Examensarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Musikhochschule Luzern, Sprache: Deutsch, Abstract: Obwohl sich heutzutage die Kirchen immer mehr leeren, Gottesdienstangebote abgebaut werden und entsprechend der Markt und die Verdienstmöglichkeiten immer kleiner werden, dürfen sich die Kirchenmusiker daran erfreuen, dass sie musikalisch gesehen, die Freiheit geniessen, Werke zur Aufführung zu bringen, die ihnen persönlich richtig und zum jeweiligen kirchlichen Anlass passend erscheinen. Ebenso ist es jedem Kirchenmusiker freigestellt, wie er seinen Kirchenjob ergänzt, sei dies mit Unterrichten, Konzerttätigkeit oder einer ganz anderen Beschäftigung. Neu-Kompositionen unterliegen keinen stilistischen Grenzen; ob experimentell oder konservativ, man kann fast alles vermarkten, und entsprechend gross ist auch die Palette an „neuer“ Musik. Suchte man bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Harmonie und komponierte nach mehr oder weniger strengen Regeln, so brachte die Jahrhundertwende die musikgeschichtlich richtige Konsequenz, dass die Tonalität erweitert wird, tonale Zentren die Bedeutung verlieren, neue Kompositionstechniken entwickelt und elektronische Reproduktionsmittel eingesetzt werden. Als junger Kirchenmusiker, der die künstlerische Freiheit schätzt, die im heutigen Arbeitsumfeld herrscht, stelle ich mir die Frage: „Wie ist es, wenn die Politik Einfluss auf die Künste nimmt und die Individualität zu Gunsten eines vermeintlichen Allgemeinwohls eingeschränkt wird?“. Diese Frage stellt sich insbesondere, wenn die Politik dann das Kulturschaffen beeinflusst, während eine kulturelle Revolution stattfindet. Weiter stellt sich die Frage, inwiefern die weltliche Politik die Kirche beeinflussen kann, die ja selber auch Interesse daran hat, ihre „Schäfchen“ nicht zu verlieren und sie entsprechend führen muss. Im Folgenden soll das kirchenmusikalische Schaffen und Wirken in Deutschland in der Zeit von 1933-1945, also der Periode der Nazi-Diktatur, untersucht werden. Ein spezielles Augenmerk kommt dabei der evangelischen Kirchenmusik zu, da die Quellenlage auf katholischer Seite äusserst unbefriedigend ist und die Wirkung der katholischen Kirchenmusik nicht annähernd die gleiche Bedeutung erlangt hat.