Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Über den Daumen gepeilt, dauerte das Mittelalter rund tausend Jahre. In der deutschsprachigen Geschichtsschreibung hat sich eine Dreiteilung etabliert: das frühe Mittelalter von etwa 500 bis 1000; das hohe bis 1250; das späte bis 1500. Entsprechend verschieben sich die kreativen Schwerpunkte - von einer ländlich-klösterlichen Kultur zur ritterlich-höfischen und schließlich städtischen. Karl Brunner möchte nun in seiner "Kleinen Kulturgeschichte des Mittelalters" diese herkömmlichen Strukturen auflösen. Er spricht vom Ersten und vom Zweiten Mittelalter, wobei er den Übergang ins dreizehnte Jahrhundert verlegt. "Konkrete Netzwerke von Personen" hier; "politische Institutionen" dort. Das klingt ambitioniert; doch wie das eigentlich zu verstehen sei, wird nicht erklärt. Brunner will "erzählen"; die Darstellung ist allerdings weniger episch, eher lexikalisch - ein gelehrter Plauderton, der bestimmte Begriffe erörtert. Der Hauptteil setzt mit dem "kulturell geformten Körper" ein, einschließlich der körperlichen Arbeit. Im Gegensatz zur Antike erfahre die stete Tätigkeit im Mittelalter eine religiöse Aufwertung. Eine solche Hochschätzung der Arbeit führe zum "europäischen Sonderweg". Es sind traditionelle Erklärungsmuster. Die ritterlich-höfische Kultur ist Brunners Steckenpferd, die Welt der Ritter und Damen, während spätmittelalterliche Institutionen, fürstliche wie städtische Kanzleien und Verwaltungsorgane, Ratsverfassungen, Zünfte und Universitäten, höchstens beiläufig erwähnt werden. (Karl Brunner: "Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters". Verlag C. H. Beck, München 2012. 269 S., Abb., br., 14,95 [Euro].)
eiz
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main