Inhaltsangabe:Einleitung: Wir leben heute in einem Europa, welches das Ziel von Zuwanderern aus allen Teilen der Welt geworden ist. Mit den zunehmenden Migrationsbewegungen weltweit verbreiten sich auch solche Krankheiten über den ganzen Globus, die einst nur in einem kleinen und begrenzten Gebiet endemisch waren (siehe AIDS!). Mit den Menschen aus anderen Ländern gelangen neue kulturelle Einflüsse nach Europa und damit auch nach Deutschland. Aber das Bewußtsein für die vorhandene größer gewordene Vielfalt der Kulturen und die damit einher gehenden Veränderungen für das gesellschaftliche Leben ist in den Köpfen der Einheimischen bisher noch nicht ausreichend gereift. Von den Zuwanderern wird verlangt, daß sie sich integrieren sollen, wobei Integration vielerorts mit Assimilation gleichgesetzt wird. Diese Haltung behindert eine angemessene gesellschaftspolitische Handlungsweise, welche die Migranten berücksichtigt, wenn sie sich nur an der Mehrheitsbevölkerung orientiert. Im Falle von AIDS werden somit viele Migrantengruppen nicht erreicht, wenn es um Präventionskampagnen geht, die als Zielgruppe nur einheimische Bevölkerungsgruppen im Visier haben. Auf diese Weise können falsche Annahmen zu AIDS und risikobehaftetes Sexualverhalten unberührt fortbestehen und sich damit die Gefahr erhöhen, daß sich AIDS eben in jenen Gruppen weiter ausbreitet. Das Robert Koch-Institut stellt anläßlich des Welt-AIDS-Tages 1998 in einer Pressemitteilung fest, daß aus Entwicklungsländern stammende Ausländer von den in den letzten Jahren erweiterten therapeutischen Fortschritten faktisch weitgehend ausgeschlossen werden, und nur vereinzelt von den verbesserten Behandlungsmöglichkeiten durch eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung der HIV-Infektion profitieren [68]. Auch innerhalb der Sozialarbeit in Deutschland wird diese multikulturelle Realität nur in unzureichender Weise berücksichtigt. Dies spiegelt sich auch in der Literatur zur AIDS-Beratung wider, die sich weitestgehend an den "klassischen" heimischen "Risikogruppen": Homosexuellen Männern, Intravenös Drogenabhängigen, Blutern und in gewissem Maße auch Heterosexuellen, orientiert. Menschen aus anderen Kulturen werden in dieser Kategorisierung meistens nicht explizit erwähnt. Dahinter steckt vielleicht die Annahme, daß "ein bißchen mehr vom Gleichen" auch in der Beratung mit ethnischen Minderheiten Erfolge zeitigen wird. Andererseits könnte auch der Gedanke dahinter sein, daß eine explizite Erwähnung und [...]
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