Autobiographische Kindheitseinblicke des Literaturnobelpreisträgers
Zurückhaltend, geradezu unsicher erzählt der viel beachtete und hoch ausgezeichnete Portugiese die kleinen Nebensächlichkeiten seines kindlichen Alltags, welche selbstredend für ihn selbst so bedeutsam und nachhaltig waren.
Freilich – wäre er nicht der Literaturnobelpreisträger, es würde vermutlich nicht wirklich irgendjemand…mehrAutobiographische Kindheitseinblicke des Literaturnobelpreisträgers
Zurückhaltend, geradezu unsicher erzählt der viel beachtete und hoch ausgezeichnete Portugiese die kleinen Nebensächlichkeiten seines kindlichen Alltags, welche selbstredend für ihn selbst so bedeutsam und nachhaltig waren. Freilich – wäre er nicht der Literaturnobelpreisträger, es würde vermutlich nicht wirklich irgendjemand interessieren, wie ein Junge in Armut aufwuchs und dann in der großen Stadt seine ersten pubertären Erfahrungen sammelte.
Die Geschichten sind keine Tagebucheinträge, zu oft verunsichert der Erzähler selbst über das „richtige“ Datum, den tatsächlichen Zeitraum der Geschehen. Doch diese Präzision ist für die Leserschaft kaum von Bedeutung. Vielmehr sind es die privaten Erlebnisse und Empfindungen des Jungen, die wehmütige Rückschau und damit verbundene Ehrung seiner Herkunft, welche ihn von ganz unten doch später nach ganz oben gelangen ließ.
So erfährt man von den Erniedrigungen, welche der Bub aufgrund der vorherrschenden Armut seines Elternhauses aber auch der bisweilen Gedankenlosigkeit seines Umfeldes Kindern gegenüber erlitt, lernt den einen oder anderen Ursprung bestimmter in späteren Romanen so gewichtigen Inhalten kennen und wird ein Lissabon längst vergangener Tage geführt.
Wer nun ein Werk gewohnter Tiefe und Lebensbedeutung erwartete, wird sicher enttäuscht sein, wenngleich die beschriebene Kindheit Josés nun mal grundlegend für ihn waren und erst die besagten Romane ermöglichten.
© 2/2009, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.