Ein wunderbarer Ruanda-Roman voller kleiner Legenden, Mythen und Abenteuererzählungen in einem Ton, der zum Teil an die Evangelien erinnert, zum Teil an eine Art zentralafrikanische Odyssee, der manchmal aber auch ganz leicht ist, umgangssprachlich und heiter das sehr komplexe koloniale und postkoloniale Gefüge beschreibt, das ja derzeit auch in Europa eine vermehrte kritische Aufarbeitung erfährt. Kurzum, Mukasongas Romane, sie hat mehrere geschrieben und bei Gallimard in Frankreich veröffentlicht, einen weiteren werden wir vermutlich im Frühjhar oder Herbst 2025 bringen, sind literarisch faszinierend vielstimmig, thematisch in der Aufarbeitung einer politischen Situation unserer Zeit ein klein wenig voraus. In diesen wundersamen Geschichten über die Vergangenheit Ruandas mischt sich Satire mit Humor und Witz.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Dieser Roman der ruandischen Schriftstellerin Scholastique Mukasonga steht völlig zurecht auf der Shortlist des Internationalen Literaturpreises, findet Rezensentin Andrea Pollmeier: Sie erzählt hier die Geschichte des Jungen Kabwa, der in einem ruandischen Dorf aufwächst, das schon weit vor dem Völkermord entzweit ist, in dem sich ruandische und christliche Mythen miteinander mischen. Die Erzählung ist nah an der Perspektive des Kindes, wird aber durch ein einordnendes "Wir" ergänzt, beide Stimmen werden, so Pollmeier, hervorragend von Jan Schönherr übersetzt. Ein Buch, das auch die Geschichte der Herkunft der Autorin miterzählt und ihrem Ziel nachkommt, zur Erinnerung "Gräber aus Papier" zu schreiben, schließt die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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