Auf dem Land leben muss man wollen. Oder müssen. Immer mehr Städter entdecken zwar den Bio-Bauern in sich und ziehen raus aufs platte Land, die Mehrheit bewegt sich allerdings noch immer in die entgegen gesetzte Richtung und flüchten ab in die Stadt. Kuhmist ist nur eine Seite des Dorflebens, viel
Dramatischer und für manchen Unterträglich sind Phänomen wie Dorftratsch, permanente soziale…mehrAuf dem Land leben muss man wollen. Oder müssen. Immer mehr Städter entdecken zwar den Bio-Bauern in sich und ziehen raus aufs platte Land, die Mehrheit bewegt sich allerdings noch immer in die entgegen gesetzte Richtung und flüchten ab in die Stadt. Kuhmist ist nur eine Seite des Dorflebens, viel Dramatischer und für manchen Unterträglich sind Phänomen wie Dorftratsch, permanente soziale Kontrolle und bisweilen mehr als schrullige Einwohner. Solche haben sich auch in Walter G. Pfaus neuem Krimi “Kindstod” versammelt. Die einen, um ihr Geheimnis zu wahren, die anderen um dem alteingesessenen Polizeioberkommissar Hanno Köberle beim Lüften deselben unter die Arme zu greifen.
Der Grund ist so einfach wie grauslig: im beschaulichen Dörfchen bei Ehingen wurde eine Babyleiche entdeckt. Ausgerechnet in der Garage der größten Tratsche lag der tote Findling und so beginnt das Rätseln, wer um alles in der kleinen schwäbischen Welt zu solch einer Tat fähig ist.
Mit Scharfsinn und Humor sowie mit Kollegin und Herzensdame Marina Domino ermittelt Köberle quer über die Schwäbische Alb, verdächtigt mal diesen, mal jenen und folgt stets hartnäckig jeder noch so kleinen Spur. Und während wir Leser ihn dabei beobachten, wächst einem so mancher Dorfbewohner ein bisschen ans Herz – nicht auszudenken, dass einer davon der Täter sein soll, zumal die Dorfbewohner selbst noch von einem Unfall und einem Mord erschüttert werden. Auch Köberles Oma Dodel ist fassungslos. Wie gut, dass ihr Enkel an der Sache dran bleibt und sich deshalb auch gern mal mit den Kollegen aus Ulm anlegt. Gemeinsam haben die Kommissare einige böse Buben im Visier, doch führt die heißeste Spur halt immer wieder ins Dorf zurück.
Knapp an der Schwabentümmelei vorbei führt der Autor seine Leser direkt in den schwäbischen Dorfalltag, in den sich auch “Reigschmeckte” dank schöner sprachlicher Bilder gut einfühlen können. Die Story zwischen Zuhältermilieu, Steuerbetrug, Tratsch und Sauerkraut liest sich süffig wie ein Viertele. Ganz nebenbei erledigt Protagonist Hanno Köberle auch noch sein Kindheitstrauma und blickt endlich einer liebestollen Zukunft entgegen. Und so atmet am Ende nicht nur Oma Dodel auf…