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Erfinder, Staatsmann, Gründervater: Über einen, der unser Land prägte wie kaum ein Zweiter Konrad Adenauer hat die Bundesrepublik Deutschland geprägt wie kaum ein Zweiter. Er setzte die soziale Marktwirtschaft durch, söhnte Deutschland mit Frankreich aus und verankerte den Bonner Staat im Westen. Werner Biermann erzählt dieses Jahrhundertleben, das von Bismarck bis zu den Beatles reichte. Auf der Grundlage bisher nicht beachteter Quellen, jahrelanger Recherchen sowie ausführlicher Gespräche mit der Familie schildert er den ebenso faszinierenden wie dramatischen Lebensweg Adenauers, seine Ideen…mehr

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Produktbeschreibung
Erfinder, Staatsmann, Gründervater: Über einen, der unser Land prägte wie kaum ein Zweiter Konrad Adenauer hat die Bundesrepublik Deutschland geprägt wie kaum ein Zweiter. Er setzte die soziale Marktwirtschaft durch, söhnte Deutschland mit Frankreich aus und verankerte den Bonner Staat im Westen. Werner Biermann erzählt dieses Jahrhundertleben, das von Bismarck bis zu den Beatles reichte. Auf der Grundlage bisher nicht beachteter Quellen, jahrelanger Recherchen sowie ausführlicher Gespräche mit der Familie schildert er den ebenso faszinierenden wie dramatischen Lebensweg Adenauers, seine Ideen und Ziele, seine Schwächen und Ängste. Besonderes Gewicht legt Biermann dabei auf das Leben vor der Kanzlerschaft: den politischen Aufstieg im Kaiserreich, die steile Karriere als Kölner Oberbürgermeister und prominenter Reichspolitiker in der Weimarer Republik und nicht zuletzt den jähen Absturz während des «Dritten Reiches» - der ihn beinahe das Leben gekostet hätte, als er 1944 verhaftet wurde. Dabei wird eines klar: Ohne sein in der Literatur bisher vernachlässigtes Vorleben ist der legendäre Kanzler nicht zu begreifen. Ein grandios geschriebenes Porträt - und ein fesselndes Panorama deutscher Geschichte von der Kaiserzeit bis zum Kalten Krieg.

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Autorenporträt
Werner Biermann (1945-2016) war Autor und Filmemacher und realisierte etwa fünfzig lange Dokumentarfilme, darunter «Am Abgrund. Anatomie der Kubakrise» (2002) und «Der Erste Weltkrieg - Alptraum Verdun» (2004). Für seine Arbeiten wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a. «Strauß. Aufstieg und Fall einer Familie» (2006, Neuausgabe 2015) und «Der Traum meines ganzen Lebens. Humboldts amerikanische Reise» (2008).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2017

Schlüssel in der Schublade
Adenauer-Biographien

Zum 50. Todestag von Konrad Adenauer am 19. April sind neue Biographien erschienen. Sie zehren von großen Studien, die Hans-Peter Schwarz und Henning Köhler vor einem Vierteljahrhundert publizierten. Dem Journalisten Werner Biermann (1945-2016) gelingt im ersten Teil seines Buches - "Der treue Sohn seines Vaters" - eine einfühlsam-dichte Schilderung des Aufstiegs der Adenauers in Köln aus kleinsten Verhältnissen und Konrads Blitzkarriere in der Domstadt: 1906 als Dreißigjähriger Beigeordneter, 1917 Oberbürgermeister: "Sein Führungsstil ist autoritär und wird es jetzt für immer bleiben." Über das am 13. März 1933 von Nazis abgesetzte Stadtoberhaupt heißt es: "Am Abend zuvor ist er noch einmal in seinem Dienstzimmer gewesen, ganz allein. (. . .) Er hat die privaten Dinge aus dem Schreibtisch genommen, hat mit dem Schlüssel des Oberbürgermeisters unten die große Rathaustür abgeschlossen - und den Schlüssel eingesteckt. Bis zu seinem Tod 1967 wird er ihn in einer kleinen, mit Samt ausgeschlagenen Schachtel in seiner Schreibtischschublade aufbewahren, als Symbol dafür, dass er, und nur er, der rechtmäßige Herr im Kölner Rathaus ist."

Nicht immer auf der Höhe der Forschung, aber fesselnd erzählt, geht es im zweiten Teil weiter: "Kanzler im Kalten Krieg". Über Verhandlungen mit der FDP infolge der "Spiegel"-Affäre 1962 schreibt Biermann: "Es ist ein Sieg, aber nur noch ein ganz knapper, glanzloser Sieg, zustande gekommen durch Trickserei, Täuschung und Lügen." Nüchterner urteilt die Zeithistorikerin Marie-Luise Recker. Nur 100 Seiten benötigt sie für ihr vorzügliches Porträt. Adenauer habe als Bundeskanzler bis Herbst 1963 seine Richtlinienkompetenz extensiv ausgelegt und sein Umfeld gern drastisch gemaßregelt. Er sei kein Erzieher zur Demokratie gewesen, sondern ein "großer Polarisierer". Der "gravierendste Makel" seiner Regierungszeit sei "ohne Frage das Ausbleiben eines öffentlichen Diskurses über die NS-Vergangenheit" gewesen; dabei hätten "auch taktische Überlegungen eine Rolle" gespielt.

RAINER BLASIUS

Werner Biermann: Konrad Adenauer. Ein Jahrhundertleben. Rowohlt Verlag, Berlin 2017. 614 S., 29,95 [Euro].

Marie-Luise Recker: Konrad Adenauer. Leben und Politik. Verlag C. H. Beck, München 2017. 112 S., 8,85 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.04.2017

„Er hatte ja nie
Küsschen gegeben“
Werner Biermanns anschauliche Adenauer-Biografie
Der verblüffendste Satz des Buches steht auf Seite 74: „Politik interessiert ihn generell nicht.“ Das sollte sich freilich gewaltig ändern. Denn der politische Ignorant (noch mit knapp 30 Jahren) ist kein Geringerer als Konrad Adenauer, der später politisch doch einiges vorweisen kann: 14 Jahre Oberbürgermeister von Köln, Präsident des Preußischen Staatsrates, und, vor allem, der erste und mit 14 Jahren der nach Helmut Kohl am längsten amtierende deutsche Kanzler, der zudem, bisher einzigartig, der Union 1957 an den Wahlurnen eine absolute Mehrheit beschert hat.
Gibt es einen besonderen Grund, sich jetzt wieder an den knorrigen und alles andere als wortgewandten „Alten“ zu erinnern? Das Nächstliegende wäre der Todestag Adenauers, der sich am 19. April zum 50. Mal jähren wird. 1967 ist er im Alter von 91 Jahren gestorben. Merkwürdigerweise geht aber der Rowohlt-Verlag auf dieses Datum gar nicht ein, sondern rühmt nur seinen Autor Werner Biermann, „den dramatischen Lebensweg Adenauers, seine Ideen und Ziele, seine Schwächen und Ängste ebenso faszinierend wie historisch genau“ nachvollzogen zu haben. Das kann man weitgehend bestätigen, auch wenn der im vergangenen Jahr überraschend auf einer Tunesien-Reise mit 71 Jahren gestorbene Biermann nicht immer die Quellen benennen kann, wenn er mal wieder, der erzählerischen Atmosphäre zuliebe, manches ein bisschen fantasievoll ausschmückt. Etwa wenn er über Adenauers Vater („das Muster eines preußischen Beamten“) mutmaßt, der habe „womöglich von Brasilien“ als Auswanderungsland „geträumt“. Oder er manchmal zu wissen vorgibt, was Adenauer „denkt“. Trotz dieser etwas romanhaften Geschichtsschreibung hat sich Biermann als Autor von diversen Fernsehdokumentationen (Lieblingsfigur: Franz Josef Strauß) und einigen Büchern einen Namen gemacht.
Biermanns Stärke ist denn auch die Anschaulichkeit. Etwa wenn er die brutale, sich nur auf Befehl, Gehorsam und Pflichterfüllung stützende Erziehung Adenauers durch seinen überstrengen Vater, einen Kölner Kanzleirat, eingehend beschreibt. Eine pädagogische Haltung, die Adenauer zum Leidwesen seiner eigenen Kinder (sieben in zwei Ehen) weitgehend übernimmt. So wird sich sehr viel später sein Enkel Konrad angesichts der sich innig umarmenden Staatsmänner Charles de Gaulle und seines Großvaters wundern: „Er hatte ja nie Küsschen gegeben, nicht einmal im engsten Familienkreis.“ Dass selbst der bewunderte und weltweit angesehene Staatsmann Adenauer den (Über-)Vater nie ganz los wird, zeigt, dass er in seiner Schreibtischschublade bis zum Lebensende 70 Jahre lang einen Brief aufbewahrt, in dem er sich gegen dessen Vorwurf der Geldverschwendung für eine Italienreise wehrt.
Werner Biermann kann natürlich den Kanzler nicht neu erfinden. Er stützt sich in seiner Darstellung auf die bekannten großen Biografien von Hans-Peter Schwarz und Henning Köhler, aber er führte auch viele Gespräche mit Adenauers Nachkommen, mit seinen langjährigen Sekretärinnen, vor allem mit Anneliese Poppinga, mit Dolmetschern, aber auch etwa mit dem früheren US-Verteidigungsminister Robert McNamara oder dem einstigen sowjetischen U-Boot-Kommandanten Michael Shumakow. Denn die gefährlichste Krise der Weltgeschichte findet zur Zeit der Kanzlerschaft Adenauers statt. Der strebt selbst nicht nur die atomare Bewaffnung, sondern auch – gemeinsam mit Frankreich und Italien – sogar die Produktion von Nuklearbomben an. Die Franzosen stoppen 1959 den bereits in Rom paraphierten Vertrag. Und erst als ihm US-Außenminister John Foster Dulles deutlich macht, dass die USA im Kriegsfall auch in Deutschland Atomwaffen einsetzen werden, zuckt der darüber tief entsetzte Adenauer zurück. Biermann zufolge ist damit für Adenauer die bisher beschworene „Politik der Stärke“ gescheitert. Es sei deshalb für ihn die Wiedervereinigung nicht mehr ein wesentliches Ziel gewesen, wenn damit die Gefahr eines Atomkrieges heraufbeschworen werde. So sah es auch schon Henning Köhler, der allerdings Adenauer vorwarf, dass er die amerikanische Position nicht richtig verstanden habe, die mit ihrer Politik der Abschreckung genau einen Atomkrieg habe verhindern wollen.
Zurück zu McNamara und Shumakov. Die beiden machen noch einmal überdeutlich, wie nah die Welt während der Kuba-Krise vor dem Abgrund stand. Das sagte der 2009 gestorbene McNamara so wörtlich („We’re on the brink“) zu Biermann. Als die Sonne am 27. Oktober 1962 aufging, habe er sich ernsthaft überlegt, ob dies wohl der letzte Samstag der Menschheit sei, bevor sie in einem apokalyptischen Atomkrieg ausgelöscht werde. Dass es nicht dazu kommt, ist nicht nur den Staatenlenkern der USA und der Sowjetunion, den „Feiglingen“ (so Biermann augenzwinkernd) John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow, zu verdanken, die beide schließlich doch noch einlenken, sondern vielleicht auch Michael Shumakow. Als ein US-Zerstörer versucht, sein U-Boot zu rammen, lässt er seinen nuklearen Torpedo an Bord und taucht lieber ab. In anderen Berichten gilt diese Ehre einem Wassilij Archipow; doch alle Varianten haben gemeinsam, dass McNamaras Einschätzung der realen Lage entsprach.
Biermann wurde mal als „Alt-68er“ bezeichnet. Dies wird auch gelegentlich deutlich, etwa wenn er sich über den „idiotischen Ehrenkodex“ der Offiziere im Ersten Weltkrieg oder über Adenauers „infame Polemiken“ (nicht nur gegen Willy Brandt) empört. Dennoch kommt sein Protagonist im Großen und Ganzen gut weg. Ja, einmal findet Biermann sogar zu einem Merkelschen Ton und rühmt Adenauers Politik als „zwingend und ohne Alternative“.
RALF HUSEMANN
Der Autor interviewte zahlreiche
Weggefährten des „Alten“,
unter ihnen Robert McNamara
Werner Biermann:
Konrad Adenauer – Ein Jahrhundertleben. Rowohlt-Verlag Berlin, 2017, 613 Seiten,29,95 Euro.
E-Book 25,95 Euro.
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Werner Biermanns Adenauer-Biographie ist eine Bereicherung. Wer Details wissen möchte, besonders über die Frühzeit der Bundesrepublik, der wird sich rasch an ihr festlesen. Deutschlandradio