Wenn plötzlich alles anders ist …
November wird von ihrem Vater an einen unbekannten Ort geschickt, an dem sich ein vor aller Welt verborgenes Internat befindet. Draußen soll sie in Gefahr sein, doch ausgerechnet in diesem Internat, das ihr Schutz bieten soll, trifft November auf ein geradezu
mörderisches Umfeld …
Adriana Mather hat eine ganz eigene Welt geschaffen und doch greift sie für ihren…mehrWenn plötzlich alles anders ist …
November wird von ihrem Vater an einen unbekannten Ort geschickt, an dem sich ein vor aller Welt verborgenes Internat befindet. Draußen soll sie in Gefahr sein, doch ausgerechnet in diesem Internat, das ihr Schutz bieten soll, trifft November auf ein geradezu mörderisches Umfeld …
Adriana Mather hat eine ganz eigene Welt geschaffen und doch greift sie für ihren Roman nicht auf Fantasyelemente zurück, sondern entwirft eine Geheimgesellschaft, die es durchaus auch in der Realität geben könnte. Vieles an dieser Erzählung ist außergewöhnlich und dennoch meinte ich ständig Bezüge zu Harry Potter und die Tribute von Panem zu spüren, was gegenüber diesem Roman, der seine eigenen Wege geht, vielleicht etwas unfair ist.
In dem geheimnisvollen, altertümlich gestalteten Internat ohne Stromanschluss gelten strenge Regeln, werden drakonische Strafen verhängt und recht unübliche Fächer gelehrt - die Schüler lernen zu kämpfen, sich zu verstellen, einander zu überlisten ... November ist dies alles genauso fremd und ungewohnt wie mir als Leserin und die Autorin lässt uns lange Rätselraten, was sich hinter dieser geheimen Gesellschaft verbirgt.
Trotz dieser leider ziemlich unreflektierten Schwerpunktlegung auf Gewalt, ein Thema, das mich im Übrigen auch eher langweilt, waren für mich die Unterrichtsstunden absolute Highlights in diesem Roman, denn im eigentlichen Mittelpunkt stand dann doch etwas anderes: die vergangene und aktuelle Geschichte und deren Beeinflussung. Wobei aktuelle Themen wie Wahrnehmung, Manipulation, Framing berührt werden. Das wird von den Lehrern so spannend verpackt und mit faszinierenden Fakten untermalt, dass ich mich auf die Unterrichtsstunden immer besonders freute.
November fühlte ich mich sehr verbunden, obwohl wir sehr verschieden sind. Sie wird als mutig, vielleicht manchmal etwas aufdringlich, aber auch selbstkritisch dargestellt, das gefiel mir sehr. Leider empfand ich dafür die Beschreibung der meisten anderen Personen oft als zu oberflächlich. Nur bei wenigen Ausnahmen gelang es der Autorin, vielschichtige, lebendig wirkende Charaktere herauszuarbeiten (manche andere Autoren schaffen das ja selbst bei kleinen Nebenfiguren), was wahrscheinlich der Grund ist, warum mir das Interesse für die Haupthandlung streckenweise etwas verloren ging. Erst zum Ende hin packte mich die Erzählung wieder und ich freue mich, dass es der Autorin gelungen ist, diesen ersten Band am Ende mit einem spannenden Finale so abzurunden, dass zwar meine Neugier auf den zweiten Band und weiteren Verlauf definitiv geweckt ist, aber ich auch nicht mit einem zu quälerischen Cliffhanger konfrontiert wurde.
Ein lesenswertes Buch mit kleineren Schwächen, aber auch einer außergewöhnlichen und zugleich unheimlich real wirkenden Erzählwelt!