Ein wunderbarer Ruanda-Roman voller kleiner Legenden, Mythen und Abenteuererzählungen in einem Ton, der zum Teil an die Evangelien erinnert, zum Teil an eine Art zentralafrikanische Odyssee, der manchmal aber auch ganz leicht ist, umgangssprachlich und heiter das sehr komplexe koloniale und postkoloniale Gefüge beschreibt, das ja derzeit auch in Europa eine vermehrte kritische Aufarbeitung erfährt. Kurzum, Mukasongas Romane, sie hat mehrere geschrieben und bei Gallimard in Frankreich veröffentlicht, einen weiteren werden wir vermutlich im Frühjhar oder Herbst 2025 bringen, sind literarisch faszinierend vielstimmig, thematisch in der Aufarbeitung einer politischen Situation unserer Zeit ein klein wenig voraus. In diesen wundersamen Geschichten über die Vergangenheit Ruandas mischt sich Satire mit Humor und Witz.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Dina Netz freut sich, dass sie mit diesem Roman der französisch-ruandischen Autorin Scholastique Mukasonga "authentische Einblicke" in die Geschichte des Landes bekommt. Worum geht's? Im französisch besetzten Ruanda warten die Menschen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges auf Regen. Der christliche Priester organisiert eine Marienprozession, aber viele Ruander setzen eher auf den vor langer Zeit verstorbenen Königssohn Kibogo, der Ruanda schon einmal vor der Dürre rettete. Netz gefällt gut, wie gallig Mukasonga hier eigentlich alle aufs Korn nimmt. Kann man gut am Lagerfeuer vorlesen, findet die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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