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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2 -, Freie Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Findling ist sowohl in der Radikalität des Themas als auch in der Härte und Kühnheit der Motivverschränkung in Kleists Werk einzigartig. Kleists konstruktive Phantasie hat in dieser Erzählung, deren Entstehungszeit unbestimmt ist, Extremfälle menschlichen Handels und Leidens gestaltet. Nirgends in Kleists Werken ist das Böse so wirksam und mächtig als hier.1 Mein erster Leseeindruck ist typisch für die gesamte Novelle: ich war verwirrt. Am…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2 -, Freie Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Findling ist sowohl in der Radikalität des Themas als auch in der Härte und Kühnheit der Motivverschränkung in Kleists Werk einzigartig. Kleists konstruktive Phantasie hat in dieser Erzählung, deren Entstehungszeit unbestimmt ist, Extremfälle menschlichen Handels und Leidens gestaltet. Nirgends in Kleists Werken ist das Böse so wirksam und mächtig als hier.1 Mein erster Leseeindruck ist typisch für die gesamte Novelle: ich war verwirrt. Am Ende der Novelle wusste ich nicht mehr, wer der Bösewicht war und wer nicht. Wurde Nicolo nicht am Anfang so unschuldig und hilflos dargestellt? Wieso hat er sich zu dem entwickelt was er ist? Interessanterweise spiegelt sich dies auch in der Sekundärliteratur wieder. Stets wurde Nicolo als durchtriebener, falscher Bösewicht dargestellt. Im Gegensatz dazu waren Piachi und Elvire die Güte und Liebenswürdigkeit in Person und Piachis Tat ist am Ende durchaus verständlich. In den späten 70er Jahren jedoch wandelte sich die Richtung der Sichtweise. Den Höhepunkt dieser anderen Lesart bildet Schröders Plädoyer für Nicolo (1985). Nicolo war von nun an eben nicht mehr der teuflische Falschspieler, sondern vielmehr ein Opfer. Er war das Opfer einer falschen Erziehung, eines lieblosen Elternhauses, einer kapitalistischen Gesellschaft, eines korrupten Klerus.2 Fakt ist zwar, dass Nicolo böse ist: er versucht seine Adoptivmutter zu vergewaltigen und wirft seinen Adoptivvater aus seinem eigenen Haus. Allerdings drängt sich einem die Frage auf: ist Nicolo von Natur aus böse oder sind es die äußeren Umstände, die ihn im Verlaufe der Erzählung böse werden lassen? Da sich die Forschung ebenfalls mit dieser Frage auseinandergesetzt hat, ist es Ziel meiner Arbeit, diese zwei Sichtweisen des „Findlings“ genauer zu betrachten. 1 Hoffmeister, Werner: Heinrich von Kleists „Findling“. In: Monatshefte 58 (1966) S. 49 2 Oesterle, Günter: Der Findling Redlichkeit versus Verstellung – oder zwei Arten böse zu werden. In: Interpretationen Kleists Erzählungen Reclam Stuttgart 1998, S. 163