Essay aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Historisches Seminar), Veranstaltung: Kolonialismus in Afrika um 1900, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Epoche des Kolonialismus bzw. des Imperialismus – verdammt lang her? Verdammt – aus Sicht der unterworfenen Völker in den meisten Fällen wohl schon, lang her – sicherlich nicht. Schon rein zeitlich gilt dies nicht wirklich: Das ehemalige Südrhodesien erhielt seine Unabhängigkeit als Zimbabwe erst 1980, Namibia unterstand sogar bis 1990 dem Apartheidregime Südafrikas, und auch heute existieren noch überseeische Besitzungen europäischer Mächte, wie etwa die französischen „Überseedepartements“. Und so lange sind die 60er und 70er Jahre, die Hochzeit der afrikanischen Dekolonisation, nun auch nicht her. Von weit größerer Bedeutung als der tatsächliche zeitliche Abstand zur Epoche des Kolonialismus bzw. des Imperialismus ist jedoch die Frage nach der Relevanz jener für unsere heutige Zeit. Denn Geschichte ist eben nicht nur Quelle für interessante und unterhaltsame Anekdoten, nicht nur eine (allerdings durchaus wichtige) Orientierungshilfe, meist wie man es nicht machen sollte, sondern auch und vor allem ein grundlegendes Element im Verständnis unserer Welt. In diesem übertragenen Sinne wird die Frage nach dem „verdammt lang her“ zu einer Frage nach der Relevanz vergangener Ereignisse für die Gegenwart – der konkrete zeitliche Abstand spielt keine Rolle mehr. Schließlich wird die Bedeutung des iberischen „Kolonialismus der Krone“ für Südamerika nicht dadurch geringer, dass er länger her ist. [...]