Sieben Geschichten für große und kleine Kinder, für Leser, die nicht aufgehört haben zu fragen, was wäre, wenn. Sieben Geschichten, in denen sonderbare Käuze, scheiternde, lächerliche Rebellen, Nachfahren des Ritters von der traurigen Gestalt es wagen, der Unabänderlichkeit des Bestehenden Schwierigkeiten zu machen. Da ist ein Mann, der weiß, aber nicht glaubt, daß die Erde rund ist; da ist einer, der allen Dingen neue Namen gibt, so daß er von den anderen nicht mehr verstanden wird. Einer, der behauptet, Amerika gibt es gar nicht; oder da ist der Erfinder, der lauter Sachen erfindet, die es schon gibt. Da ist der Mann, der den ganzen Fahrplan auswendig weiß, ohne je gereist zu sein, und der, als er sieht, daß man am Schalter ebensoviel weiß, anfängt, alle Treppenstufen der Welt zu zählen, um etwas zu wissen, was niemand sonst weiß.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.04.1996Volle Leere
Bichsel liest Bichsel
Es war einmal eine Verlegerin, die wollte Kindern literarische Qualität zumuten. Sie bat daher einige Schriftsteller um eine Kurzgeschichte und veröffentlichte schließlich 1966 die Sammlung "Dichter erzählen Kindern".
Gertraud Middelhauves Idee bescherte der Kinderliteratur Peter Bichsel. 1969 legte er im Luchterhand-Verlag seine "Kindergeschichten" vor. Sie sind so einfach und kunstvoll wie Bichsels übrige Prosa auch. Erzählt wird von merkwürdigen Männern, die nachdenkend etwas suchen und nichts finden außer einer Idee, um die Leere zu füllen; so gehen sie in die Welt und haben auf einmal Spaß daran, aber auch Angst, ihre Würde zu verlieren. Fast alle scheitern. Bichsel schildert die Unmöglichkeit des Lebens in der Möglichkeitsform. Er experimentiert mit Ideen, gleichnishaft wie präzise setzt er Wort um Wort, seine Kunst besteht in der Aussparung.
Der vitale Tonfall Peter Bichsels läßt sich nun auch auf Kassette hören. Geschriebenes sieht man, kann es für sich wiederholen - das gesprochene Wort hingegen hat seinen eigenen Klang; unüberhörbar wird auf einmal, daß Bichsel Schweizer ist. Sein fremder Zungenschlag ist reizvoll, freilich auch gewöhnungsbedürftig. Doch wer das Zuhören noch nicht verlernt hat, wird schön entführt in Bichsels kluge spröde Welt. INA NEFZER.
Peter Bichsel: "Kindergeschichten". Gelesen von Peter Bichsel. MC, Audio Book. Der Hör Verlag, München 1996. 14,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bichsel liest Bichsel
Es war einmal eine Verlegerin, die wollte Kindern literarische Qualität zumuten. Sie bat daher einige Schriftsteller um eine Kurzgeschichte und veröffentlichte schließlich 1966 die Sammlung "Dichter erzählen Kindern".
Gertraud Middelhauves Idee bescherte der Kinderliteratur Peter Bichsel. 1969 legte er im Luchterhand-Verlag seine "Kindergeschichten" vor. Sie sind so einfach und kunstvoll wie Bichsels übrige Prosa auch. Erzählt wird von merkwürdigen Männern, die nachdenkend etwas suchen und nichts finden außer einer Idee, um die Leere zu füllen; so gehen sie in die Welt und haben auf einmal Spaß daran, aber auch Angst, ihre Würde zu verlieren. Fast alle scheitern. Bichsel schildert die Unmöglichkeit des Lebens in der Möglichkeitsform. Er experimentiert mit Ideen, gleichnishaft wie präzise setzt er Wort um Wort, seine Kunst besteht in der Aussparung.
Der vitale Tonfall Peter Bichsels läßt sich nun auch auf Kassette hören. Geschriebenes sieht man, kann es für sich wiederholen - das gesprochene Wort hingegen hat seinen eigenen Klang; unüberhörbar wird auf einmal, daß Bichsel Schweizer ist. Sein fremder Zungenschlag ist reizvoll, freilich auch gewöhnungsbedürftig. Doch wer das Zuhören noch nicht verlernt hat, wird schön entführt in Bichsels kluge spröde Welt. INA NEFZER.
Peter Bichsel: "Kindergeschichten". Gelesen von Peter Bichsel. MC, Audio Book. Der Hör Verlag, München 1996. 14,90 DM.
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