Statt 25,00 €**
16,99 €
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)

inkl. MwSt. und vom Verlag festgesetzt.
Sofort per Download lieferbar
  • Format: ePub

Ein Roman, so schnell erzählt wie »Kill Bill« von Tarantino.
Cemile Sahin meldet sich mit einem rasanten Roman zurück: Eine kurdische Hochzeit in Rotterdam. Ein Scharfschütze, der im Laufe des Abends einen Schuss abfeuert. Eine Gruppe von Freunden zwischen den Niederlanden, Deutschland und Kurdistan, für die auf einmal nichts mehr ist, wie es war. Ein Kunstraub. Waffen aus dem 3D-Drucker. Gefängnis. Im Stil eines Actionfilms mit schnellen Cuts erzählt Cemile Sahin die Geschichte eines Verräters, von Rache, Liebe und Freundschaft, so eindringlich, politisch, auf der Höhe der Zeit, wie nur…mehr

Produktbeschreibung
Ein Roman, so schnell erzählt wie »Kill Bill« von Tarantino.

Cemile Sahin meldet sich mit einem rasanten Roman zurück: Eine kurdische Hochzeit in Rotterdam. Ein Scharfschütze, der im Laufe des Abends einen Schuss abfeuert. Eine Gruppe von Freunden zwischen den Niederlanden, Deutschland und Kurdistan, für die auf einmal nichts mehr ist, wie es war. Ein Kunstraub. Waffen aus dem 3D-Drucker. Gefängnis. Im Stil eines Actionfilms mit schnellen Cuts erzählt Cemile Sahin die Geschichte eines Verräters, von Rache, Liebe und Freundschaft, so eindringlich, politisch, auf der Höhe der Zeit, wie nur sie es kann.

»Die Entschiedenheit, Klarheit, Härte und Sicherheit im Ton von Cemile Sahin ist eine Wucht.« FAS.


Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in D, A, B, BG, CY, CZ, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Cemile Sahin ist Autorin und Künstlerin und wurde 1990 in Wiesbaden geboren. Sie hat in London und Berlin studiert und ist ars viva-Preisträgerin für Bildende Kunst. 'TAXI' war ihr Debütroman, 'ALLE HUNDE STERBEN' ihr zweiter, 'KOMMANDO AJAX' ihr dritter Roman. Für ihr Schreiben wurde Cemile Sahin mit der Alfred Döblin-Medaille ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.    
Rezensionen
»Sahin vereint Pop und Politik, Zugänglichkeit und künstlerischen Anspruch.« Missy Magazine 20240917

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Kommando Ajax" kommt zur rechten Zeit, glaubt Rezensent Philipp Stadelmaier. Oder anders gesagt: Diese Zeit, in der Menschen dringende Gründe haben, Asyl zu suchen und dort, wo sie Asyl suchen, "wie Kriminelle behandelt werden", bringt einen Roman wie diesen erst hervor. Was für eine Zeit das ist, davon erzählt dieser Roman nicht nur, sondern er zeigt es, meint Stadelmaier, mit den Mitteln der Literatur, die er sich zugleich aneignet und als Waffe gegen diese Wirklichkeit verwendet. Im Zentrum der Geschichte steht der Tod von Keko Korkmaz, von hier aus schauen wir mit der Autorin in zwei Richtungen: das Leben der Familie in Kurdistan unter der Macht der türkischen Regierung, dann die Flucht, der Umgang mit der Tragödie, unter der Macht der niederländischen Mehrheitsgesellschaft. Diese durchaus spannende und unterhaltsame Geschichte liest sich oft wie ein Drehbuch, Sahin erzählt in einer stakkatoartigen Sprache, nutzt Stichpunkte, Beschreibungen von Kameraeinstellungen, und Bildcollagen, lesen wir, aber auch Wiederholungen, Namen, Schriftbild, Klang - die Mittel der Literatur, um die Wirklichkeit darzustellen und dabei keine Lücken zu lassen. Der Text mag etwas überkonstruiert wirken, so Stadelmeier, sein Umgang mit Sprache ungewohnt und nicht unbedingt elegant, aber wann ist Widerstand, auch wenn er künstlerisch ist, schon elegant, fragt er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.10.2024

Oha,
ein Thriller
Die enorm wandlungsfähige Künstlerin
Cemile Sahin hat mit „Kommando Ajax“ ihr drittes
Buch veröffentlicht, ein spannend-experimentelles.
VON PHILIPP STADELMAIER
Rotterdam, 1995. Die kurdische Familie Korkmaz feiert die Hochzeit ihres jüngsten Bruders Keko. Für den Anlass haben seine Geschwister – vier Brüder und eine Schwester – einen Hochzeitssaal gemietet. Die Stimmung ist ausgelassen. Doch dann fällt ein Schuss, der Bräutigam sinkt tödlich getroffen zu Boden.
Es ist dieses traumatische Ereignis, das Cemile Sahin im Zentrum ihres neuen Romans platziert. Von dort geht es in zwei Richtungen weiter. Zum einen wird die Vorgeschichte erzählt: das Leben der Geschwister in Kurdistan, die Tyrannisierung der Kurden durch die türkische Regierung, die Flucht nach Holland. Zum anderen geht es in Zehnjahresschritten (2005, 2015, 2025) in die Zukunft, in der die Korkmaz’ versuchen, mit dem Verlust des Bruders und dem eigenen Leben zurande zu kommen.
Für ihren Debütroman „Taxi“ wurde die selbst kurdische, in Wiesbaden geborene Autorin und Konzeptkünstlerin 2020 mit der Alfred-Döblin-Medaille ausgezeichnet; ihr zweiter Roman, „Alle Hunde sterben“, handelte von Folter und Gewalt in der Türkei. „Kommando Ajax“ folgt nun kurdischen Lebenswegen ins Exil. Die Männer arbeiten auf dem Bau und gründen später eine eigene Baufirma. Die Frauen räumen den Männern hinterher, befreien sich von gewalttätigen Partnern oder machen Karriere als Putzfrau. Ein Bruder wollte Fußballer werden und wurde Sänger, ein anderer ist spielsüchtig. Und dann gibt es noch die nächste Generation, bestehend aus Schwimmtalenten und Glücksspielern. Treibende Kraft der Geschichte ist der älteste Bruder, Ali Hüseyin, der von einer Karriere als Maler träumt. Überzeugt von der eigenen Genialität und ohne Kenntnis der europäischen Kunstgeschichte, deren Meisterwerke er jedoch perfekt zu kopieren versteht, produziert er überwiegend Selbstporträts, mit einem Berg aus der kurdischen Heimat im Hintergrund.
Nun ist „Kommando Ajax“ nicht nur ein Familienroman, sondern auch ein unterhaltsamer, etwas überkonstruierter Thriller, in dem sich die Fäden rund um die Frage, warum Keko sterben musste, nach und nach verbinden. Es ist außerdem ein Roman über Fußball (Ajax Amsterdam!) und die Geschichte eines Kunstraubs. Als Verbündeter der Familie erweist sich der Geschäftsmann, Ganove und Fußballnarr Muzo, auch er Kurde und Deus ex Machina der Handlung.
Mit Muzos Hilfe lehnen sich die Korkmaz’ gegen ihr Schicksal auf. Aber auch der Roman lehnt sich gegen sein Schicksal auf, nur ein Roman zu sein. Vielmehr liest er sich wie ein Drehbuch oder ein szenisches Protokoll zu einem Film. Immer wieder tauchen „Close-ups“, „Zooms“ oder Kamerafahrten auf, wird beschrieben, was „wir hören“ oder „wir sehen“. Orte und Personen der Szenen werden stichpunktartig angegeben („Dêrsim, Kurdistan“), Dialoge stehen nach einem Doppelpunkt („Ali Hüseyin: Ich werde Maler!“), es gibt „Zeitsprünge“ und „Rückblenden“. Der Text selbst wird von poppigen Bild-Text-Collagen begleitet, die Sahim selbst gestaltet hat und deren Hintergründe aus wolkigen Himmeln oder Ausschnitten alter Gemälde bestehen.
Durch den Mix der Medien soll das Buch ins Gesicht springen wie die Bilder eines Films. Die Schrift soll verblassen, die Seite Leinwand werden. Man mag darin eine leere konzeptkünstlerische Geste sehen. Und doch steckt dahinter eine klare Intention: Keine Lücken dürfen offen, keine Bilder ungezeigt, keine Fragen unbeantwortet bleiben. Wenn da steht: „Ali Ekber ist spielsüchtig“, steht da auch: „Das bedeutet: Er ist unfähig, finanzielle oder emotionale Konsequenzen des Spieles zu akzeptieren.“ Wenn gefragt wird: „Was ist ein Mann in dieser Geschichte?“, werden wir rasch aufgeklärt („jemand, der nach der Tragödie, ein Mann werden zu müssen, sich der Tragödie stellen musste, Brot zu verdienen.“)
Sahins Roman besteht aus wenigen Kommas und vielen Punkten, wenig Verschachtelungen und vielen Aussagen. Nun ist es ein gängiger Reflex der Kritik, Vereindeutigungen abzulehnen und darauf zu pochen, die Entfaltung der Bilder und Bedeutungen den Lesenden zu überlassen. „Kommando Ajax“ fällt hingegen in die Leerstellen ein, um jene Kräfte, die scheinbar „wie aus dem Nichts“ zuschlagen, explizit zu machen. „Aber aus dem Nichts gibt es in dieser Geschichte nicht“, schreibt Sahin einmal. „Das ist Macht.“ Diese Macht geht von der türkischen Regierung aus, von der holländischen Mehrheitsgesellschaft, von den Kriminellen, die mit der Familie Korkmaz eine Rechnung offen haben.
Bewusst gesetzt sind auch die zahlreichen Redundanzen. „Ein Maler malt sich selbst.“ Wer „eine Waffe sieht, weiß, was eine Waffe tut. Eine Waffe schießt.“ Und eine Figur namens Bené, der Boxer, boxt sich ihren Weg durch den Text, indem das wiederkehrende B sich senkt und hebt, wie ein flinker, hochschnellender Arm. Diese Verdoppelungen sind nicht elegant, aber Strategien eines Widerstandes, der mit den Mitteln der Sprache geleistet wird. Die Wiederholungen machen die tragischen Verkettungen deutlich, in denen sich die Korkmaz’ wiederfinden, während sie diese Wirklichkeit auch parodieren, verfremden, zerschlagen. Vor dem Abrutschen ins Alberne ist diese Rhetorik nicht gewappnet. Die Chefin der Rotterdamer Niederlassung des Auktionshauses Christie’s, dem die Gebrüder Korkmaz ein neues Dach verpassen, heißt Agatha Christie, „Engländerin. 27 Jahre alt“, eine „Blondine mit braunen Strähnchen“ und zum Abschuss freigegebene Karikatur einer Karrierefrau. Das Vorgehen, sich den Namen einer historischen Figur anzueignen und neu zu besetzen, ist dennoch spannend, ebenso wie das postmoderne Spiel mit den Namen anderer realer Persönlichkeiten – der Galerist David Zwirner taucht auf und der 2021 verstorbene Dirigent Bernard Haitink. Auf diese Weise unterwirft Sahin die Wirklichkeit, die für die Korkmaz’ eine ständige Gefahr bedeutet, ihrer Fiktion.
In Zeiten, in denen Migranten und Asylsuchende von Europa wie Kriminelle behandelt werden, kommt dieser Roman über eine geflohene Familie ganz richtig. Er zeigt, in was für einer Welt wir leben, um ihr den Kampf anzusagen.
Sahins Roman besteht
aus wenigen Kommas
und vielen Punkten
Wiederholungen
machen die tragischen
Verkettungen deutlich
Für ihren Debütroman „Taxi“ wurde die in Wiesbaden geborene Autorin und Konzeptkünstlerin Cemile Sahin 2020 mit der Alfred-Döblin-Medaille ausgezeichnet.
Foto: Miriam Marlene Waldner
Cemile Sahin: Kommando Ajax. Roman. Aufbau Verlag, Berlin 2024. 352 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr