Die Geschichte des deutschen Rechnungshofs wirft epochenübergreifend neues Licht auf die deutsche Haushaltspolitik im 20. Jahrhundert. Das Schicksal eines Staates lasse sich "gewissermaßen biometrisch" daran ablesen, wie seine Rechnungsprüfung funktioniere, schrieb der 1933 aus Deutschland geflüchtete Finanzexperte und Reichstagsabgeordnete Kurt Heinig. Denn die Kontrolle sei keine "Nebenfunktion" staatlicher Finanzverwaltung. Vielmehr bilde sie einen unverzichtbaren Teil des finanzpolitischen Entscheidungsprozesses. Die staatliche Finanzkontrolle findet sich in national unterschiedlich aufgebauten Rechnungshöfen organisiert. Für Deutschland war das bis 1945 der Rechnungshof des Deutschen Reiches. An dessen Stelle trat nach zonalen Übergangsbehörden 1950 der Bundesrechnungshof. Hans-Peter Ullmann untersucht die Geschichte des deutschen Rechnungshofs auf breiter empirischer Grundlage von der Weimarer Republik über das "Dritte Reich" bis in die frühe Bundesrepublik. Unter dem Leitgedanken der Entwicklung von der nachherigen Kontrolle zur vorgängigen Beratung zeigt der Autor die Brüche, Kontinuitäten und Verwerfungen der Haushaltspolitik im 20. Jahrhundert auf und liefert damit eine Tiefenbohrung in die deutsche Zeitgeschichte.
»ein überaus spannendes Panoptikum der Brüche, Kontinuitäten und Verwerfungen der Haushaltspolitik - und (...) ein detailreiches Bild von Deutschland in den verschiedenen Rechtsregimen.« (Norbert Janz, Verwaltungsrecht-Zeitschrift der Landes- und Kommunalverwaltung (LKV), 11/2021) »Hans-Peter Ullmann hat eine überaus gründliche und lesenswerte Studie verfasst, welche die Forschungslücken zum Rechnungshof im 20. Jahrhundert in beträchtlichen Teilen schließen kann« (Christoph Raichle, H-Soz-Kult, 14.07.2022) »die Fülle an Quellen, die Dichte der Details sowie die Intensität des Textes erweisen sich als beeindruckend und zeugen von der jahrzehntelangen Expertise (des) (...) Autors.« (Marcus Böick, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1/2023)