Max Kretzer, dessen lebendige Romane stark von Zola, Dickens und Freytag beeinflusst wurden, war überzeugter Sozialist. Auch in seinen pointiert geschriebenen Gedichten thematisiert er die Welt der Arbeiter und kleinen Leute, der ewig Betrogenen. Die vorliegende Sammlung enthält im ersten Teil während des Ersten Weltkriegs verfasste Werke, die allerdings auf Grund der militärischen Zensur erst 1919 erscheinen konnten. Sie sind eine wichtige Ergänzung zu allen im Jubiläumsjahr 2014 erschienen Sachbüchern und Monografien für unsere im Frieden aufgewachsene europäische Generation. Den Krieg kennt sie nur als volltechnisiertes Geschehen in der Ferne. In Max Kretzers Gedichten können wir nacherleben, was einer der grausamsten Kriege für den Einzelnen bedeutete. Die sich anschließenden Zeitsatiren und Revolutionsgedichte sind so kritisch und frech wie witzig, verfolgen aber die gleiche politische Perspektive: Der Bürgersozialist, dem die Revolution heute Abend gerade nicht passt, wird genauso aufs Korn genommen wie die Dichter-Kollegen, z. B. Wedekind, Hauptmann und Ibsen. Es lohnt sich, diesen außergewöhnlichen Schriftsteller wiederzuentdecken.
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