"Mortal Engines - Krieg der Städte" ist der Auftaktband zu Philip Reeves monumentaler Fantasyserie voller Luftschiffe und Piraten, Kopfgeldjäger und Aeronauten - und fahrender Städte. Niemand hatte mit einem Attentat gerechnet. Als das Mädchen mit dem Tuch vor dem Gesicht ein Messer zückt, um den Obersten Historiker Londons, Thaddeus Valentine, umzubringen, kann ihm der junge Gehilfe Tom in letzter Sekunde das Leben retten. Er verfolgt das Mädchen, das jedoch durch einen Entsorgungsschacht in die Außenlande entkommt. Dass Valentine, statt seinem Retter zu danken, den Jungen gleich mit hinausstößt, konnte ebenfalls beim besten Willen keiner ahnen ... Damit beginnt Toms abenteuerliche Odyssee durch die Großen Jagdgründe zurück nach London. Begleitet wird er von der unbeirrbaren Hester Shaw, die fest entschlossen ist, den Mord an ihren Eltern zu rächen. Sie treffen auf Sklavenhändler und Piraten, werden von einem halbmenschlichen Kopfgeldjäger verfolgt und von einer Aeronautin namens Anna Fang gerettet. Und all das, während Valentine plant, mittels einer Superwaffe aus dem Sechzig-Minuten-Krieg die Feinde der fahrenden Städte zu vernichten ... Für Leser von Philip Pullman oder J.R.R. Tolkien und Fans von Peter Jackson. "Mortal Engines - Krieg der Städte" ist der erste Band des "Mortal Engines"-Quartetts Band 2: Mortal Engines - Jagd durchs Eis Band 3: Mortal Engines - Der Grüne Sturm Band 4: Mortal Engines - Die verlorene Stadt
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2019Städte auf
dem Vormarsch
Philip Reeves berühmte
„Mortal Engines“-Serie
Es wird eng für die Traktionsstadt London, die mühsam zu einer Hochebene hinaufkriecht, wo „die von Städten zerwühlte Erde mit einer dünnen Schneeschicht überzogen“ ist: „Weit dahinter, aber nicht annähernd weit genug weg, folgte Panzerstadt Bayreuth: nicht länger ein bedrohlicher Fleck am Horizont, sondern eine gewaltige dunkle Masse aus Ketten und eisernen Stockwerken. Über dem Rauch der Fabriken und den Abgaswolken war die goldene Filigranarbeit des kunstvollen Oberdecks deutlich zu erkennen.“
Es scheint, als werde London ein Opfer jener Taktik werden, mithilfe derer es sich selbst lange bereichert und ernährt hat. Vertikal angeordnete Städte verschiedener Größe bewegen sich auf gigantischen Ketten durch die Landschaft und „fressen“ kleinere oder schwächere Siedlungen auf – das heißt, sie schlucken sie durch eine Rampe, schlachten sie aus und versklaven ihre Bewohner. „Städtedarwinismus“ heißt dieses Prinzip des stärkeren urbanen Kolosses, nach dem die Welt funktioniert, seit vor Jahrhunderten der sogenannte 60-Minuten-Krieg die gesamte globale Zivilisation zerstörte. Amerika wurde vollkommen unbewohnbar, der Rest der Welt ist aufgeteilt in Traktionsstädte, statische Siedlungen, und radikale Splittergruppen, die das ganze technische Ökosystem bekämpfen, das auf Ausbeutung der Ressourcen anderer und der verbleibenden Natur beruht.
Das ist das postapokalyptische Steampunk-Universum der „Predator Cities“Reihe, 2001 erdacht vom britischen Autor Philip Reeve. Gerade ist der erste Band, „Krieg der Städte“, von Christian Rivers verfilmt worden. Das Ergebnis ist optisch extrem aufwendig, aber atmosphärisch eher mau (SZ vom 17.12.). Die Verfilmung hat allerdings den erfreulichen Nebeneffekt, dass Reeves Bücher neu aufgelegt worden sind. Nach 2003 und 2008 ist es der dritte Anlauf, Reeves Parallelwelt voller machiavellistischer Gestalten, gnadenloser Cyborgs und grandioser, mobiler Monsterbauten ins Deutsche zu übertragen. In einer Neuübersetzung von Nadine Püschel und Gesine Schröder hat der Tor – Imprint des Fischer-Verlages – die ersten beiden Bände, „Krieg der Städte“ und „Jagd durchs Eis“, bereits publiziert; die beiden übrigen, „Der Grüne Sturm“ und „Die verlorene Stadt“, werden im Februar und Mai 2019 erscheinen.
Philip Reeve, ein gelernter Illustrator, ist ein Fan altertümlichen Hightechs, einer Mischung aus futuristischer und viktorianischer Maschinerie. Im Zentrum der Erzählung „Mortal Engines – Krieg der Städte“ stehen der naive, gutherzige Tom Natsworthy, ein junger Geselle der Historikergilde von London, und Hester Shaw, ein Mädchen, das vor allem von seinen Rachegelüsten am Leben erhalten und angetrieben wird. Hesters Familie wurde ermordet, und ihr einziges Ziel ist es, den Verantwortlichen, Londons Chefarchäologen Thaddeus Valentine, zu bestrafen. Dass sie mit Valentine enger verbunden ist, als sie ahnt, und wie diese Entdeckung ihr eigenes Schicksal und das der Traktionsstadt beeinflussen wird, steht im Zentrum des ersten Bandes. Es wird viel gekämpft und viel gestorben in diesen Büchern, aber die Gewalt ist nie Selbstzweck. Sie betont die Fragilität des Lebens in einer existenzfeindlichen, zugleich aber konzeptionell faszinierenden und in Reeves erzählerischer Umsetzung seltsam attraktiven Welt.
Dass die grässliche Gesichtsnarbe, die in den Büchern Hesters halbes Gesicht bedeckt, in der Filmversion zu einer Art Kratzer reduziert wurde, hat viele Fans aufgebracht. Tatsächlich ist diese Entstellung ein bedeutender Aspekt der komplexen, starken und zugleich verunsicherten Heldin. Sie wird im Laufe der Serie Dinge tun, die man von einem einfacher gestrickten Protagonisten nicht erwarten würde. Doch das ist es, was Reeves Bücher, der nebenbei auch sprachlich ein bemerkenswerter Stilist ist, von anderen Science-Fiction-Geschichten für Jugendliche und junge Erwachsene unterscheidet: Ähnlich wie George Martin im „Lied von Eis und Feuer“ bewegen sich die Gestalten seines geradezu dickensischen Panoptikums in einem Spektrum von Graustufen – nur wenige sind ganz böse, wie Londons Oberbürgermeister Magnus Crome, oder vollständig gut, wie Tom.
„Mortal Engines“ hat, was der Autor immer wieder betont, keine ausdrückliche Botschaft. „Um interessant zu sein, muss Literatur Fragen aufwerfen, sie aber nicht unbedingt beantworten“, sagte Philip Reeve einmal. Angesichts des Kampfes um begrenzte Ressourcen als Triebfeder der Existenz, kann man unschwer einen ökologischen Subtext aus all dem filtern. Der Fluch der Menschheit, alte Fehler immer wieder zu begehen, lastet auch auf diesem postapokalyptischen Kosmos. Vor allem aber sind die Mortal-Engines-Bücher eine extrem unterhaltsame, kinetische Lektüre.
ALEXANDER MENDEN
Philip Reeve: Mortal Engines – Krieg der Städte. Aus dem Englischen von Nadine Püschel und Gesine Schröder. Fischer Tor, Frankfurt am Main, 2018. 336 Seiten, 12 Euro.
Philip Reeve, ein gelernter
Illustrator, ist ein Fan
altertümlichen Hightechs
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dem Vormarsch
Philip Reeves berühmte
„Mortal Engines“-Serie
Es wird eng für die Traktionsstadt London, die mühsam zu einer Hochebene hinaufkriecht, wo „die von Städten zerwühlte Erde mit einer dünnen Schneeschicht überzogen“ ist: „Weit dahinter, aber nicht annähernd weit genug weg, folgte Panzerstadt Bayreuth: nicht länger ein bedrohlicher Fleck am Horizont, sondern eine gewaltige dunkle Masse aus Ketten und eisernen Stockwerken. Über dem Rauch der Fabriken und den Abgaswolken war die goldene Filigranarbeit des kunstvollen Oberdecks deutlich zu erkennen.“
Es scheint, als werde London ein Opfer jener Taktik werden, mithilfe derer es sich selbst lange bereichert und ernährt hat. Vertikal angeordnete Städte verschiedener Größe bewegen sich auf gigantischen Ketten durch die Landschaft und „fressen“ kleinere oder schwächere Siedlungen auf – das heißt, sie schlucken sie durch eine Rampe, schlachten sie aus und versklaven ihre Bewohner. „Städtedarwinismus“ heißt dieses Prinzip des stärkeren urbanen Kolosses, nach dem die Welt funktioniert, seit vor Jahrhunderten der sogenannte 60-Minuten-Krieg die gesamte globale Zivilisation zerstörte. Amerika wurde vollkommen unbewohnbar, der Rest der Welt ist aufgeteilt in Traktionsstädte, statische Siedlungen, und radikale Splittergruppen, die das ganze technische Ökosystem bekämpfen, das auf Ausbeutung der Ressourcen anderer und der verbleibenden Natur beruht.
Das ist das postapokalyptische Steampunk-Universum der „Predator Cities“Reihe, 2001 erdacht vom britischen Autor Philip Reeve. Gerade ist der erste Band, „Krieg der Städte“, von Christian Rivers verfilmt worden. Das Ergebnis ist optisch extrem aufwendig, aber atmosphärisch eher mau (SZ vom 17.12.). Die Verfilmung hat allerdings den erfreulichen Nebeneffekt, dass Reeves Bücher neu aufgelegt worden sind. Nach 2003 und 2008 ist es der dritte Anlauf, Reeves Parallelwelt voller machiavellistischer Gestalten, gnadenloser Cyborgs und grandioser, mobiler Monsterbauten ins Deutsche zu übertragen. In einer Neuübersetzung von Nadine Püschel und Gesine Schröder hat der Tor – Imprint des Fischer-Verlages – die ersten beiden Bände, „Krieg der Städte“ und „Jagd durchs Eis“, bereits publiziert; die beiden übrigen, „Der Grüne Sturm“ und „Die verlorene Stadt“, werden im Februar und Mai 2019 erscheinen.
Philip Reeve, ein gelernter Illustrator, ist ein Fan altertümlichen Hightechs, einer Mischung aus futuristischer und viktorianischer Maschinerie. Im Zentrum der Erzählung „Mortal Engines – Krieg der Städte“ stehen der naive, gutherzige Tom Natsworthy, ein junger Geselle der Historikergilde von London, und Hester Shaw, ein Mädchen, das vor allem von seinen Rachegelüsten am Leben erhalten und angetrieben wird. Hesters Familie wurde ermordet, und ihr einziges Ziel ist es, den Verantwortlichen, Londons Chefarchäologen Thaddeus Valentine, zu bestrafen. Dass sie mit Valentine enger verbunden ist, als sie ahnt, und wie diese Entdeckung ihr eigenes Schicksal und das der Traktionsstadt beeinflussen wird, steht im Zentrum des ersten Bandes. Es wird viel gekämpft und viel gestorben in diesen Büchern, aber die Gewalt ist nie Selbstzweck. Sie betont die Fragilität des Lebens in einer existenzfeindlichen, zugleich aber konzeptionell faszinierenden und in Reeves erzählerischer Umsetzung seltsam attraktiven Welt.
Dass die grässliche Gesichtsnarbe, die in den Büchern Hesters halbes Gesicht bedeckt, in der Filmversion zu einer Art Kratzer reduziert wurde, hat viele Fans aufgebracht. Tatsächlich ist diese Entstellung ein bedeutender Aspekt der komplexen, starken und zugleich verunsicherten Heldin. Sie wird im Laufe der Serie Dinge tun, die man von einem einfacher gestrickten Protagonisten nicht erwarten würde. Doch das ist es, was Reeves Bücher, der nebenbei auch sprachlich ein bemerkenswerter Stilist ist, von anderen Science-Fiction-Geschichten für Jugendliche und junge Erwachsene unterscheidet: Ähnlich wie George Martin im „Lied von Eis und Feuer“ bewegen sich die Gestalten seines geradezu dickensischen Panoptikums in einem Spektrum von Graustufen – nur wenige sind ganz böse, wie Londons Oberbürgermeister Magnus Crome, oder vollständig gut, wie Tom.
„Mortal Engines“ hat, was der Autor immer wieder betont, keine ausdrückliche Botschaft. „Um interessant zu sein, muss Literatur Fragen aufwerfen, sie aber nicht unbedingt beantworten“, sagte Philip Reeve einmal. Angesichts des Kampfes um begrenzte Ressourcen als Triebfeder der Existenz, kann man unschwer einen ökologischen Subtext aus all dem filtern. Der Fluch der Menschheit, alte Fehler immer wieder zu begehen, lastet auch auf diesem postapokalyptischen Kosmos. Vor allem aber sind die Mortal-Engines-Bücher eine extrem unterhaltsame, kinetische Lektüre.
ALEXANDER MENDEN
Philip Reeve: Mortal Engines – Krieg der Städte. Aus dem Englischen von Nadine Püschel und Gesine Schröder. Fischer Tor, Frankfurt am Main, 2018. 336 Seiten, 12 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Lieber als in die Verfilmung von Christian Rivers zu gehen, sollte man zu diesem neu aufgelegten Band aus Philip Reeves "Mortal-Engines"-Reihe greifen, rät Rezensent Alexander Menden, der hier spannende, "kinetische Lektüre" entdeckt. Gebannt stürzt er sich in Reeves "futuristische und viktorianische" Welten, begleitet den gutmütigen Historiker Tom Natsworthy und die nach der Ermordung ihrer Familie von Rachegelüsten getriebene Hester Shaw durch postapokalyptische Traktionsstädte und bewundert Reeves Talent, seine vielschichtigen Charaktere mit allen Graustufen zwischen Gut und Böse auszustatten. Dass der Illustrator auch sprachlich überzeugt, erkennt der Kritiker in der gelungenen Übersetzung von Nadine Püschel und Gesine Schröder.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Vor allem aber sind die Mortal-Engines-Bücher eine extrem unterhaltsame, kinetische Lektüre. Alexander Menden Süddeutsche Zeitung 20190216