Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Soziologie - Medizin und Gesundheit, Note: 2,0, Universität Augsburg, Veranstaltung: Biopolitik, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Verlangen nach der "Überwindung von unerträglich gewordenen Spannungen" ist ein sehr altes menschliches Verlangen. Schon immer und in allen Kulturkreisen haben die Menschen nach Möglichkeiten gesucht sich von belastenden Spannungen zu lösen und solche auch gefunden: Sei es durch das Trinken oder Rauchen indischen Hanfs oder das Kauen von Betel. Viele Völker und Stämme setzen sich mit Hilfe von Koffein in erregende Zustände, oder suchen Entspannung in systematischen Atemübungen und/ oder rituellen Gebets-Gesängen. Im 21. Jahrhundert ist der Drang nach Leistung und Erfolg in der westlichen Gesellschaft stärker als je zuvor. Der Druck, der von der Leistungsgesellschaft auf das Individuum ausgeübt wird, ist enorm. Um in eben dieser Gesellschaft bestehen zu können ist die Fähigkeit zur Überwindung der Spannungen und Belastungen wichtiger denn je. Die Angst des Einzelnen vor dem Altern, vor Müdigkeit, Überforderung, Unvollkommenheit, Aufmerksamkeitsverlust und depressiven Verstimmungen etc. steigt zunehmend an und somit auch die Suche nach Auswegen. Bereits 1932 hat Aldous Huxley solche Auswege gefunden - wenn auch nur in seinem dystopischen Roman "Brave New World". Gut siebzig Jahre später sind wir dieser "Schönen neuen Welt" schon sehr Nahe. Den Neurowissenschaften und der Pharmaindustrie sei Dank. Doch letztendlich muss auch angemerkt werden, dass so genannte "Glückspillen" wie das Antidepressiva Fluctin® (in den USA bekannt als Prozac®) und/ oder das ADS/ADHS-Medikament Ritalin®, Schönheitsoperationen, Keimbahninterventionen etc. nur deswegen solch einen Boom erfahren konnten und können, da diese "verbessernden" Maßnahmen - auch Enhancement genannt - den "Nerv der Zeit" treffen. Der Griff zu leistungs- und wohl-befindlichkeits-steigernden Psychopharmaka wie auch das Bedürfnis sich Schönheitsoperationen zu unterziehen etc. geschieht aus dem Zwang heraus, gesellschaftlich einwandfrei funktionieren und glücklich sein zu müssen. Im Zuge dieser Arbeit möchte ich versuchen, darzustellen, dass das Thema Enhancement schwierig zu beleuchten und kontrovers zu diskutieren ist. Es gibt hier keine klaren Ansagen, kein klares "Ja" oder "Nein" bezüglich Enhancement-Praktiken. Um sich eine Meinung zu bilden und sich für oder gegen Enhancement zu entscheiden, müssen eine Reihe von Fragen gestellt werden und viele Kriterien erfüllt sein.
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