„Kindersorgen“ ist „kein kinder- und jugendpsychiatrisches Lehrbuch für Eltern, weil ich mich auf die Kindersicht und deren Verständnis und Deutung beschränke.“ (22) Michael Schulte-Markwort, Professor für Jugendpsychiatrie, grenzt im Vorwort ab, was seine Zielsetzung ist. Im Fokus steht die
Erlebniswelt der Kinder.
Der Hauptteil des Buches besteht aus zwanzig Kapiteln, in denen jeweils ein…mehr„Kindersorgen“ ist „kein kinder- und jugendpsychiatrisches Lehrbuch für Eltern, weil ich mich auf die Kindersicht und deren Verständnis und Deutung beschränke.“ (22) Michael Schulte-Markwort, Professor für Jugendpsychiatrie, grenzt im Vorwort ab, was seine Zielsetzung ist. Im Fokus steht die Erlebniswelt der Kinder.
Der Hauptteil des Buches besteht aus zwanzig Kapiteln, in denen jeweils ein Problemfeld anhand von Fallbeispielen und weitergehenden Erläuterungen behandelt wird. Insofern ist der Einstieg je nach Interessenlage in jedem Kapitel möglich. Die Erläuterungen sind verständlich. Das Buch sensibilisiert Erwachsene für Probleme der Kinder. Es ersetzt keine Psychotherapie.
Gleich im ersten Kapitel, in dem es um Aggressionen geht, erläutert Schulte-Markwort anhand des syrischen Flüchtlings Ahmed, in welcher psychischen Verfassung sich Jugendliche befinden, die einen Kriegsschauplatz verlassen und allein nach Westeuropa fliehen. Beides zusammen führt zu Traumatisierungen, die behandelt werden müssen.
Eine Ursache von Aggressionen kann Angst sein. Sie kommt aber auch in anderen Zusammenhängen vor. Letztlich ist aus dem Blickwinkel der Evolution Angst notwendig, um zu überleben. Der Autor erläutert, was Angststörungen sind, wie sie sich auswirken und welche Gegenmaßnahmen geboten sind.
In weiteren Kapiteln geht es um Depressionen, Tics, Schlafstörungen, Mobbing, Drogen, Magersucht und Pubertät, um nur Beispiele zu benennen. Der Aufbau der Kapitel ist wohl strukturiert. In die Erläuterungen fließen Märchen ein, die tiefenpsychologisch interpretiert, viel Aussagekraft besitzen und deutlich machen, dass die Probleme so alt sind, wie die Menschheit selbst.
Der Autor ist ein erfahrener Jugendpsychiater, er kennt aber auch seine persönlichen Grenzen, die er in die Erläuterungen einfließen lässt. Auch gibt es Problembereiche, die eine mehrjährige Therapie erfordern und gegen den Willen der Betroffenen nicht gelöst werden können.
Schulte-Markwort nimmt Kinder ernst. Er deckt in diesem Buch eine große Bandbreite ab und räumt mit Mythen auf wie z.B. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Nach eigener Aussage möchte er „Eltern darin unterstützen, ihr Kind und sich selbst besser zu verstehen.“ (314). Das ist ihm mit diesem Buch auch gelungen.