Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,75, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Folgende Magisterarbeit ist ein Versuch, herauszuarbeiten, ob die von Ariès vertretenen Thesen auch unter Berücksichtigung von volkssprachlicher Literatur des hohen und späten Mittelalters haltbar sind oder ob sich anhand der vorliegenden Texte vielleicht ein anderes Bild für das Kindheitsverständnis dieser Epoche zeigt. Interessant ist zu betrachten, welche Schlussfolgerungen - im Sinne einer historischen Anthropologie - man aus den Texten für das Kindheitsverständnis dieser Zeit ziehen kann. Um die Thesen von Ariès zu überprüfen, sollen in der vorliegenden Magisterarbeit Kindheitsgeschichten in der deutschen Literatur des hohen und späten Mittelalters untersucht werden. Als Untersuchungsgegenstände dienen drei fiktive Texte und eine pädagogische Schrift des Mittelalters. Im Einzelnen sind dies: ‚Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht’3 in der Straßburger Fassung, das Heldenepos ‚Kudrun’4, das höfische Versepos ‚Parzival’5 von Wolfram von Eschenbach und eine Übersetzung des zweiten Buches des Fürstenspiegels ‚De regimine principum’ des Priesters und Philosophen Aegidius Romanus mit dem Titel ‚Von der Sorge der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder’6. Dabei können die Texte nur exemplarisch verstanden werden. Im Rahmen eines epischen und eines pädiatrischen Kindheitsdiskurses soll betrachtet werden, ob und wie Kindheit und Kindlichkeit in Texten des hohen und späten Mittelalters von den einzelnen Autoren thematisiert werden. Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Um eine theoretische Grundlage zu geben, wird zunächst kurz der Begriff Kindheit erläutert und näher definiert. Danach werden die Thesen von Ariès im Einzelnen genauer vorgestellt, und anschließend wird das so genannte hero pattern dargelegt, das laut Uwe und Gunhild Pörksen als literarisches Muster charakteristisch für epische Kindheitsgeschichten ist.7 Daraufhin folgt eine detaillierte Vorstellung der epischen Kindheitsgeschichten – vorangestellt werden jeweils Informationen zu Autor und Werk. Unter Berücksichtigung des hero pattern wird für jeden Text herausgearbeitet, inwiefern er Aussagen enthält, die für die Beurteilung des damaligen Kindheitsbildes in Bezug auf Ariès’ Thesen relevant sind. Nach Einführung in die Texte zeigt eine Analyse, ob die Thesen von Ariès haltbar sind oder ob die vorgestellten Kindheitsgeschichten diesen widersprechen. Im Anschluss wird die pädagogische Schrift von Aegidius Romanus vorgestellt und im Hinblick auf die Thesen von Ariès untersucht. In einem Schlusswort zeigt sich, welche Erkenntnis man abschließend für das Kindheitsverständnis des Mittelalters aus den Texten ableiten kann.