Auf den 200 Seiten wird der Leser Zeuge von außergewöhnlichen Festen, die der italienische Schriftsteller Michele Serra (Jg. 1954) festgehalten hat und er hat sie mit merkwürdig langen Titeln versehen. In der Auftaktgeschichte „Manchmal sind wir ganz ergriffen und wissen nicht, wem davon erzählen“
begegnet uns der Rentner Paletti, der gern beten möchte, aber keine Bezugsperson - sprich Gott - hat.…mehrAuf den 200 Seiten wird der Leser Zeuge von außergewöhnlichen Festen, die der italienische Schriftsteller Michele Serra (Jg. 1954) festgehalten hat und er hat sie mit merkwürdig langen Titeln versehen. In der Auftaktgeschichte „Manchmal sind wir ganz ergriffen und wissen nicht, wem davon erzählen“ begegnet uns der Rentner Paletti, der gern beten möchte, aber keine Bezugsperson - sprich Gott - hat. Also veranstaltet er mit Freunden ein atheistisches Ritual am Fluss.
Danach erzählt der Autor von der Happy Hour eines Botschafter-Ehepaars in einem römischen Café. In der kurzen Geschichte „Die Parteigänger der Schleifmaschine und die des Schmirgels“ gerät eine Beerdigung zu einem soliden handwerklichen Wettstreit, weil die Marmortafel nicht auf die Grabnische passt. In „Man sagt, das sei das Drama der Identität“ lauert ein Ladenbesitzer, genervt durch das ewiggleiche Geschmiere an seinem Rollladen, den Graffitisprayer in der Nacht mit einer Pistole auf. Doch daraus entwickelt sich ein sehr persönlicher Disput.
Insgesamt zwölf Kurzgeschichten versammelt der Diogenes-Auswahlband und Michele Serra entpuppt sich darin als kritischer Beobachter des italienischen Alltags. Eine humorvolle und zugleich feinsinnige Lektüre.