Nicht nur auf dem Laufsteg gilt: Kleidung ordnet ein oder grenzt ab. Ohne Worte verrät sie ihren Träger und seinen Stand in der Gesellschaft. Auch Schriftsteller nutzen Kleidung als zentrales Vehikel zur Definition ihrer Figuren und gesellschaftlich-sozialer Zusammenhänge. Das semantische Potenzial von Kleidung kann somit auch die Texte muslimischer Autoren neu erschließen. Nina Maria Niederl zeigt das aus kulturwissenschaftlicher Perspektive beispielhaft an literarischen Werken des gebürtigen Marokkaners Tahar Ben Jelloun. Die Autorin stellt Kleidung dazu zuerst in ihrer anthropologischen Bedeutung vor und skizziert anschließend für die literarische Analyse relevante Forschungsfelder der Gender Studies, der literarischen Anthropologie sowie der Kleidersemiotik. Aufbauend zeigt sie, wie Beschreibungen von Kleidung in ausgewählten Erzähltexten des französischsprachigen Autors einerseits zur literarischen Repräsentation und andererseits als Medium der Geschlechterkonstitution Verwendung finden. So entsteht ein differenziertes Bild des Körperlichen und seiner Vermittlung in einem Romanwerk, das maßgeblich von der orientalischen Zivilisation geprägt ist.
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