„Ich will damit nur sagen, dass kein Mensch behaupten kann, er würde einen anderen ganz und gar kennen. Jeder Mensch hat Abgründe in sich, von denen niemand etwas weiß. Das solltest du in deinem Beruf doch am besten wissen.“
Kriminalhauptkommissarin Lisa Sanders ist erschüttert. Die junge Frau,
die grausam zu Tode getreten zwischen Mülltonnen gefunden wurde, ist ihr nur zu gut bekannt. Genau…mehr„Ich will damit nur sagen, dass kein Mensch behaupten kann, er würde einen anderen ganz und gar kennen. Jeder Mensch hat Abgründe in sich, von denen niemand etwas weiß. Das solltest du in deinem Beruf doch am besten wissen.“
Kriminalhauptkommissarin Lisa Sanders ist erschüttert. Die junge Frau, die grausam zu Tode getreten zwischen Mülltonnen gefunden wurde, ist ihr nur zu gut bekannt. Genau wie ihre Familie. Vor allem mit dem Vater verbindet sie eine lange – und zeitweise auch intime – Freundschaft. Obwohl ihre Kollegen sie für befangen halten, beginnt sie mit den Ermittlungen. Und wird dabei merken, dass sie doch vieles nicht von den Menschen wusste, die sie so gut zu kennen glaubte.
Zudem wird ihre Arbeit erschwert durch den neuen Oberstaatsanwalt, der ihr mit ausgesprochener Arroganz begegnet. Verbirgt sich hinter diesem unsympathischen Auftreten vielleicht auch ein ganz anderer Mensch?
Dies ist wieder mal ein Krimi, der mich zwiegespalten zurücklässt. Der Fall an sich ist sehr interessant, vor allem, weil er seine Auslöser in lange zurückliegenden Begebenheiten hat. Auf der Suche nach dem Täter und der Wahrheit muss Lisa bis in die Kindheit der ermordeten Frau zurückgehen. Das ist spannend, bringt auch im Verlauf der Handlung noch regelmäßig neue Aspekte hervor und lädt zu vielfältigen Spekulationen ein. Auch die Auflösung ist stimmig und hat mir gefallen.
Gefallen hat mir auch das Hintergrund-Szenario, rund um die Kieler Woche. Ich bin mal dort gewesen und habe vieles, was geschildert wird, wiedererkannt.
Nicht gefallen haben mir diverse Dinge im Ermittlungsverlauf, die ich als unrealistisch ansehe. Es sind womöglich Details, die viele andere Leser nicht stören werden, aber gerade bei einem Krimi lege ich großen Wert auf Realismus. Zudem hatte ich das Gefühl, dass hier zwei Personen nur deshalb ständig zusammen agieren, damit sich zwischen ihnen langsam (und weiterführend in weiteren Bänden) eine Beziehung entwickeln kann. Nur, dass eine solche enge Zusammenarbeit in der Realität sicher nicht stattgefunden hätte. Aber jeder Leser, der Romantik höher als Realismus bewertet, wird über diese Dinge locker hinwegsehen.
Überhaupt wird bei diesem Krimi viel Wert auf die Nebenschauplätze gelegt. Mehrere der Protagonisten haben persönliche oder familiäre Probleme, die sich sicher noch über weitere Bände hinziehen werden. Ein Punkt, der im Buch immer wieder auftaucht, ist am Ende noch gänzlich ungeklärt. Damit muss man leben, oder die Fortsetzungen abwarten.
Persönlich bin ich mir noch unschlüssig, ob ich weitere Bände lesen werde. Ich mag es im Grunde schon, wenn die Ermittler ihre Probleme haben und vor allem ihre Schwächen. Nichts ist langweiliger als ein Mensch, der immer nur regelkonform lebt. Daher wäre ich schon gespannt, wie es mit dem ein oder anderen weitergehen wird. Aber doch – jetzt, wo ich es so schreibe, denke ich, dass ich zumindest den nächsten Fall noch lesen werde. In der Hoffnung, dass es dann etwas realer zugehen wird.