Propaganda und Manipulation erkennen, verstehen und widerstehen
Bisher habe ich mich mehr mit den Büchern von Christian Hardinghaus beschäftigt, die Themen zum Zweiten Weltkrieg behandelten, nun ist ein Sachbuch erschienen, dass ich fast schon als Lehrbuch bezeichnen würde. Hardinghaus nimmt sich
der tagtäglichen Propaganda und der Medienmanipulation an, die jeden (be-)trifft, der Nachrichten…mehrPropaganda und Manipulation erkennen, verstehen und widerstehen
Bisher habe ich mich mehr mit den Büchern von Christian Hardinghaus beschäftigt, die Themen zum Zweiten Weltkrieg behandelten, nun ist ein Sachbuch erschienen, dass ich fast schon als Lehrbuch bezeichnen würde. Hardinghaus nimmt sich der tagtäglichen Propaganda und der Medienmanipulation an, die jeden (be-)trifft, der Nachrichten hört oder sieht, die Zeitung liest, Internetnews konsumiert usw. Hat man dieses Buch gründlich bis zu Ende gelesen, wird man wahrscheinlich noch öfter über die vielen, unterschwelligen oder laut tönenden Indoktrinationsversuche stolpern als bisher.
Nachdem die Ursprünge und die historische Entwicklung der heutigen Propaganda erklärt wurden, zeigt der Autor auf, dass die Propaganda, die uns heute begegnet, allumfassend und sehr subtil bis sehr aggressiv auf uns wirkt. Die ersten beiden Kapitel heißen „Propaganda erkennen“ und „Propaganda verstehen“, die das perfekt beleuchten.
Das dritte Kapitel ist mit „Propaganda entlarven“ wie ein Lehrbuch aufgebaut und erklärt die Begriffe und Methoden, („Über 75 Formen und Techniken in praktischer Anwendung“). Hier sollte man sich vielleicht auch im Buch Notizen machen, wenn einem die eine oder andere Propagandamethode live begegnet. Die Propagandamethoden, die angesprochen werden, kannte ich mit ihrem wissenschaftlichen Namen nicht alle, aber Propaganda zu erkennen, ist für aufmerksame Leser und Hörer nicht ganz so schwer, wie gedacht. Die Einteilung in die sieben Grundformen der Propaganda fand ich sehr hilfreich, zum Glück reicht mein Englisch für die einführenden Originalworte aus. Aber es wird natürlich danach ausführlich erklärt. Für mich eine wahre Fundgrube waren die „Appelle“ und etwas Latein (hatte ich in der Schule nicht) lernte ich gleich noch mit. Oftmals beim Lesen der einzelnen Begriffserklärungen und Methoden hatte ich das Gefühl, ich lese hier über den Umgang der Medien mit der Corona-Pandemie, der „Klimakrise“, dem maroden Gesundheitswesen, den grünen Allmachts- und Heizphantasien. Propaganda kommt in vielen Verkleidungen daher! Medienmanipulation geht mit ihr Hand in Hand. Corona war ein Höhepunkt, der dann durch den Ukrainekrieg abgelöst wurde, aber die obrigkeitsergebene Masse wurde sofort in einem Atemzug auf den „richtigen Weg“ bei Strom, Gas, Heizen, AKW-Abschaltung, Waffenliefern etc. gebracht.
Kapitel vier befasst sich mit der Kriegspropaganda und erklärt sie anhand von Beispielen aus den Weltkriegen wie auch aus aktuellen Kriegen der letzten 70 Jahre, alles mit Details untermauert, die immer wieder erstaunen. Sehr interessant fand ich im Kapitel die "Erfindung" der professionellen Propaganda in Amerika und Großbritannien, damit habe ich mich bisher wenig beschäftigt und eine Menge Interessantes auf kurzem Wege gelernt. Der Kosovo-Krieg wiederum erinnert mich in vielem an die heutige Lage in der Ukraine und an die Propaganda rundherum. Die Kosovaren sind die „Guten“ gewesen, die Serben die „Bösen“ – die Propagandatrommel wurde auch in Deutschland kräftig geschlagen.
Im Kapitel fünf wird die Propaganda um den Ukrainekrieg beschrieben, die wir ja seit fast eineinhalb Jahren hautnah zu spüren bekommen.
Dem schließt sich das an, was ich als Medienkritik bezeichnen würde und von der ich hoffe, dass Journalisten, Zeitungsmacher, TV-Redakteure usw. sich so manchen Satz zu Herzen nehmen würden. Gerade die russische Kriegspropaganda, die um den ganzen Globus geht und sehr differenziert ihre Ziele sucht, wird sehr anschaulich beschrieben. Mein Problem ist aber, man wird zwar in den Medien und im ÖRR vollgetextet, aber die russische Seite wird mehr oder weniger ignoriert. Was man nicht veröffentlicht, braucht man ja auch nicht zu kommentieren oder zu analysieren. Das wäre aber für die Bevölkerung nicht schlecht. Dazu passt dieses Zitat von Seite 211: „Wenn aber weiter die Devise vorherrscht, dass das Verdrängen unangenehmer Inhalte sicherer wäre, als sich diesen zu stellen, geschieht gar nichts.“
Der Abschnitt zur ukrainischen Kriegspropaganda hat mir nicht ganz so gut gefallen, vielleicht hätten ein oder zwei Zwischenüberschriften das noch ein wenig strukturieren können. Und: Die Ukraine verspielt aus meiner Sicht viele Sympathien durch ihr aggressives, forderndes, beschuldigendes Propagandaverhalten gegenüber der westlichen Welt, aber insbesondere auch hier in Deutschland.
„Propaganda als Methode ausschließlich politischer Manipulation“ zu bezeichnen, das trifft aus meiner Sicht zu 100 Prozent zu. Sich davor zu schützen, das obliegt dem Menschen selbst. Dafür muss er sie erkennen, ich denke, dass dieses Ziel mit Hilfe von Christian Hardinghaus erreicht wird. Ich fühle mich sensibilisiert und werde auch in Zukunft das Buch als ein Nachschlagewerk für den „Propagandaalltag“ verwenden.
Das Buch ist gut lesbar, ja sogar unterhaltsam geschrieben, die Lehrbuchatmosphäre wird in den Hintergrund rückt. Ich freue mich immer wieder an Hardinghaus‘ Schreibstil, modern und unprätentiös.