Flexionsklassen bilden synchron formale Differenzierungen ohne funktionales Äquivalent - eine Überlegung, die wiederholt zu Abbauprognosen verleitet hat. Dass Klassifizieren im Verbalbereich auf den ersten Blick noch weniger sinnvoll erscheint als in der Deklination, war der Grund, Konjugationsklassenwandel ins Zentrum zu stellen.
Gezeigt wird zum einen, dass Konjugationsklassen in der Geschichte der germanischen Sprachen keineswegs zwingend abgebaut, sondern erhalten, reorganisiert und zuweilen neu entwickelt werden. Zum anderen wird deutlich, dass Konjugationsklassenwandel nicht willkürlich, sondern prinzipiengesteuert verläuft, indem er z.B. funktional an den Wandel grammatischer Kategorien wie Tempus gekoppelt ist (wo er dem Relevanzprinzip folgt) und frequenziellen Faktoren unterliegt (kategorielle und lexikalische Frequenz).
Im Theorieteil wird erstmals ein umfassender Katalog interner Parameter von Flexionsklassen-wandel erarbeitet. Der Analyseteil untersucht im flexiblen diachronen Kontrast ausgewählte Fallbeispiele aus dem Deutschen (inkl. Dialekten) und weiteren germanischen Sprachen (u.a. Schwedisch, Westfriesisch, Färöisch), nach Erwartbarkeit gegliedert in Abbau, Umbau und Ausbau von Konjugationsklassen.
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"Als besonders gelungen zu werten ist Teil II, welcher überzeugend und in vorbildlicher methodischer Klarheit wichtige Definitionen liefert und wohlüberlegte Entscheidungen präsentiert. Insbesondere dieser Teil ist - wie auch das gesamte Buch - unabhängig von einem Interesse an den hier untersuchten germanischen Sprachen, jedem Morphologen ausdrücklich zu empfehlen."
Marc-Olivier Hinzelin in: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 2015; 34(1): 137-142
Marc-Olivier Hinzelin in: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 2015; 34(1): 137-142