Jan Ballweg untersucht die Reformfähigkeit von Kirche und Ordenswesen im frühen 14. Jahrhundert. Während das Avignoneser Papsttum eine spirituell gespeiste Kirchenreform verhinderte, wie sie als Institutionalisierung einer charismatischen Erneuerung in Cluny oder Cîteaux frühere Phasen von Kirchenreformen geprägt hatte, läßt sich in der Diskussion des Konzils von Vienne (1311) über die Exemtion der religiösen Orden (Befreiung von der bischöflichen Aufsicht und direkte Unterstellung unter den Papst) der Ansatz zu einer Reformdiskussion erkennen. Darin kamen konziliare, episkopale und päpstlich-hierarchische Modelle zur Sprache. In verschiedenen Reformversuchen von Johannes XXII. und besonders im Wirken des Zisterzienserpapstes Benedikts XII. wurde dieser gescheiterte Reformversuch unter kirchenrechtlichem Rückgriff auf die Reformtradition des 13. Jahrhunderts wieder aufgegriffen und gegen den teilweise erheblichen Widerstand der Orden zu einer Reform ausgestaltet. Benedikts XII. Reform war ungewohnt detailfreudig konzipiert und intendierte erhebliche Auswirkungen auf die Lebensweise der Mönche, die Verfassung der Orden und den Umgang mit Klosterbesitz. Benedikt XII. respektierte den Willen der Orden nach Selbstbestimmung, ohne ihnen aber zu große Freiheit zu gewähren. In dieser ausgewogenen Politik zeigt er sich als Kenner des Ordenswesens. Der biographische Hintergrund seiner Handlungsoptionen, seine frühen Prägungen und politischen Erfahrungen als Zisterzienserabt, Bischof und Inquisitor sowie als theologisch sachverständiger Kardinal unter Johannes XXII. geben der Darstellung ihr chronologisches Gerüst. Mit der Einbeziehung von Benedikts XII. theologischem Schrifttum rundet Jan Ballweg seine Studie ab. Geboren 1966; 1987-92 Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Romanistik in Heidelberg und Florenz; 1992 Magister Artium; 1997 Promotion; seit 1999 Wiss. Mitarbeiter der Theologischen Fakultät (Ockham-Forschungsstelle) der Universität Heidelberg.
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