In ihren erfolgreichen Kolumnen fur die Suddeutsche Zeitung und den Musikexpress kommentiert Sarah Kuttner mit einer Geschwindigkeit von 1000 words-per-Minute Ereignisse, die die Welt bewegen, und beantwortet Fragen, die man sich bis eben noch gar nicht gestellt hat.Wussten Sie, dass eine Sonnenbrille auf den Augen mehr bringt als eine in den Haaren? Dass Bettwasche nicht gemustert sein sollte, weil man sonst vom Schlafen abgelenkt wird? Ist Grillen Breitensport oder Brauchtum? Ist Skispringen wirklich ein grausamer und zynischer Sport, nur weil so viele Springer in den Baumen stecken bleiben? Das E-Book versammelt alle Kolumnen, die in den beiden Taschenbuchern "e;Das oblatendunne Eis des halben Zweidrittelwissens"e; und "e;Die anstrengende Daueranwesenheit der Gegenwart"e; erschienen sind.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2006Das Heute ist eine tolle Sache
Aber morgen ist auch noch ein Tag: Sarah Kuttners Kolumnen
Eine leidenschaftliche Kritikerin des Pflicht-Wissens legt mit federleichter Abgründigkeit ihr erstes Buch vor: Sarah Kuttner, die sich "Mädchen" nennt, ist eine Leitfigur der unter Dreißigjährigen. Aber lesen sie selbst!
Als wir, einer lieben Gewohnheit folgend, letzte Woche auf MTV die Lateshow "Kuttner." sahen (das ist neben "Domian" im Augenblick die realitätshaltigste Sendung im deutschen Fernsehen), da schlug uns der ultimative Satz zärtlicher Buchkritik entgegen. Der Satz, gesprochen von einem weiblichen Fan der "Kuttner."-Moderatorin Sarah Kuttner, lautete so: Wenn ich ein Buch wäre, dann würde ich mich von Sarah Kuttner schreiben lassen. Kann man schöner sagen, was man meint? Gewiß, die Buchkritik hat viele Gesichter. So kann man ein Buch zum Beispiel packend finden, sehr, sehr schön oder toll oder einfach nur verzückt stammeln. Aber noch nie ist gehört worden, daß ein Kritiker sich in seiner Leidenschaft dermaßen vergaß, daß ihm der Satz herausrutschte: Wenn ich ein Buch wäre, würde ich mich von XY schreiben lassen.
Für diesen Satz bedarf es des besonderen Buchs, auf das er gemünzt ist: auf Sarah Kuttners eben erschienene Kolumnensammlung "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens". Warum möchte ein Buch so heißen? Weil die Welt ein Dreidrittelwissen nicht mehr hergibt. Und warum möchte es von Sarah Kuttner geschrieben werden? Weil diese Autorin - eine Leitfigur der unter Dreißigjährigen, wie es im Klappentext heißt - sich auf dem oblatendünnen Eis unserer Zeit zu bewegen weiß wie keine zweite Göre neben ihr. Obschon eine große Kritikerin par excellence ("Bin ja ein großer Kritiker von Pflicht-Wissen"), würde sie doch um nichts in der Welt "Kritikerin" als ihren Beruf angeben. Das wäre für sie gleichbedeutend mit dem Absturz in die "allgemeine Pointen-Bräsigkeit", mit dem Verlust an "haptischen Alltagserfahrungen", mit dem Eingewickeltsein in diese "schlimme neutrale Bettwäsche". Sie nennt sich nicht Kritikerin, sie nennt sich "Tausendsassa".
Sarah Kuttner hat alles im Kopf, was man wissen muß, wenn man sich in der Zweiten Moderne dranmacht, auf dem geduldigen Papier "ich" zu sagen. Bei den meisten Ich-Autoren, so steht zu vermuten, verliert das Papier ja früher oder später seine Geduld. Da steht dann "ich", das Buch denkt: jetzt muß aber was Dolles kommen - und dann tritt man nur wieder in eine jener autobiographischen Falltüren, als sei der freie Fall ins Leben eines anderen schon etwas Dolles an sich. Bekenntnisse sind ja gut und schön, denkt das Buch, wir ersaufen in Bekenntnissen, wohin wir blättern und klicken - aber mich, das Buch, möge man bitte nur mit solchen Bekenntnissen behelligen, aus denen sich Erkenntnisse ableiten lassen. Alles andere läßt mir die Seiten zu Berge stehen! Da wird's dann für die Mehrzahl der bekennenden Ich-Autoren schon eng.
Nicht so für Sarah Kuttner. Sie ist in ihrem rotzfrechen Plapperstil eine Phänomenologin ersten Ranges, stets aufgedreht und voll da, sie sieht das Ganze im Detail, umfährt weiträumig die schweren Wackersteine der festgefügten Begriffe und behält so "die federleichte Abgründigkeit von ,Friends of mine'", wie sie einmal zur Frage von Lieblingssongwriters schreibt. In ihrem Buch kein falscher Ton, nirgends. Das liegt daran, daß sie nie in irgendeiner ontologischen Pause versackt - Pausen sind ihr so und so ein Greuel -, sondern beweglich die Perspektive des funktionalen Äquivalents durchhält: "Vielleicht sollte man beim Wiesn-Hit zur Abwechslung mal nicht auf Lebensfreude, sondern auf Schwermut setzen. Paßt ja genausogut zu exzessivem Alkohol-Konsum." Den Konstruktivismus hat Kuttner intus, ohne daß er eine Chance hätte, sich bei ihr zur "Position" zu verfestigen. Wenn sie eher beiläufig vom "Zeit/Raum-Konstrukt" ihrer Leser spricht, hat das nichts Runterziehendes, nichts, durch das sich irgendeine Leidenschaft ausgebremst fühlen müßte. Sarah Kuttners Konstruktivismus will nur verhindern, daß das Denken familiär wird. Sie kratzt nach jeder Party den Mehltau von der Scheibe, sorgt mit einem Schuß Hochprozentigem für freie Sicht, wo alles mit Standpunkten zugestellt ist: "Tolle einfache Welt! Plötzlich ist alles wieder interessant, spannend und sexy."
Ihr Verfahren ist ebenso additiv wie reduktiv: Sie zählt tausend Sachen auf - welch ein Wissen um den Mikrokosmos der Alltagsdinge, von H-Milch über Bohrinseln bis zum Platzeck-Bart! All diese Sachen löst sie aus dem Zusammenhang des Meinens und Bekennens, in dem sie uns normalerweise entgegentreten. Mehr als dieses nackte Aufzählen von Tatsachen ist heute nicht mehr möglich, gibt sie zu verstehen. Die Alternative wäre, unsachlich zu sein. Mit ihrer brabbelnden Sachlichkeit ähnelt ihr Buch den zahlreichen Listen-Büchern, die sich zur Zeit so gut verkaufen, weil sie die Welt in Listenform erkennbarer machen, als es irgendwelche Einteilungen in Epochen und Autoritäten je vermochten. Sarah Kuttners Buch steht an der Spitze aller Listenbücher, die uns das Leben verschönern, weil sie Mut machen, an der richtigen Stelle "ich" zu sagen und es an der falschen lieber bleiben zu lassen.
Das große Thema der Kuttner ist natürlich die Zeit, wie es schon für Augustinus et al. das große Thema gewesen ist. Die Zeit, die vergeht und deren schierer Ablauf die Natur der Dinge, Gedanken und Gefühle verändert. Nichts ist je so, wie es vorher war, alles schreit zum Himmel, weil es vergeht - die stärksten Stellen des Buches rühren an diesen Punkt. Zitieren wir zu diesem Schlüsselthema einen längeren Passus aus dem "Oblatendünnen Eis": "Ich bin, obwohl ich tagtäglich die Duftkerze des Lebens an allen möglichen Enden abfackele, noch ziemlich faltenfrei, und auch sonst versprühe ich eigentlich eine ziemlich rüstige Aura: Ich kann sehr schnell gehen, höre aufpeitschende Popmusik und bezeichne mich nach wie vor als ,Mädchen'. Trotzdem weiß ich sehr wohl (und muß es jetzt also anerkennen): Ab 25 fährt man körperlich Rolltreppe abwärts, und mit dem einsetzenden Dahinkompostieren sollte ich mich also langsam auch mal mit dem ewigen Trendthema ,Erwachsenwerden' beschäftigen." Augustinus, obschon für Sarah Kuttner als "Pflicht-Wissen" ein rotes Tuch, hat es nur anders, aber nichts anderes gesagt.
Sie erkennen sich wieder? Sie kommen gerade zu sich selbst? Sie wollen mehr lesen? Jetzt sofort und nicht erst später, wenn Sie das Buch in Händen halten? Mehr als die folgende kleine Zugabe läßt der Platz nicht zu. Es geht darum, wie die Autorin merkt, daß sie älter wird, und was dieser Prozeßcharakter des Daseins für sie bedeutet: "Generell esse ich gerne gut. Gut im Sinne von besser. Ich will Rucola und Feldsalat statt Eisbergsalat. Ich will Carpaccio und Vitello Tonnato statt Spaghetti Carbonara. In Italo-Restaurants, die ,Pizzeria San Marco' heißen, geh' ich gar nicht erst rein. Ebenso wie ich plötzlich Petting-Partner ablehne, die mir eine auf dem Fußboden liegende Matratze als Bett verkaufen wollen, verkeimte Badezimmer haben und Kiffen und Saufen als Extremsport betreiben. Wie konnte es so weit kommen? Ich fange offenbar an, anzuerkennen, daß das Heute eine tolle Sache ist, daß man dem Morgen aber auch nicht absprechen sollte, morgen ein Heute sein zu dürfen. Mit anderen Worten: Ich werde erwachsen. Fuck."
Sarah Kuttners Kolumnensammlung ist ein Buch über die Welt von heute, eine Tausendsassa-Lektüre, die sich gewaschen hat.
CHRISTIAN GEYER
Sarah Kuttner: "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens". Kolumnen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2006. 191 S., br., 8,95 [Euro].
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Aber morgen ist auch noch ein Tag: Sarah Kuttners Kolumnen
Eine leidenschaftliche Kritikerin des Pflicht-Wissens legt mit federleichter Abgründigkeit ihr erstes Buch vor: Sarah Kuttner, die sich "Mädchen" nennt, ist eine Leitfigur der unter Dreißigjährigen. Aber lesen sie selbst!
Als wir, einer lieben Gewohnheit folgend, letzte Woche auf MTV die Lateshow "Kuttner." sahen (das ist neben "Domian" im Augenblick die realitätshaltigste Sendung im deutschen Fernsehen), da schlug uns der ultimative Satz zärtlicher Buchkritik entgegen. Der Satz, gesprochen von einem weiblichen Fan der "Kuttner."-Moderatorin Sarah Kuttner, lautete so: Wenn ich ein Buch wäre, dann würde ich mich von Sarah Kuttner schreiben lassen. Kann man schöner sagen, was man meint? Gewiß, die Buchkritik hat viele Gesichter. So kann man ein Buch zum Beispiel packend finden, sehr, sehr schön oder toll oder einfach nur verzückt stammeln. Aber noch nie ist gehört worden, daß ein Kritiker sich in seiner Leidenschaft dermaßen vergaß, daß ihm der Satz herausrutschte: Wenn ich ein Buch wäre, würde ich mich von XY schreiben lassen.
Für diesen Satz bedarf es des besonderen Buchs, auf das er gemünzt ist: auf Sarah Kuttners eben erschienene Kolumnensammlung "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens". Warum möchte ein Buch so heißen? Weil die Welt ein Dreidrittelwissen nicht mehr hergibt. Und warum möchte es von Sarah Kuttner geschrieben werden? Weil diese Autorin - eine Leitfigur der unter Dreißigjährigen, wie es im Klappentext heißt - sich auf dem oblatendünnen Eis unserer Zeit zu bewegen weiß wie keine zweite Göre neben ihr. Obschon eine große Kritikerin par excellence ("Bin ja ein großer Kritiker von Pflicht-Wissen"), würde sie doch um nichts in der Welt "Kritikerin" als ihren Beruf angeben. Das wäre für sie gleichbedeutend mit dem Absturz in die "allgemeine Pointen-Bräsigkeit", mit dem Verlust an "haptischen Alltagserfahrungen", mit dem Eingewickeltsein in diese "schlimme neutrale Bettwäsche". Sie nennt sich nicht Kritikerin, sie nennt sich "Tausendsassa".
Sarah Kuttner hat alles im Kopf, was man wissen muß, wenn man sich in der Zweiten Moderne dranmacht, auf dem geduldigen Papier "ich" zu sagen. Bei den meisten Ich-Autoren, so steht zu vermuten, verliert das Papier ja früher oder später seine Geduld. Da steht dann "ich", das Buch denkt: jetzt muß aber was Dolles kommen - und dann tritt man nur wieder in eine jener autobiographischen Falltüren, als sei der freie Fall ins Leben eines anderen schon etwas Dolles an sich. Bekenntnisse sind ja gut und schön, denkt das Buch, wir ersaufen in Bekenntnissen, wohin wir blättern und klicken - aber mich, das Buch, möge man bitte nur mit solchen Bekenntnissen behelligen, aus denen sich Erkenntnisse ableiten lassen. Alles andere läßt mir die Seiten zu Berge stehen! Da wird's dann für die Mehrzahl der bekennenden Ich-Autoren schon eng.
Nicht so für Sarah Kuttner. Sie ist in ihrem rotzfrechen Plapperstil eine Phänomenologin ersten Ranges, stets aufgedreht und voll da, sie sieht das Ganze im Detail, umfährt weiträumig die schweren Wackersteine der festgefügten Begriffe und behält so "die federleichte Abgründigkeit von ,Friends of mine'", wie sie einmal zur Frage von Lieblingssongwriters schreibt. In ihrem Buch kein falscher Ton, nirgends. Das liegt daran, daß sie nie in irgendeiner ontologischen Pause versackt - Pausen sind ihr so und so ein Greuel -, sondern beweglich die Perspektive des funktionalen Äquivalents durchhält: "Vielleicht sollte man beim Wiesn-Hit zur Abwechslung mal nicht auf Lebensfreude, sondern auf Schwermut setzen. Paßt ja genausogut zu exzessivem Alkohol-Konsum." Den Konstruktivismus hat Kuttner intus, ohne daß er eine Chance hätte, sich bei ihr zur "Position" zu verfestigen. Wenn sie eher beiläufig vom "Zeit/Raum-Konstrukt" ihrer Leser spricht, hat das nichts Runterziehendes, nichts, durch das sich irgendeine Leidenschaft ausgebremst fühlen müßte. Sarah Kuttners Konstruktivismus will nur verhindern, daß das Denken familiär wird. Sie kratzt nach jeder Party den Mehltau von der Scheibe, sorgt mit einem Schuß Hochprozentigem für freie Sicht, wo alles mit Standpunkten zugestellt ist: "Tolle einfache Welt! Plötzlich ist alles wieder interessant, spannend und sexy."
Ihr Verfahren ist ebenso additiv wie reduktiv: Sie zählt tausend Sachen auf - welch ein Wissen um den Mikrokosmos der Alltagsdinge, von H-Milch über Bohrinseln bis zum Platzeck-Bart! All diese Sachen löst sie aus dem Zusammenhang des Meinens und Bekennens, in dem sie uns normalerweise entgegentreten. Mehr als dieses nackte Aufzählen von Tatsachen ist heute nicht mehr möglich, gibt sie zu verstehen. Die Alternative wäre, unsachlich zu sein. Mit ihrer brabbelnden Sachlichkeit ähnelt ihr Buch den zahlreichen Listen-Büchern, die sich zur Zeit so gut verkaufen, weil sie die Welt in Listenform erkennbarer machen, als es irgendwelche Einteilungen in Epochen und Autoritäten je vermochten. Sarah Kuttners Buch steht an der Spitze aller Listenbücher, die uns das Leben verschönern, weil sie Mut machen, an der richtigen Stelle "ich" zu sagen und es an der falschen lieber bleiben zu lassen.
Das große Thema der Kuttner ist natürlich die Zeit, wie es schon für Augustinus et al. das große Thema gewesen ist. Die Zeit, die vergeht und deren schierer Ablauf die Natur der Dinge, Gedanken und Gefühle verändert. Nichts ist je so, wie es vorher war, alles schreit zum Himmel, weil es vergeht - die stärksten Stellen des Buches rühren an diesen Punkt. Zitieren wir zu diesem Schlüsselthema einen längeren Passus aus dem "Oblatendünnen Eis": "Ich bin, obwohl ich tagtäglich die Duftkerze des Lebens an allen möglichen Enden abfackele, noch ziemlich faltenfrei, und auch sonst versprühe ich eigentlich eine ziemlich rüstige Aura: Ich kann sehr schnell gehen, höre aufpeitschende Popmusik und bezeichne mich nach wie vor als ,Mädchen'. Trotzdem weiß ich sehr wohl (und muß es jetzt also anerkennen): Ab 25 fährt man körperlich Rolltreppe abwärts, und mit dem einsetzenden Dahinkompostieren sollte ich mich also langsam auch mal mit dem ewigen Trendthema ,Erwachsenwerden' beschäftigen." Augustinus, obschon für Sarah Kuttner als "Pflicht-Wissen" ein rotes Tuch, hat es nur anders, aber nichts anderes gesagt.
Sie erkennen sich wieder? Sie kommen gerade zu sich selbst? Sie wollen mehr lesen? Jetzt sofort und nicht erst später, wenn Sie das Buch in Händen halten? Mehr als die folgende kleine Zugabe läßt der Platz nicht zu. Es geht darum, wie die Autorin merkt, daß sie älter wird, und was dieser Prozeßcharakter des Daseins für sie bedeutet: "Generell esse ich gerne gut. Gut im Sinne von besser. Ich will Rucola und Feldsalat statt Eisbergsalat. Ich will Carpaccio und Vitello Tonnato statt Spaghetti Carbonara. In Italo-Restaurants, die ,Pizzeria San Marco' heißen, geh' ich gar nicht erst rein. Ebenso wie ich plötzlich Petting-Partner ablehne, die mir eine auf dem Fußboden liegende Matratze als Bett verkaufen wollen, verkeimte Badezimmer haben und Kiffen und Saufen als Extremsport betreiben. Wie konnte es so weit kommen? Ich fange offenbar an, anzuerkennen, daß das Heute eine tolle Sache ist, daß man dem Morgen aber auch nicht absprechen sollte, morgen ein Heute sein zu dürfen. Mit anderen Worten: Ich werde erwachsen. Fuck."
Sarah Kuttners Kolumnensammlung ist ein Buch über die Welt von heute, eine Tausendsassa-Lektüre, die sich gewaschen hat.
CHRISTIAN GEYER
Sarah Kuttner: "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens". Kolumnen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2006. 191 S., br., 8,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
So begeistert ist Christian Geyer, dass er mit Augustinus einen Gewährsmann für diese Kolumnensammlung bemüht, den Sarah Kuttner gar nicht gern hat. Steht dieser doch, wie Geyer selber anmerkt, für das von der Kolumnistin geschmähte "Pflicht-Wissen". Macht nichts, findet Geyer, und lässt seiner Begeisterung freien Lauf: "Ein Buch über die Welt von heute" und darüber, wie die Zeit vergeht, eine "Tausendsassa-Lektüre"! Die Autorin habe alles im Kopf, was man wissen müsse, "wenn man sich in der Zweiten Moderne dranmacht, 'ich' zu sagen": Den rotzfrechen Plapperstil, das phänomenologische Rüstzeug, den immer richtigen Ton sowie die "brabbelnde Sachlichkeit", mit der es ihr gelinge, so Geyer, "additiv wie reduktiv" die Dinge aus ihrem gewohnten Zusammenhang zu lösen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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