Koller ist nicht nur ein Name, sondern auch ein Zustand. Und der wird fast zum Dauerzustand, als Chris und Koller aufeinanderprallen: Koller will immer mit dem Kopf durch die Wand und denkt sowieso, alles sei ganz einfach. Chris denkt zu viel nach und spricht zu wenig aus. Chris weiß noch nicht einmal, wie Koller mit richtigem Namen heißt, da sitzen sie schon nebeneinander in einem klapprigen Polo II und fahren los. Was ein Kurztrip an die Ostsee werden soll, wächst sich zu einem Roadtrip aus, der sich gewaschen hat: über Ludwigsburg, das überflutete Ahrtal, das sagenumwobene Hannahhausen, den Acker eines blutrünstigen Treckerfahrers – bis die beiden schließlich das Kaff am Meer erreichen, das Kollers Refugium ist, und wo das Vorhaben, einen Fischteich neu anzulegen, gleichermaßen Scheitern und Erlösung verspricht. Koller ist keine Liebesgeschichte, aber eine Geschichte über Liebe. Über die Suche nach Zugehörigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung. Rasant und mit entwaffnender Direktheit erzählt Annika Büsing von Menschen, die herausfinden müssen, was sie wirklich vom Leben wollen und warum sie den Erwartungen anderer entkommen müssen, um es zu erreichen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Gisa Funck spart nicht an Superlativen, um Annika Büsings neuen Roman zu loben. Büsing sieht sie gar in der Tradition von J.D. Salinger, der Roman erinnert sie zudem an Wolfgang Herrndorfs "Tschick". Erzählt wird die Geschichte von Chris, einem jungen schwulen Mann mit Essstörung und Kontrollzwang, der auf den "Hallodri" Koller trifft und mit ihm schläft. Gemeinsam borgen sie sich ein Auto von Kollers Exfreundin Ella, um zur Ostsee aufzubrechen. Die Kritikerin liest hier Dialoge voller "rotziger Rebellion und Geschwindigkeit", wie sie schreibt. Zu hoffen ist allerdings, dass sie nicht die meint, die sie dann auch zitiert: "Ich breche keine Herzen, Regeln vielleicht, aber keine Herzen." Für Funck ist das in einer Stream-of-Consciousness-Perspektive verfasste Buch in jedem Fall ein hinreißendes "Plädoyer für die Verwandlungskraft der Liebe".
© Perlentaucher Medien GmbH
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