Gerade chronisch-degenerative Krankheiten sind sehr interpretationsfähige Phänomene, die zudem ein maximales Unsicherheitspotential aufweisen. Wie sie bewältigt werden, hängt damit zum einen von spezifischen krankheitsbezogenen Vorstellungen ab, die man summarisch als "Alltagswissen" bezeichnen kann. Zum anderen ist hier entscheidend, wie Individuen Unsicherheiten im Hinblick auf ihre Möglichkeiten von Handlung und Gestaltung generell beurteilen. Werden Unsicherheiten eher als von außen kommende, schicksalhafte Gefahren interpretiert, denen man nahezu schutzlos ausgesetzt ist und die man nur durch bestimmte Sinngebungsprozesse und Externalisierungen einigermaßen ertragen kann, oder werden diese eher als selbst steuerbare und von eigenen Entscheidungen und Handlungen abhängige Risiken eingeschätzt? Diese Frage ist deshalb von Bedeutung, weil für diese beiden grundlegend verschiedenen Modi der Wahrnehmung und Interpretation von Realität auch unterschiedliche Formen der Ansprache ihrer Träger angezeigt sind.
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