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Inhaltsangabe:Einleitung: Gegenstand dieser Arbeit ist Schweigen in Konversationen. Vom Schweigen wird wenig gesprochen, und doch wird ihm bedeutendes nachgesagt. Gleich hier muß allerdings differenziert werden: Nicht immer ist Nicht-Reden gleichzeitig bedeutsam. Ich möchte daher zunächst eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Stille und Schweigen treffen. Erstere steht außerhalb eines sprachlichen Zusammenhangs und in Opposition zu Geräusch oder Lärm. Von Schweigen kann nur in Kommunikationssituationen die Rede sein, wenn es in Opposition zu Reden und in einem linguistischen Kontext…mehr

Produktbeschreibung
Inhaltsangabe:Einleitung: Gegenstand dieser Arbeit ist Schweigen in Konversationen. Vom Schweigen wird wenig gesprochen, und doch wird ihm bedeutendes nachgesagt. Gleich hier muß allerdings differenziert werden: Nicht immer ist Nicht-Reden gleichzeitig bedeutsam. Ich möchte daher zunächst eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Stille und Schweigen treffen. Erstere steht außerhalb eines sprachlichen Zusammenhangs und in Opposition zu Geräusch oder Lärm. Von Schweigen kann nur in Kommunikationssituationen die Rede sein, wenn es in Opposition zu Reden und in einem linguistischen Kontext steht. Die Wirtin schweigt, sie hat nichts gesagt, kein Laut drang an K.'s Ohr, dennoch entnimmt K. diesem Schweigen eine ganz bestimmte Aussage. Seine Interpretation des Schweigens findet sich in seiner nächsten Äußerung wieder. Wir Leser finden das nicht erstaunlich, im Gegenteil, machen wir es doch Tag für Tag genauso. Schweigen bedeutet uns häufig etwas, sogar ganz unterschiedliches. Befragt zu seiner exzessiven Verwendung von Pausen und Schweigen in seinen Dramen, schreibt Harold Pinter: "We communicate only too well in our silences". Wie aber gelingt es uns, dieses gleichförmige, lautlose Sprechen in den jeweiligen Situationen richtig, als das eine und nicht das andere, zu deuten? Wie ist es möglich, daß es für uns einmal die Ablehnung einer Bitte darstellt, ein andermal ein Eingeständnis von Schuld oder Ausdruck von Ignoranz, da es doch in sich immer dasselbe bleibt: Schweigen? Die Form bleibt, der Inhalt und die Funktion sind veränderlich. Aus der Form des Schweigens selbst ist dieser Funktionswandel nicht erklärbar. Ähnlich der "Null" in der Mathematik ist das Schweigen "nichts" und doch auch "nicht nichts". Der Schluß liegt nahe, daß seine Bedeutung von dem abhängt, was es umgibt: ein veränderter Kontext verändert die Funktion von Schweigen. Wenn die Qualität von Schweigen aber vollkommen von dessen Kontext abhängig ist, muß dieser analysiert werden, um die Bedeutung des jeweiligen Nicht-Redens klären zu können. Der konkrete linguistische Kontext in den Schweigen hier gestellt wird, ist Reden, und zwar Miteinanderreden, Gespräche, verbale Interaktion. Doch ich möchte darauf hinweisen, daß Schweigen nicht nur mit Reden, sondern verbaler Kommunikation und Kommunikation jeglicher Art in Verbindung steht. Auf welcher Ebene auch immer kommuniziert werden kann, stets ist die Möglichkeit vorhanden, zu schweigen. Dies gilt für schriftliche [...]

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