Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Sport - Sportpsychologie, Note: 1,3, Universität Bielefeld, Veranstaltung: Psychologische Aspekte im Sport, Sprache: Deutsch, Abstract: 1.Einleitung Der Ausruf „Schiedsrichter ans Telefon“ ist wohl fast so alt wie der moderne Fußball selbst. Emotionsgeladene Momente zwischen Spielbeteiligten und Schiedsrichtern gehören eher zum Sportspiel-Alltag, als dass sie die Ausnahme darstellen. Von einem guten Schiedsrichter wird verlangt, sich auf solche Situationen vorzubereiten und mit diesen Emotionen dann auch umzugehen. Dementsprechend wird die Tätigkeit als Schiedsrichter nicht selten als „stressiger Job“ angesehen, dem sich der ansonsten sportbegeisterte Zeitgenosse lieber nicht aussetzen möchte. Stress ist körperlich betrachtet eine Relikt aus der Steinzeit: eine überlebensnotwendige Reaktion auf drohende Gefahren. Dafür wird der Körper blitzschnell in einen Alarmzustand gebracht. Hormone wie Adrenalin werden in die Blutbahn ausgeschüttet, der Herzschlag beschleunigt. Die Muskeln werden stärker durchblutet und das Immunsystem mobilisiert. Heute unterscheidet man zwischen zwei Arten von Stress: dem positiven, so genannten Eustress und dem negativen, so genannten Dysstress. Während uns Eustress gut bekommt und aufbauend ist, und Dysstress destruktiv, abbauend und es bleibt nur eine Frage der Zeit, bis der Körper auf diesen Zustand mit Krankheit reagiert. Tatsächlich belegt u. a. eine amerikanische Stichprobe von Fußball-Schiedsrichtern (Taylor et al., 1990) einen Zusammenhang der erlebten Stressintensität mit einem als „Burnout“ bezeichneten Phänomen. Unter diesem Begriff soll ein „affektiv gefärbter Erschöpfungszustand des Organismus“ verstanden werden, „der sich über eine längere Zeit erhöhten Stresserlebens hinweg entwickelt und verfestigt“ (Brand 2002, S. 52). Die Tatsache, dass dennoch eine große Anzahl von Schiedsrichtern trotz ähnlicher Bedingungen für ihre Tätigkeit keinen Burnout-Zustand erleben, legt die Vermutung nahe, dass diese im Sinne der Salutogenese über Ressourcen verfügen, welche sie ihre Tätigkeit als weniger stressreich erleben lassen. Nach dem salutogenetischen Modell von Antonovsky gibt es keine klare Grenzlinie zwischen Gesundheit und Krankheit, sondern der Mensch bewegt sich zwischen diesen beiden Endpunkten, wobei eine Anzahl von jeweils belastenden Faktoren (Stressoren) und schützenden Faktoren (Widerstandsressourcen) die Nähe zum einen oder anderen Endpunkt bestimmt. Als zentrale Widerstandsressource bezeichnet Antonovsky dabei den Kohärenzsinn, der wiederum aus den Komponenten Verstehbarkeit (in Bezug auf die Schiedsrichter-Tätigkeit...