Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Nürnberger Fastnachtspiel des 15. Jahrhunderts ist die Trieb- und Vitalsphäre des Menschen Gegenstand vieler Darstellungen. Ein Großteil der überlieferten Fastnachtspiele thematisiert die Bereiche des Sexuellen und Fäkalen. Der Rahmen der Festlichkeiten zur Fastnacht erlaubte es, sich über die geltenden Normen gesellschaftlicher Moralvorstellungen und Werte hinwegzusetzen und sie ins Gegenteil zu verkehren. Im „Vasnachtspil vom Dreck“ wird der Bereich des Fäkalen zum Mittelpunkt der Darstellung gemacht und im Schutz der ´Narrenfreiheit` ein unterhaltsames Spiel mit gesellschaftlichen Verhaltensvorschriften getrieben. Die Rolle des Bauernnarren wird genutzt, um gesellschaftlich tabuisierte Körperfunktionen zu benennen, sich in skatologischen Wortspielen zu ergehen und das affektive Ausleben von Körperlichkeit zu inszenieren. Triebhafte Verhaltensweisen und Unmäßigkeit werden auf diese Weise spielerisch zur Norm erklärt und treten an die Stelle des gesellschaftlichen Zwangs zur Selbstbeherrschung, der "mâze". Die Werteverkehrung betrifft Themen, die für das soziale Miteinander des Handwerkerstandes von Bedeutung waren. In der vorliegenden Arbeit soll herausgestellt werden, auf welche Weise die Inszenierung verkehrter Welt durch Bezugnahme auf verschiedene Bereiche des Alltagslebens der Nürnberger Handwerker erfolgt. Außerdem wird reflektiert, welche Funktion die Fäkalmotivik haben könnte. Nach einer kritischen Reflexion einiger kontroverser Forschungsbeiträge erfolgt eine detaillierte Analyse des Fastnachtspiels, die dem dreiteiligen Aufbau des Stücks folgt.