Der Mainzer Jurist und Diplomat Konrad Humery hat in den Jahren vor 1467 die 'Consolatio Philosophiae' des Boethius erstmals für ein breites Laienpublikum verdeutscht. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dieser in drei Handschriften überlieferten deutschen Übersetzung. Sie weist nach, dass Humerys 'Tröstung der Weisheit' nicht nur lebenspraktischer Trosttext in der Volkssprache ist, sondern dass sie die philosophischen Implikationen des Ausgangstexts im Zuge einer anspruchsvollen, sprachlich-begrifflichen Annäherung ernst nimmt. Für diese Neubewertung wird die Übersetzung breit kontextualisiert und in die Tradition der lateinischen, europäisch-volkssprachigen und deutschen 'Consolatio'-Rezeption eingeordnet. Die Berücksichtigung der Überlieferung, ihrer Paratextualität, Medialität und Materialität, zeigt darüber die historischen Entstehungs- und Existenzbedingungen vor allem dort, wo die verlorene Vorlage die Einschätzung der Übersetzungsqualität erschwert hat. Damit leistet die Untersuchung eine neue Einordnung der Übersetzung in das literaturwissenschaftliche Koordinatensystem der volkssprachigen Antikenrezeption des 15. Jahrhunderts.
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