Kintsugi, übersetzt „Gold-Verbindung“, ist eine alte japanische Technik zur Reparatur von beschädigter Keramik. Die Scherben werden mit Urushi Lack zusammengeklebt, kleinere Fehlstellen können auch ergänzt werden. Zum Schluss wird der sichtbare Urushi Lack mit den üblichen Techniken vergoldet.
Britta Hackenberger nennt ihr Buch zwar „Kintsugi“, aber was sie dann vorstellt, hat nur am Rand etwas…mehrKintsugi, übersetzt „Gold-Verbindung“, ist eine alte japanische Technik zur Reparatur von beschädigter Keramik. Die Scherben werden mit Urushi Lack zusammengeklebt, kleinere Fehlstellen können auch ergänzt werden. Zum Schluss wird der sichtbare Urushi Lack mit den üblichen Techniken vergoldet.
Britta Hackenberger nennt ihr Buch zwar „Kintsugi“, aber was sie dann vorstellt, hat nur am Rand etwas damit zu tun. Sie nutzt moderne Epoxidharze und Zweikomponentenkleber statt Urushi, was zu deutlich schlechteren mechanischen Eigenschaften führt. Die Autorin verweist darauf, dass diese Materialien nicht zu heiß werden dürfen (Urushi Lack ist da völlig unempfindlich), sie dürfen nicht mit harten Gegenständen bearbeitet werden (Messer, Gabel, Löffel sind also tabu) und auch nicht in die Spülmaschine (das darf Urushi allerdings auch nicht). Hier wird sehr schnell deutlich, warum die Projekte, die Hackenberger später im Detail vorstellt, für eine Kintsugi-Reparatur völlig ungeeignet sind: Sie repariert vor allem Teller und Schüsseln, die natürlich mit Besteck in Kontakt kommen. Das sind nun mal europäische Tischsitten, die aber absolut inkompatibel mit Kintsugi sind. In Japan wird die Technik vor allem eingesetzt, um hochwertige Teeschalen zu reparieren, das macht Sinn, bei europäischem Geschirr aufgrund des Nutzungsverhaltens dagegen nicht.
Die Prinzipien für dieses adaptierte Kintsugi sind sehr einfach und schnell erklärt. Nach 30 Seiten beginnen dann Einzelprojekte, die Schritt für Schritt beschrieben werden, unterstützt durch aussagekräftige Fotos. Warum man allerdings nach dem Projekt „Teller“ noch ein Projekt „Kuchenteller“ braucht, hat sich mir nicht erschlossen. Darauf folgt dann das Projekt „Objekt mit mehreren Scherben“. Das sieht alles schon ein bisschen nach Seitenschinden aus. Übrigens nutzt die Autorin, anders als die Japaner, kein Gold, sondern goldfarbenes Metallpulver, das nach einiger Zeit seinen Glanz verliert und stumpf wird.
Wer Kintsugi schon mal gesehen hat, der merkt auch, dass die Variante mit Epoxidharz bei weitem nicht so perfekt wird wie der Urushi Lack, der in vielen Schichten aufgetragen und immer wieder abgeschliffen wird. Hackenbergers Variante bleibt sehr unregelmäßig, wirkt oft knotig und macht insgesamt keinen schönen Eindruck. Vor dem Hintergrund Nachhaltigkeit macht es natürlich Sinn, Dinge zu reparieren, statt sie wegzuwerfen, aber in diesem Fall muss man leider sagen: Es gibt keine Reparatur von Keramik, die dauerhaft die alten Materialeigenschaften wiederherstellt, das weiß jeder Restaurator. Britta Hackenberger kann das auch nicht und dann stellt sich die Frage, ob ein zerbrochener Teller nicht doch besser in den Müll wandert, wenn man ihn weder mit Besteck traktieren, noch heiß spülen darf. Schließlich ist das Hauptziel des japanischen Kintsugi die volle Wiederherstellung der Benutzbarkeit.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)