Warum gestaltete sich die Arbeitszeitsenkung im Kaiserreich äußerst konfliktintensiv und langwierig, während sie in den 1950er und 1960er Jahren rasch und fast völlig konfliktfrei umgesetzt werden konnte? Der Vergleich dieser zentralen Phasen der Arbeitszeitsenkung in Deutschland zeigt, dass dafür keineswegs allein unterschiedliche ökonomische oder politische Bedingungen ausschlaggebend waren. In einer unternehmensgeschichtlichen Perspektive wird vielmehr deutlich, dass Firmenleitungen die "Arbeitszeitfrage" jeweils vollkommen anders bewerteten. Ausschlaggebend dafür waren unterschiedliche Vorstellungen des Unternehmens: Dem Patriarchalismus des Kaiserreichs stand mit der Sozialpartnerschaft in der Bundesrepublik ein stark verändertes Verständnis von Unternehmen und Unternehmern gegenüber. In beiden Fällen handelte es sich jedoch um idealtypische Leitbilder für eine kooperative Organisation von Arbeit. Am Beispiel der Unternehmen Siemens und Bayer arbeitet Albrecht Franz die Bedeutung dieser Kooperations-Ideale für die Arbeitszeitsenkung heraus. Damit markiert diese Studie nicht nur einen Perspektivenwechsel in der Arbeitszeitgeschichte, sondern bricht auch mit dem Konflikt-Narrativ in der Geschichte industrieller Beziehungen.
Die Arbeit wurde 2014 mit dem "Südwestmetall-Förderpreis" für den wissenschaftlichen Nachwuchs ausgezeichnet.
Die Arbeit wurde 2014 mit dem "Südwestmetall-Förderpreis" für den wissenschaftlichen Nachwuchs ausgezeichnet.