Angesichts begrenzter Ressourcen und ökologischer Krisen zielt die Energiewende heute auf die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, auf ein neues Zeitalter, in dem die Kohle keine Rolle mehr spielt. Gerade diese hehre Absicht verdeutlicht, dass es eine Ära gegeben haben muss, in der Kohle für die Menschheit überaus wichtig war: die »Kohlezeit«. Helge Wendt zeichnet sie als eine globale Wissensgeschichte über das Material, seine Förderung, Lagerung und Nutzung, verbunden mit politischen Fragen und sozialen Strukturen. Beginnend im Europa der frühen Neuzeit, beleuchtet sein Buch Fragen, die in Lateinamerika genauso diskutiert wurden wie im Asien und Afrika des späten 19. Jahrhunderts. Besonders in den Kolonien europäischer Staaten – so Wendts innovativer Ansatz – zeigte sich, wie in der Kohlezeit Wissen und Macht, Praxis und Problemlösungen, fossile Energiewende und Wirtschaft in großen und kleinen räumlichen Konstellationen zusammenwirkten.
»Für moderne Konsumbürger war das Zeitalter der Kohle schon ziemlich bequem. Für jene, die das Grubengold ans Tageslicht holten, sah das anders aus: Es gab viel Arbeit und eine Menge Gefahren. Helge Wendts Monografie zeigt, dass es darüber hinaus auch kognitive Herausforderungen gab, an denen sich etliche Generationen von Gelehrten und Praktikern zunächst in Europa und später auch im Rest der Welt abmühten. Im weiten chronologischen und geografischen Ausblick analysiert er das Suchen und allmähliche Finden eines Wissensfundus, der sich mit der physischen Produktion auf mehreren Ebenen verband.« Frank Uekötter, Francia-Recensio 2023/4, Frühe Neuzeit - Revolution - Empire (1500-1815)»Das Buch beschreibt die weltweite Wende von organischen Brennstoffen und vormodernen, nachhaltigen Energieträgern hin zu fossilen Energieträgern im Zeitraum von ca. 1500 bis 1900. [...] Mit zahlreichen Quellen [...] zeichnet Wendt nach, wie Kohle und Wissen über Kohle gewonnen wurde und wie dieses Wissen zwischen Minen, Laboren oder Industrieanlagen weitergegeben wurde. Immer wieder setzt er Projekte zum Kohleabbau in den Kontext von territorialen Herrschaftskonflikten und Expansionen. [...] Der Reiz des Buches besteht darin, aus der aktuellen Klimakrise auf die Entwicklung des planetaren Kohle-Metabolismus zu blicken.« Julian Schellong, H-Soz-Kult, 30.05.2023»Für alle, die sich für Wissensgeschichte auch abseits ihrer klassischen Themen begeistern und an der Verknüpfung von Wissens- und Lebenswelt in lokalen und globalen Zusammenhängen aus einer europäischen Perspektive interessiert sind, ist die Lektüre [...] bereichernd und zum Weiterdenken anregend.« Tobias Winnerling, Sehepunkte, 15.10.2023»Helge Wendts Buch gibt einen facettenreichen Einblick in die Wissens- und Globalgeschichte der Kohle in der Frühen Neuzeit und es eröffnet neue Horizonte für das Verständnis des "Zeitalters der Kohle". [...] Gänzlich unpolitisch ist das Buch nicht, öffnet es doch die Augen dafür, wie langwierig, verschlungen und nicht-linear Transformationsprozesse von Energiesystemen waren und wohl auch bleiben werden.« Torsten Meyer, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 2024/2