Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 2,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Theaterwissenschaft und Kulturelle Kommunikation), Veranstaltung: Modelle des Komischen (II) bei Henri Bergson, im französischen Vaudeville und in den Thrill comedies von Harold Lloyd, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit widmet sich den Ursprüngen und Funktionsweisen der amerikanischen Filmfarce am Beispiel der Komiker-Antipoden Buster Keaton und W.C. Fields. Der Erfolg der Filmfarce liegt zu einem guten Teil in dem zwiespältigen Verhältnis der Menschen zum Maschinenzeitalter begründet. Vor dem Hintergrund von Entfremdung, abnehmender Chancengleichheit und dem Konsumterror der Massengesellschaft bot die Filmfarce Zerstreuung: Sie verließ den Boden der Wirklichkeit, befreite von sozialen Klassenunterschieden, Normen und Zwängen, war ein Mittel der psychischen Hygiene. Der Clown der Filmfarce war der Dionysos der 20er, 30er und 40er Jahre: Er verkörperte alle negativen, unerwünschten, verdrängten Tendenzen des Menschen, die im Alltag nicht ausgelebt werden konnten. Buster Keaton, der größte Akrobat der Stummfilmzeit, war ein Pantomime, der seine Maske modifizieren konnte. Er war zu der gedanklichen Leistung fähig, die es braucht, um eine Maschine zu zu verstehen, zu verwandeln und kreativ zu nutzen. Das machte ihn zum “dadaistischen Architekten par excellence”, dessen Technik Gilles Deleuze in die Nähe des europäischen Surrealismus eines Dali oder Luis Buñuel rückt, von Bergsons Traumtheorie und jener des Komischen. Während Keaton viele Merkmale des klassischen Underdog verkörpert, in dem sich die Bedürfnisse des Publikums nach anarchischer Wunscherfüllung spiegeln, steht der integrierte Clown W.C. Fields für die Angst vor zu großer Integration in die ihn umgebende Gesellschaft und der Fremdbestimmtheit des Handelns. Fields ist der Anti-Hero, das klassische, seinem Schicksal ergebene Opfer der Farce. Seine Figur ist diejenige eines gequälten Kleinbürger, der versucht, trotz der Sabotage durch seine Mitmenschen einigermaßen friedlich zu überleben. Ein Menschenfeind und Choleriker mit sadistischen Anwandlungen, der gute Gründe hat für seine Überzeugungen. Die Entwicklung vom Stummfilm zum Tonfilm war auch eine von der Stummfilmfarce zur Tonfilmkomödie. W.C. Fields gehörte zu den wenigen Farceuren, die die reine Form der Farce auch im langen Tonfilm durchhielten. Während Fields Humor nur zu Teilen auf Körperkomik beruhte und somit tonfilmkompatibel war, war die Tonfilmkarriere des visuellen Clowns Buster Keaton eine Geschichte des Scheiterns.