Leser ja schon gedacht. Und ob die einzige Regel wirklich lautet, dass es keine Regel gibt?
ALEXANDER ARMBRUSTER
Reed Hastings und Erin Meyer: Keine Regeln - Warum Netflix so erfolgreich ist. Econ Verlag, Berlin 2020, 400 Seiten, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH